Demographie gefährdet Nachfolgen / Generation der Babyboomer tritt ab
(Berlin) - Die Zahl der Firmenübernahmen im Bereich der Klein- und Mittelständischen Unternehmen steigt immer weiter an. 2018 gingen 52 Prozent der Gründungsförderungen von deutschen Bürgschaftsbanken in Unternehmensnachfolgen, nur 48 Prozent in Neugründungen.
Damit spiegelt sich der demografische Wandel der Bevölkerung auch in den steigenden Fallzahlen und Finanzierungsvolumina wieder. Bedenklich ist dabei allerdings das zunehmende Alter der Unternehmerinnen und Unternehmer, die vor einer Nachfolge stehen und auf eine rückläufige Anzahl potenzieller Nachfolgerinnen oder Nachfolge treffen.
Teilweise zu optimistische Bewertung der Zukunft
Unternehmensnachfolgen verlaufen häufig erfolgreich, jedoch nicht in allen Fällen. In einem Drittel der Fälle konnte der Umsatz nicht gehalten oder gesteigert werden, das EBIT ist sogar in 56 Prozent der Fälle unter das bisherige Niveau gesunken, was sich allerdings auch durch die Übernahmemodalitäten erklärt.
Hinweise auf einen Investitionsstau konnten bei 46 Prozent der Unternehmen, die kurz vor einer Übernahme stehen, festgestellt werden. Diese und viele weitere interessante Ergebnisse zeigt jetzt der erstmals erstellte "Nachfolgemonitor", den der Verband Deutscher Bürgschaftsbanken (VDB), Creditreform Rating und die FOM Hochschule für Oekonomie & Management gemeinsam in Berlin vorgestellt haben. Für den "Nachfolgemonitor" wurden insgesamt über 6400 Übernahmen aus den Jahren 2013 bis 2018 untersucht.
Nachfolger werden dringend gesucht
Im Mittelstand, dem so oft beschworenen Rückgrat der deutschen Wirtschaft, tritt allmählich die gesamte Generation der Babyboomer als Unternehmerinnen und Unternehmern aus Altersgründen ab. "Der Bedarf an Lösungen für Unternehmensnachfolgen wird weiter deutlich ansteigen", so der wissenschaftliche Leiter der Studie Prof. Dr. Holger Wassermann von der FOM Hochschule, "eine überproportional große Anzahl der aktuell tätigen Unternehmerinnen und Unternehmer ist bereits 60 Jahre und älter." Die meisten übergebenden Firmeneigentümer waren zum Zeitpunkt der Übergabe zwischen 64 und 66 Jahre alt, zehn Prozent der Übergebenden sogar 70 Jahre und älter. Das Alter der Übernehmenden lag meist zwischen 30 und 40 Jahren (ca. 39 Prozent der Übernehmenden), gefolgt von den 40 bis 49-Jährigen (ca. 33%).
Zahlreiche Arbeitsplätze gefährdet
Der Mittelstand ist durch die Einheit von Eigentum und Leitung gekennzeichnet. Daher stellt die Unternehmensnachfolge die wesentliche strategische Herausforderung aller mittelständischen Unternehmen dar. Nicht nur eine neue Geschäftsführerin oder ein neuer Geschäftsführer müssen gefunden werden sondern eine neue Unternehmerin oder ein neuer Unternehmer. "Durch den enorm hohen Anteil von Unternehmen kleinster, kleiner und mittlerer Größe an der Gesamtzahl aller Unternehmen hängt in Deutschland die Mehrzahl der Arbeitsplätze vom Erfolg der Übergabe des Betriebs an die nächste Generation ab", stellt Dr. Michael Munsch, Vorstand der Creditreform Rating AG, fest.
Weniger Frauen als Männer
Bei den Übernehmenden zeigen sich in verschiedener Hinsicht geschlechterspezifische Unterschiede. "Die Anzahl der Nachfolgerinnen liegt mit nur 23 Prozent leider deutlich unter dem bundesweiten Anteil weiblicher Führungskräfte", bedauert Stephan Jansen, Geschäftsführer des VDB. Auffällig sind auch die Branchenunterschiede. So liegt der Frauenanteil der Übernehmenden z.B. im Verarbeitenden Gewerbe (9,8%), im Baugewerbe (5,7%) und im Finanz- und Versicherungsgewerbe (2,4%) deutlich unter 10 Prozent. Im Bereich Gesundheits- und Sozialwesen (51,1%), Gastgewerbe (29,6%) und Grundstücks- und Wohnungswesen (27,9%) dagegen liegt der Anteil überdurchschnittlich hoch, ähnlich wie auch in den Branchen Kunst und Unterhaltung und Erziehung/Unterricht.
Hintergrund
Der Nachfolgemonitor (http://www.nachfolgemonitor.de) basiert auf den Datenbanken der deutschen Bürgschaftsbanken und Creditreform. Die in allen Bundesländern bestehenden Bürgschaftsbanken dienen der Förderung der mittelständischen Wirtschaft und werden i.d.R. von regionalen Akteuren wie den Handwerkskammern, den Industrie- und Handelskammern, mittelständisch orientierten Kreditinstituten und Verbänden getragen.
Mit dem Nachfolgemonitor wollen deshalb der Verband Deutscher Bürgschaftsbanken (VDB), die Creditreform Rating und das KompetenzCentrum für Entrepreneurship & Mittelstand der FOM Hochschule (KCE) dazu beitragen, den Mittelstand bei der Gestaltung einer erfolgreichen Nachfolgeregelung effektiv zu unterstützen.
FOM Hochschule für Oekonomie & Management
Mit über 50.000 Studierenden ist die FOM die größte private Hochschule Deutschlands. Sie bietet Berufstätigen und Auszubildenden in 29 Städten Deutschlands und in Wien die Möglichkeit, berufsbegleitend praxisorientierte Bachelor- und Masterstudiengänge aus den Bereichen Wirtschaftswissenschaften, Gesundheit & Soziales, IT-Management sowie Ingenieurwesen zu absolvieren. Die Studienabschlüsse sind staatlich und international anerkannt. Initiiert wurde die FOM von der gemeinnützigen Stiftung BildungsCentrum der Wirtschaft mit Sitz in Essen. Die Hochschule ist vom Wissenschaftsrat akkreditiert und hatte von der FIBAA Anfang 2012 erstmals das Gütesiegel der Systemakkreditierung verliehen bekommen - als erste private Hochschule Deutschlands. www.fom.de
Creditreform Rating
Creditreform Rating ist ein dynamisch wachsendes Unternehmen, das derzeit mehr als 100 Mitarbeiter aus über zehn Ländern beschäftigt und Ratings in ganz Europa, den USA, Kanada, Russland und Asien durchführt. Wir sind spezialisiert auf die Einschätzung von Kreditrisiken und bieten unseren international agierenden Kunden Ratingdienstleistungen sowie Kreditservices und Marktanalysen. Zu unseren Leistungen im Bereich Ratings zählen Asset Based Finance Ratings, Structured Finance Ratings, Bank- und Sovereign Ratings. Außerdem führen wir Ratings von Unternehmen und deren Anleihen durch. Im Bereich Kreditservices reicht unser Dienstleistungsspektrum von der Recherche und Analyse von Bilanz-, Branchen- und Ausfalldaten über die Validierung bestehender und die Entwicklung neuer individueller Scoring- und Ratingsysteme bis zur Überwachung von Kreditrisiken inklusive der passenden Schnittstellen zu den Risikomanagementsystemen unserer Kunden. Dank unserer umfangreichen Datenbasis über deutsche und europäische Unternehmen und unser umfassendes Know-how im Bereich Research sind wir darüber hinaus in der Lage, unseren Partnern und Kunden maßgeschneiderte Risiko- und Potenzialanalysen zur Verfügung zu stellen. www.creditreform-rating.de
Verband Deutscher Bürgschaftsbanken
Der Verband Deutscher Bürgschaftsbanken e.V. (VDB) ist die gemeinsame Interessenvertretung der 17 rechtlich und wirtschaftlich selbstständigen Bürgschaftsbanken und Beteiligungsgarantiegesellschaften sowie der 15 Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften (MBGen) in Deutschland. Der VDB ist zentraler Ansprechpartner für Politik, Wirtschaft, Medien und Gesellschaft rund um die Themen Bürgschaften, Garantien und Beteiligungen. Bürgschaftsbanken sind Kreditinstitute im Sinne des KWG. Sie unterstützen gewerbliche Unternehmen und Freie Berufe seit über 60 Jahren bei der Kredit- oder Beteiligungsfinanzierung. 2018 sicherten die deutschen Bürgschaftsbanken rund 5.800 Finanzierungsvorhaben ab. Das übernommene Bürgschafts- und Garantievolumen lag bei mehr als 1,1 Mrd. Euro. Damit wurden Kredite und Beteiligungen in Höhe von 1,7 Mrd. Euro abgesichert. Mit Beteiligungsfinanzierungen der MBGen verbessern Unternehmen ihre Liquidität und die wirtschaftliche Eigenkapitalquote. 2018 stellten die 15 MBGen dem deutschen Mittelstand rund 500 neue Beteiligungen in Höhe von mehr als 148 Mio. Euro zur Verfügung. Hinzu kommen über 100 Beteiligungen über den Mikromezzaninfonds Deutschland. www.vdb-info.de
Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Bürgschaftsbanken e.V. (VDB)
Pressestelle
Schützenstr. 6a, 10117 Berlin
Telefon: (030) 2639654-0, Fax: (030) 2639654-20