Demografischer Wandel: Deutschland braucht internationale Studierende
(Bonn) - Eine Studie des SVR zeigt auf, wie man den negativen Auswirkungen schrumpfender Hochschulen begegnen kann. Der DAAD unterstützt die deutschen Hochschulen bei der Gewinnung von internationalem Nachwuchs.
An vielen Hochschulstandorten in Ostdeutschland wie auch in mehreren Regionen Westdeutschlands außerhalb der Metropolen geht die Zahl der Studierenden zurück. Dieser Befund mag überraschen, weil sich die Zahlen an Deutschlands Hochschulen mit 2,9 Millionen Immatrikulierten derzeit noch auf einem Rekordniveau bewegen. Die Studierenden sind aber ungleich verteilt: Schon heute schrumpfen an 41 Standorten vornehmlich in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt die dort ansässigen Universitäten und Fachhochschulen. Auch im Westen Deutschlands, außerhalb der Ballungszentren, lässt sich das Phänomen beobachten und wird den Fachkräftemangel im Land verschärfen - zu diesem Schluss kommt eine Studie des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR). Die Autoren der Studie geben darüber hinaus klare Empfehlungen, wie betroffene Hochschulen zusammen mit Bund und Ländern auf diese Entwicklung reagieren sollten.
"Uns erstaunt der Befund dieser Studie nicht", sagt DAAD-Präsidentin Prof. Margret Wintermantel. "Wir beobachten schon länger, dass der demografische Wandel zusehends voranschreitet und es Regionen in Deutschland gibt, in denen die Nachfrage nach gut ausgebildeten Absolventinnen und Absolventen nicht gedeckt werden kann. Umso wichtiger ist es, dass wir unsere Anstrengungen verstärken, qualifizierte internationale Studierende für ein Studium an unseren Hochschulen zu gewinnen."
Die Studie zeigt, dass an nahezu jedem sechsten Hochschulstandort heute durchschnittlich elf Prozent weniger deutsche Studierende eingeschrieben sind, als dies noch 2012 der Fall war. Einzelne betroffene Hochschulen haben jedoch mit der gezielten Anwerbung von talentierten Studieninteressierten aus dem Ausland erfolgreich Strategien entwickelt, um diesem Trend etwas entgegenzusetzen.
"Der DAAD unterstützt seine Mitgliedshochschulen nicht zuletzt durch die Serviceangebote von GATE-Germany bei der Rekrutierung von begabtem internationalem Nachwuchs. Im Interesse der Zukunftsfähigkeit unseres Landes ist es freilich notwendig, auf diese wachsende gesellschaftliche Aufgabe mit neuen Angeboten und größerer Entschlossenheit zu reagieren. Hier sind Bund und Länder gleichermaßen gefordert", so Prof. Wintermantel.
Hochschulen sind, auch das zeigt die Studie, wichtige Motoren der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung ihrer Regionen. Deswegen ist eine enge Zusammenarbeit mit Unternehmen, Wirtschaftsförderern und Verwaltung wichtig, um auch einen erfolgreichen Übergang der Absolventen in regionale Jobs zu gewährleisten.
"Der Fachkräftemangel ist schon jetzt ein Problem für den Arbeitsmarkt. Die deutschen Unternehmen brauchen von den Hochschulen hervorragend ausgebildete junge Leute. Die Anwerbung internationaler Studierender kann dabei helfen, den demografischen Wandel abzufedern", erklärt DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland. "Wir müssen aber die Rahmenbedingungen weiter verbessern: Es geht darum, die passenden internationalen Studierenden anzusprechen und sie schon im Heimatland zielgerichtet vorzubereiten, beispielsweise durch innovative digitale Formate. Zudem benötigen sie in der Frühphase ihres Studiums an einer deutschen Hochschule weitere Unterstützung." Damit, so Dorothea Rüland, ließen sich auch die zurzeit noch hohen Abbruchquoten ausländischer Bachelor-Studierender senken.
Die Studie kommt zu sehr ähnlichen Schlussfolgerungen: Neben einem flexibleren Hochschulzugang bedarf es nach Ansicht der Autoren auch einer stärker strukturierten Studieneingangsphase sowie eines von Hochschule und regionalen Partnern gemeinsam gestalteten Übergangsmanagements, damit die internationalen Studierenden nach dem Abschluss dem regionalen Arbeitsmarkt vor Ort zur Verfügung stehen.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Akademischer Austauschdienst e.V. (DAAD)
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