Pressemitteilung | Deutscher Bauernverband e.V. (DBV)

DBV kritisiert Abstrafen durch Ausbildungsplatzabgabe: Landwirtschaft leidet unter Lehrlingsmangel

(Bonn) - Der Deutsche Bauernverband (DBV) lehnt eine Ausbildungsplatzabgabe strikt ab. So lautet die Stellungnahme des DBV zu den Plänen der rot-grünen Regierungskoalition, sich bereits in der kommenden Woche auf die Einführung einer Ausbildungsplatzabgabe zu einigen. Scharfe Kritik übte der DBV daran, dass mit der drohenden Ausbildungsplatzabgabe in einem Rundumschlag auch die Landwirtschaft abgestraft würde, obgleich die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im laufenden Jahr sogar angestiegen sei. Außerdem leide die Landwirtschaft und die anderen agrarischen Berufe unter Lehrlingsmangel. Gegenwärtig seien noch mehr als 1.000 Lehrstellen unbesetzt, betonte der DBV.

Die Stellungnahme des DBV zur geplanten Ausbildungsplatzabgabe im Wortlaut:

Ausbildungsabgabe schafft keine neuen Ausbildungsplätze !

Der Deutsche Bauernverband lehnt die von der SPD-Bundestagsfraktion geplante Gesetzesinitiative zur Erhebung einer Ausbildungsabgabe ab dem 01. Januar 2004 entschieden ab.

Die deutsche Landwirtschaft hat keinen Mangel an Ausbildungsplätzen zu beklagen - im neuen Ausbildungsjahr steigt die Zahl der Ausbildungsplätze in der Landwirtschaft sogar an. Jetzt eine Ausbildungsabgabe zu fordern, ist kontraproduktiv. Gesetzliche Zwangsabgaben bringen den landwirtschaftlichen Betrieben insgesamt mehr Schaden als Nutzen und neue Probleme statt Lösungen.

Im Klartext: Eine Ausbildungsabgabe schafft keine neuen Ausbildungsplätze. Sie hat eher negative Auswirkungen auf die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe mit der Folge eines teilweisen Rückzugs aus der Ausbildung. Denn betriebliches Ausbildungsengagement lässt sich nicht „kaufen“. Es hängt wesentlich vom künftig erwarteten Fachkräftebedarf in den Betrieben ab. Mit der geplanten Umlagefinanzierung werden die Betriebe aber bestärkt, auf eine Ausbildung in anderen Betrieben zu vertrauen. Das verringert die einzelbetriebliche Ausbildungsbereitschaft und -verantwortung und führt zu weiterem Lehrstellenmangel.

Eine Zwangsabgabe trifft alle landwirtschaftlichen Betriebe, auch diejenigen, die ausbilden wollen, aber keine geeigneten Bewerber finden. In den grünen Ausbildungsberufen der Landwirtschaft ist dieser Fall häufig anzutreffen. Jeder Betrieb aber, der aus betriebsindividuellen Gründen nicht ausbildet oder ausbilden kann, wird mit Kosten belastet. Das führt zu einem zusätzlichen Kostenschub für die Landwirtschaft.

Weil Bewerber nicht für den angestrebten Beruf geeignet sind, bleiben seit Jahren trotz insgesamt hoher Nachfrage Ausbildungsplätze unbesetzt. Die Defizite des Schulsystems hat u.a, die internationale PISA-Studie bestätigt. Mangelnde Ausbildungsreife führt oft zur Ablehnung von Bewerbern, obwohl betrieblicher Ausbildungsbedarf besteht. Auch dieses Problem kann nicht durch eine Abgabe gelöst werden.

Die Bürokratiekosten einer Abgabe für eine Abgabenverwaltungsbehörde zur Umlageerhebung, -verwaltung und -verwendung müssen mitfinanziert werden und werden zu einer erheblichen volks- und betriebswirtschaftlichen Verteuerung der Ausbildung führen. Darüber hinaus wird der Verwaltungsaufwand der landwirtschaftlichen Betriebe erhöht, anstatt Bürokratie abzubauen.

Der Deutsche Bauernverband e.V. lehnt daher mit allen Agrarverbänden die Einführung einer gesetzlichen Regelung zur umlagefinanzierten Ausbildung vehement ab.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Bauernverband e.V. (DBV) Godesberger Allee 142-148, 53175 Bonn Telefon: 0228/81980, Telefax: 0228/8198205

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