Delegiertenversammlung des BVKJ: Personelle Veränderung im Vorstand und richtungsweisende Beschlüsse
(Köln) - Am 16. und 17. November 2024 kamen in Frankfurt am Main die Delegierten des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen e.V. (BVKJ) zu ihrer jährlichen Versammlung zusammen. Neben der Wahl von neuen Ausschuss- und Vorstandsmitgliedern wurden eine Reihe berufspolitischer Anträge verabschiedet, mit denen der Verband die pädiatrische Versorgung in Deutschland maßgeblich prägen möchte.
Neubesetzungen im Bundesvorstand
Dr. Anke Steuerer wurde zur Vizepräsidentin gewählt. In ihrem Amt möchte sie sich insbesondere für eine pädiatrische Versorgung einsetzen, die allen Kindern Zugang zu Prävention und Behandlung ermöglicht – außerdem für eine faire Vergütung für Ärzt*innen, eine bessere Vernetzung von ambulanter und stationärer Pädiatrie, attraktive Arbeitsbedingungen für junge Pädiater*innen und für die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auch im Bundesvorstand wurden zwei Ämter neu besetzt: Dr. Tanja Brunnert, die sich im BVKJ bereits als Bundespressesprecherin und Europa-Beauftragte engagiert, übernahm das geteilte Amt, das Steuerer zuvor bekleidete. Steffen Büchner, bereits bekannt als Pressesprecher im Landesverband Mecklenburg-Vorpommern, übernahm ein ganzes Amt. Alle drei Kandidat*innen hatten ihre Ämter in den vergangenen Monaten bereits kommissarisch ausgeübt und wurden nun offiziell von den Delegierten bestätigt.
Schwerpunkte der Beschlüsse
Mit Blick auf die Bundestagswahlen 2025 fordert der BVKJ das Bekenntnis aller Parteien zu einem Pakt für Kinder- und Jugendgesundheit, der die Bedingungen für ein gesundes Aufwachsen nachhaltig verbessern soll. Der Pakt umfasst unter anderem die Verbesserung der medizinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen, die Stärkung von Prävention und Gesundheitsförderung ab der Geburt sowie den Schutz vor den Folgen des Klimawandels. Zudem sollen die Arzneimittelversorgung sichergestellt, die Forschung zur Kindergesundheit gefördert und die Angebote zur psychischen Versorgung ausgebaut werden. Eine wichtige Forderung ist auch die Einbindung von ambulanten und stationären Praktiker*innen in die Entwicklung von Reformkonzepten.
Des Weiteren wurde ein Antrag zur Patientensteuerung im Gesundheitssystem beschlossen, der die Stärkung der hausarztzentrierten Versorgung, eine kinder- und jugendgerechte Triagierung in der Notfallversorgung sowie eine gerechte Vergütung von gleichwertigen Leistungen in der sektorenverbindenden Versorgung fordert. Auch die Anträge zur Wahrung der Rechte von Kindern und Jugendlichen in der elektronischen Patientenakte (ePA) sowie zur verpflichtenden Bereitstellung digitaler Schnittstellen in Praxisverwaltungssystemen zur Anbindung anderer Software wurden verabschiedet.
Die Delegiertenversammlung des BVKJ fordert weiterhin politische Maßnahmen, um dem Fachkräftemangel im ambulanten Bereich entgegenzuwirken und eine hochwertige Patientenversorgung zu sichern. Dazu gehören die Gegenfinanzierung der Lohnentwicklung für Medizinische Fachangestellte (MFA), Bürokratieabbau in Arztpraxen und bei Digitalisierungsprojekten sowie eine Image-Kampagne für den MFA-Beruf. Zudem sollen die Qualifizierungsmöglichkeiten verbessert, Teilzeit-MFA flexiblere Arbeitszeiten ermöglicht und ein Steueranreiz zur Reaktivierung berenteter MFA geschaffen werden.
Zudem beschloss die Delegiertenversammlung, die Verbandszeitschrift des BVKJ von „Kinder- und Jugendarzt“ in „Kinder- und Jugendärzt*in“ umzubenennen, um ein Zeichen für Geschlechtergerechtigkeit und Inklusion zu setzen.
Gründung des Jungen BVKJ
Ein weiterer wegweisender Schritt war die Bekanntgabe, den „Jungen BVKJ“ zu gründen – eine Plattform für Nachwuchspädiater*innen, Medizinstudierende und Ärzt*innen in Weiterbildung. Die ersten Ziele des Jungen BVKJ werden unter anderem die Entwicklung eines Mentoring-Konzepts zur Unterstützung bei der Praxisübernahme sowie die Entwicklung von on-demand-Fortbildungsformaten speziell für die junge Zielgruppe sein.
Podiumsdiskussion zur Notfallversorgung
Mit der Podiumsdiskussion nutzte der Verband in diesem Jahr ein neues Format, das den Delegierten die Möglichkeit zum intensiven Austausch über ein aktuelles Thema der Gesundheitspolitik bieten sollte. Unter der Moderation der Bundespressesprecher*innen Jakob Maske und Dr. Tanja Brunnert diskutierten Prof. Dr. Christian Karagiannidis (Regierungskommission Krankenhausversorgung), Dr. Burkhard Ruppert (KV Berlin) und BVKJ-Präsident Dr. Michael Hubmann zur Reform der Notfallversorgung in Deutschland. Einig war man sich darin, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen ambulanter und stationärer Versorgung für eine Reform unerlässlich ist. Strittig blieb jedoch, wie die notwendigen personellen und finanziellen Kapazitäten bereitgestellt werden können.
BVKJ-Präsident Hubmann fand ein gelungenes Schlusswort für die Delegiertenversammlung 2024. Er würdigte die engagierte Arbeit der Delegierten, der Geschäftsstelle und allen, die den BVKJ unterstützen, und betonte: „Wir sind ein starkes Team. Lassen Sie uns pädiatrisch bleiben: offen, engagiert und mit kindlicher Zuversicht.“
Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen e.V. (BVKJ), Jakob Maske, Pressesprecher(in), Mielenforster Str. 2, 51069 Köln, Telefon: 0221 689090, Fax: 0221 683204
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