Pressemitteilung | Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV)

Demografie schlägt zu: Grundschulen auf dem Land gefährdet / Erhalt wohnortnaher Grundschulen ist die große Herausforderung der nächsten Legislaturperiode / BLLV-Präsident befürchtet in Folge der demografischen Entwicklung auch für Mittel- und Realschulen gravierende Auswirkungen / BLLV fordert Schulentwicklungsplan

(München) - Für den BLLV-Präsidenten Klaus Wenzel ist es "sehr wahrscheinlich", dass viele der rund 415 einzügig geführten Grundschulen in den nächsten Jahren von der Schließung bedroht sind. Wenzel: "Der drastische Geburtenrückgang ist seit Jahren prophezeit und wird an Dynamik zulegen. Verstärkt wird dies durch den nach wie vor zu beobachtende Wegzug junger Familien aus ländlichen Regionen. Die Frage wohnortnaher Schulen wird in den Mittelpunkt der bildungspolitischen Diskussion rücken." Auch vor Mittelschulen und Realschulen wird diese Entwicklung nicht Halt machen: Zwar konnten Mittelschulstandorte durch die sog. Schulverbünde kurzfristig erhalten werden, die Prognose für die nächsten Jahre sieht aber düster aus. Es ist nach Berechnungen des BLLV mit mindestens 200 Standortschließungen zu rechnen. Zurzeit werden 204 Mittelschulen nur noch einzügig geführt. In den nächsten Jahren werden auch Realschulen von den Folgen des Geburtenrückgangs erfasst.

17 Prozent der bayerischen Grundschulen werden derzeit einzügig geführt. Bereits ein geringfügiger Geburtenrückgang kann zu Klassengrößen unter 13 Schülern führen. Die Zusammenfassung der Jahrgangsklassen zu jahrgangsgemischten Klassen könne nach Aussage vieler Lehrerinnen und Lehrer nur dann akzeptiert werden, wenn genügend zusätzliches Personal zur Verfügung gestellt wird. Nur so könne die intensive und individuelle Förderung aller Kinder erreicht werden. Wenzel begrüßte die Aussage der Staatsregierung vom Juli 2013, alle Grundschulstandorte zu erhalten. Dennoch: Die Umsetzung dieser Versprechung ist nach seiner Einschätzung äußerst schwierig. Wenzel fordert, dass der ebenso wichtige wie kostspielige Erhalt von Zwergschulen keinesfalls zu Lasten größerer Schulen gehen dürfe.

Im Umgang des Kultusministeriums mit konkreten Zahlen zum Thema Schulschließungen sieht der BLLV mehr Unklarheiten als Transparenz. So nennt das Ministerium immer wieder unterschiedliche Zahlen. Einmal spricht es von 22 geschlossenen Grundschulen seit 2008 und ein anderes Mal von 34. Auch bei Mittelschulen herrscht immer wieder Unklarheit. So werden in der Statistik Mittelschulen geführt, die zwar per Rechtsakt noch nicht geschlossen wurden, an denen aber keine Schüler mehr unterrichtet werden.

Der BLLV-Präsident fordert vor diesem Hintergrund einen realistischen Schulentwicklungsplan für Bayern, der Perspektiven für die nächsten 15 bis 20 Jahre eröffne und den Kommunen Planungssicherheit gewähre. Außerdem fordert Wenzel mehr Transparenz und einen offenen Umgang mit dem Thema Schulschließungen. Insbesondere sei es notwendig, dass die Außenstellen von Grund- und Mittelschulen statistisch erfasst werden, um die drohenden Schließungen von tatsächlichen Schulstandorten nachvollziehen zu können. An die im Landtag vertretenen Parteien appellierte Klaus Wenzel, das Thema Demografie und Schulentwicklung ganz oben auf die bildungspolitische Agenda der neuen Legislaturperiode zu setzen.

Quelle und Kontaktadresse:
Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV) Pressestelle Bavariaring 37, 80336 München Telefon: (089) 72100129, Fax: (089) 72100155

NEWS TEILEN: