Pressemitteilung | ADFC e.V. - Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club - Bundesgeschäftsstelle

Demo vor Bundesverwaltungsgericht / ADFC: "Radwege statt Fahrverbote!"

(Berlin) - Am Donnerstag entscheidet das Bundesverwaltungsgericht über die Zulässigkeit von Diesel-Fahrverboten in deutschen Städten. Der ADFC begleitet das Urteil mit einer großen Klingel-Demo in Leipzig. Laut Fahrradclub hätten verpestete Luft und Zwangsmaßnahmen vermieden werden können, wenn Politik und Verwaltung schon vor Jahrzehnten auf die Förderung von Alternativen zum Auto gesetzt hätten. Er fordert Sofortinvestitionen und mehr Platz für den Radverkehr - und das verkehrspolitische Umsteuern zugunsten von Rad, Fuß und ÖPNV.

ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork sagt: "Jetzt rächt sich die Denkfaulheit deutscher Verkehrs- und Städtebaupolitik. Anstatt wie Dänemark und die Niederlande schon seit den 80er-Jahren auf den kräftigen Ausbau des Radverkehrs zu setzen, hat man in Deutschland weiter dem Auto als Verkehrsmittel für alle Lebenslagen gehuldigt und die Tricksereien der Automobilindustrie wohlwollend unter den Teppich gekehrt. Dass über Maßnahmen für bessere Luft und Lebensqualität jetzt Gerichte entscheiden, ist ein bitterer Treppenwitz der Geschichte. Attraktive Angebote für ÖPNV und Fahrrad sind der Halm, nach dem Politik und Verwaltung jetzt endlich greifen müssen!"

ADFC-Arbeitshilfe "Saubere Luft"

Für von Fahrverboten betroffene Städte hat der ADFC die Arbeitshilfe "Saubere Luft" entwickelt. Sie informiert über kurzfristig realisierbare Maßnahmen zur Fahrradförderung sowie über verfügbare Fördermöglichkeiten. Zu den besonders schnell umzusetzenden Vorschlägen gehören "Popup-Bikelanes", Leihrad-Angebote, bewachte Abstellanlagen an wichtigen ÖPNV-Stationen, Kaufprämien für gewerblich genutzte Lastenräder und das Freihalten von Radspuren von illegal parkenden Fahrzeugen. Stork: "Natürlich schafft man mit ein paar Sofortmaßnahmen noch keine nachhaltig fahrradfreundlichen und lebenswerten Städte. Mittelfristig brauchen wir in allen Städten und Gemeinden durchgängige, top-ausgestattete Radverkehrsnetze, großzügige Fahrradparkhäuser und Abstellanlagen an den neuralgischen Punkten, Bürgermeisterinnen auf dem Rad und vieles mehr. Und, ja: Dafür wird der Autoverkehr Platz abgeben müssen."

Jede 4. Autofahrt ist kürzer als 2 Kilometer!

Deutschland hat einen Radverkehrsanteil von etwa 11 Prozent am Gesamtverkehr, die Niederlande mit 27 Prozent deutlich mehr als das Doppelte. Dass auch Deutschland in solche Dimensionen vorstoßen könnte, zeigt ein Blick in die Verkehrsstatistiken. Laut einer Studie des Fraunhofer ISI auf Basis von "Mobilität in Deutschland 2008" sind etwa 50 Prozent der Autofahrten kürzer als 5 Kilometer. Etwa 25 Prozent sogar kürzer als 2 Kilometer. Das bedeutet: Jedes vierte Auto auf der Straße ist weniger als 2.000 Meter unterwegs. Stork: "Ein Wahnsinn - wir Deutschen benutzen das Auto nicht in erster Linie für unvermeidlichen Fahrten über größere Distanzen und mit viel Gepäck, sondern in geradezu absurdem Ausmaß für Trips um die nächste Ecke. Das muss nicht sein! Die Menschen steigen um auf das Fahrrad, wenn man ihnen dafür einladende Verhältnisse bietet!"

Gratis-ÖPNV reicht nicht

Die aktuellen Ideen der Bundesregierung zur Einführung eines kostenlosen Nahverkehrs hält der ADFC für nicht ausreichend. Stork: "Man muss ja schon dankbar sein, dass die Bundesregierung überhaupt mal über das Thema Verkehrswende nachdenkt. Aber kostenloser ÖPNV ist nicht die Silberkugel, die alle Probleme löst. Dafür ist der Nahverkehr selbst bei optimaler Förderung nicht leistungsfähig genug. Es gilt, von 160 Millionen Autofahrten pro Tag mindestens 40 Millionen zu ersetzen. Der ÖPNV wird derzeit für 24 Millionen Fahrten täglich genutzt. Eine Kapazitätssteigerung in diesem Ausmaß ist nicht darstellbar. Hier muss und kann der Radverkehr helfen!"

Quelle und Kontaktadresse:
Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e.V. (ADFC) Stephanie Krone, Pressesprecherin Mohrenstr. 69, 10117 Berlin Telefon: (030) 20914980, Fax: (030) 209149855

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