Der Arzt aus dem Internet - Institut Arbeit und Technik untersuchte den Einsatz von Social Media in der Gesundheitswirtschaft
(Gelsenkirchen) - Am Computer werden Patienten heute mehr und mehr zu Experten für die eigene Erkrankung. Für gesundheitsinteressierte Bürger ist das Internet inzwischen eine der wichtigsten Informationsquellen. Gesundheitsinformationen in Social Media spielen noch eine untergeordnete Rolle, ihre Bedeutung wird in den nächsten Jahren jedoch deutlich steigen. Zu diesem Schluss kommen Forscher des Instituts Arbeit und Technik (IAT / FH Gelsenkirchen) in einer aktuellen Untersuchung über den Einsatz von Social Media in der Gesundheitswirtschaft.
Neben den Gesundheitsportalen läuft ein großer Teil der Gesundheitskommunikation über Soziale Online-Netze wie Facebook, die viele Möglichkeiten bieten verstreute Informationen zu bündeln und zielgruppenorientiert aufzubereiten. Die Nutzer suchen nach Informationen über neue Diagnosen, Therapien oder Medikamente, nach Tipps für den Umgang mit speziellen Problemen, finden emotionale Unterstützung oder diskutieren offene Fragen nach einem Arztbesuch. Arztbewertungsportale stoßen bei den Nutzern auf großes Interesse und werden bereits von 22,6 Prozent der Internetnutzer für die Arztwahl herangezogen.
Nicht nur Betroffene oder Angehörige sind aktiv, sondern auch Leistungserbringer, Kostenträger oder Pharmafirmen, stellten die IAT-Wissenschaftler Denise Kluska, Sebastian Merkel und Sascha Romanowski fest. Auch Krankenhäuser nutzen zunehmend Facebook. Insgesamt existieren derzeit 195 Facebook-Pages von Kliniken. Genutzt werden sie u.a. für Personalwerbung, Kundenansprache und -bindung oder auch für das Beschwerde-Management. Daneben werden auch Gesundheitskampagnen über Facebook lanciert. Des Weiteren gibt es auf Facebook eine Reihe von Auftritten von Selbsthilfegruppen, die teilweise nur über das Internet organisiert werden oder in ihrem realen Wirkungskreis regional bzw. lokal begrenzt sind.
Die im Verlauf nahezu kontinuierlich gestiegene Nutzung des Internets als Informations- und Kommunikationsmedium für Gesundheit unterliegt jedoch auch Einschränkungen. Ein Aspekt ist der Datenschutz. "Grundsätzlich muss das Thema Anonymität im Internet - speziell im Kontext von hochsensiblen Daten wie persönlichen Gesundheitsinformationen - kritisch beobachtet werden", so die IAT-Forscher.
Die "Digitalisierung" gesellschaftlicher Teilbereiche schreitet jedoch ungehindert voran und wird auch vor der Gesundheitswirtschaft nicht Halt machen. "Ob nun als Patient oder Leistungserbringer, man sollte die Chancen und Vorteile der Nutzung sozialer Netzwerke zeitig erkennen, nutzen und sich früh positionieren", so das IAT. Die Frage für Akteure der Gesundheitswirtschaft bzgl. Partizipation bei Social Media sollte also weniger sein, ob sie sich überhaupt positionieren, sondern vielmehr wie dies konkret aussehen soll.
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