Der EVVC zu Gast in Oberbayern / Und nicht out of Rosenheim sondern mittendrin
(Bad Homburg) - PPP und Privatisierung, Markenphilosophie und Namensrechte sowie der Dialog untereinander waren die drei großen Schwerpunkte der diesjährigen EVVC Management-Fachtagung, zu der sich rund 260 Führungskräfte der Veranstaltungsindustrie vom 10. bis 12. September 2006 im Rosenheimer Kultur- und Kongresszentrum trafen.
Es gibt keine funktionierenden Modelle, die die Kommunen vom finanziellen Risiko beim Betrieb einer Veranstaltungshalle komplett befreien, fasste August Moderer, Präsident des EVVC (Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren e.V.) und Geschäftsführer Congress Centrum Mainz, bei der Podiumsdiskussion zum Thema PPP, die vorangegangenen Vorträge aus Sicht der Rechtsanwälte Andrea Maria Kullack und Dr. Bernd Matthias Mack sowie die fünf Best Practice Beispiele aus der Branche zusammen.
Und in der Tat wurde deutlich, dass es sich bei PPP (Public Private Partnership) eben nicht um ein Modell handelt, bei dem die Kommunen sämtliche Schulden und Risiken an einen privaten Betreiber abladen können. Im Gegenteil handelt es sich bei PPP um Partnerschaft im besten Sinne des Wortes: Beide Parteien müssen sich frühzeitig um ihre Ziele im Klaren sein und dann die Risiken gemeinsam schultern. Dabei ist PPP kein Finanzierungs- sondern vielmehr ein Organisationsmodell, bei dem z.B. das Planungs-/ Bau- und Inbetriebnahmerisiko oder das Betriebsrisiko von der öffentliche Hand auf einen privaten Investor übertragen werden können, unter anderen aber das Finanzierungsrisiko und das gesetzliche Risiko geteilt wird.
Joachim Thomas von HSG Technische Service GmbH (Facility Management der Commerzbank Arena Frankfurt) brachte es auf den Punkt: Wer möchte, dass Eishockey in der Stadt stattfindet, muss auch das Risiko mit tragen, wenn es nicht funktioniert. Auch Gerfried G. Stieler von Gegenbauer Location Management schloss sich dieser Meinung an: Wenn eine Kommune eine Infrastrukturmaßnahme verwirklichen will und das ist Aufgabe der öffentlichen Hand muss sie sich auch finanziell beteiligen. Wichtig ist, dass alle Beteiligten an einem Tisch sitzen, und sich gemeinsam beraten. Das Refinanzierungsrisiko muss jedoch von der Stadt getragen werden.
Und genau dort sah Dr. Günter Vornholz von der Nord LB die Schwierigkeiten Es geht in der Regel nicht ohne operative Zuschüsse.
Eingestimmt in diesen Veranstaltungstag wurden die Teilnehmer nach der Begrüßung durch Oberbürgermeisterin Gabriele Brauer mit einem mitreißenden Vortrag von Hermann Scherer zum Thema Spielregeln für die Pole-Position in den Märkten von Morgen, der unter anderem anmahnte, dass unser Produkt erst durch die damit verbundene Emotion seinen Wert erhält. Emotionen führen zum Handeln, der Verstand zur Beurteilung.
Um Emotionen ging es auch im anschließenden Beitrag von Vok Dams, dessen Institut für Live-Marketing sich auf die Analyse des Marktes, die Entwicklung von Kommunikations-Strategien zur direkten Zielgruppenansprache, sowie auf die Steuerung und Umsetzung langfristiger und vernetzter Maßnahmen des Live-Marketing spezialisiert hat. Er unterstrich Scherers Worte und ergänzte, dass der Inszenierungswert anstatt der Gebrauchswert im Vordergrund stehen muss Die besten Stories überleben. Die Kongress- und Veranstaltungsbranche müsse um die Bedeutung von Marketingstrategien wissen, die unmittelbar mit dem Produkt verknüpft sind, und ihre Kunden dahingehend beraten.
Parallel zum Plenum veranstaltete die AG IV Technik am Montag und Dienstag ein interessantes Programm zum Thema Gebäudemanagement. Unter anderen erläuterte Brigitte von Welser, Geschäftsführerin Gasteig München, gemeinsam mit René Sigg, geschäftsführender Gesellschafter von Intep Intergrale Planung GmbH, die Modernisierungsprojekte während laufendem Betrieb im Münchener Gasteig als Operation am offenen Herzen.
Begonnen hatte die 7. EVVC Management-Fachtagung in Rosenheim am Sonntag Nachmittag erstmals mit einem offenen Forum unter dem Motto Learning by Talking. Zu insgesamt 16 ganz unterschiedlichen Themen in zwei 90minütigen Zeitblöcken konnten sich die Mitglieder bereits im Vorfeld anmelden und dann am sprichwörtlichen runden Tisch miteinander diskutieren. Auf großes Interesse fielen z.B. die Themen Controlling und Ehrenkarten-Problematik sowie Beschwerdemanagement und Risiko-Management. Ich finde es großartig, dass der EVVC dieses Forum geschaffen hat, um sich zu bestimmten Themen unter den Mitgliedern auszutauschen. Gerade das Netzwerk unter Kollegen macht den unglaublichen Wert des Verbandes aus, der somit nochmals gesteigert wird, freut sich Matthias Schultze, Direktor des Internationalen Kongresszentrums Bundeshaus Bonn (IKBB) und teilt damit die Meinung der meisten Beteiligten. Bereits jetzt wurde im Vorstand beschlossen, diese Veranstaltungsform auch für die kommenden Management-Fachtagungen beizubehalten.
Der letzte Konferenztag, Dienstag, 12.09.2006, stand ganz im Zeichen des Themas Marken und Namensrechte.
Univ.-Prof. Dr.habil. Christoph Burmann führte in das Thema ein mit seinem Vortrag über Markenphilosophie Nachhaltiges Wachstum durch identitätsorientierte Markenführung und erläuterte, wie Markenidentität zustande kommt. Seiner Meinung nach macht das Zusammengehen einer Arena oder Halle mit einem starken Partner mit einer starken Marke durchaus Sinn. Doch der Partner muss zum Selbstverständnis der Halle passen, so Burmann.
Im anschließenden WM-Resumee zog Heinz Palme, General Coordinator der FIFA-WM 2006, Bilanz, wie die einzelnen Zielsetzungen der WM schließlich zum Erfolg führten und somit die Weltmeisterschaft ebenfalls zur Marke wurde, während Norbert Tödter, Leiter Unternehmensplanung und Marktforschung der DZT (Deutsche Zentrale für Tourismus) den Erfolg der WM in den Dimensionen Wirtschaftlichkeit, Image im Ausland und Image im Innland erörterte.
Die Podiumsdiskussion
im Dialog zum Thema Namensrechte kam teilweise zu ähnlichen Ergebnissen wie die Gespräche zum Thema PPP und Privatisierung am Vortag: Bei der Vergabe von Namensrechten handelt es sich ebenfalls um eine gegenseitige Partnerschaft, von der beide Seiten profitieren. Willi Sonntag von der Commerzbank formulierte es so: Sponsoring heißt nicht, dass der eine zahlt und der andere einsteckt. Es muss für beide einen Sinn machen. Die Erfahrung von Philipp Hasenbein von SportFive zeigt, dass die Halle eine bestimmte Größenordnung haben muss, um für einen Partner mit einer starken Marke interessant zu sein. Darüber hinaus muss die Unterstützung und das Committment von der Kommune vorhanden sein, um solch eine Projekt zu realisieren. Nach Meinung von Gerfried G. Stieler von Gegenbauer Location Management entscheiden letztendlich die Fernsehrechte und die TV-Präsenz, mit der der Namensgeber rechnen kann. Bei kleineren Hallen sei ein Partner eher im Mäzenatentum zu suchen.
Knut Seidel von Kassel Tourist vertrat die Situation der Kongresshäuser, die eben nicht, wie die Arenen, Sportclubs hinter sich haben, die eine Grundbelegung der Hallen ermöglichen: Unsere Häuser müssen demnach selber zur Marke werden, um am Markt zu bestehen!
Quelle und Kontaktadresse:
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