DB Cargo behindert Wettbewerb auf der Schiene
(Berlin) - Brauchen wir eigentlich die DB Cargo oder ist die Bahntochter nicht eher ein Bremsklotz für privates Engagement auf der Schiene? Diese Frage stellte gestern Manfred F. Boes, Präsident des Bundesverbandes Spedition und Logistik (BSL) vor der Mitgliederversammlung der Gewerbevertretung in Berlin.
Man brauche sich das heutige Bild des Verkehrsträgers nur anzuschauen, um zu erkennen, dass das Modell Staatlicher Schienengüterverkehr gründlich gescheitert sei. Boes warf sowohl Berlin als auch Brüssel halbherzige Reformen vor, die dazu beigetragen hätten, die Probleme nur weiter zu verschleppen. Weder in Deutschland noch in Europa habe man die Zeichen konsequent auf diskrimierungsfreien Wettbewerb gesetzt.
Inzwischen, so der Verbandspräsident, ist die Bahn einfach zu schlecht. Immer mehr Güter wanderten auf die Straße ab. Inzwischen habe sich durch Personalabbau zwar die Produktivität des Ver-kehrsträgers verbessert, es fehlten aber immer noch die marktfähigen Produkte. Vor allem im Güterverkehr sei keine strategische Neuaus-richtung zu erkennen, kritisierte Boes. Die Bahn, beklagt er, konzentriere sich immer stärker als Produktionsmittel auf 50 Großverlader, für den Mittelstand spiele sie aber keine Rolle. Darüber sei die grundsätzlich verkehrsträgerneutrale Spedition nicht glücklich. Sie hat, wie der Gewerbevertreter berichtete, in mehreren Anläufen versucht, mit der Bahn konstruktiv zusammenzuarbeiten und gemeinsame Konzepte für einen attraktiven Güterverkehr auf der Schiene zu entwickeln.
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So sei es beispielsweise unter tatkräftiger Mithilfe des BSL 1999 gelungen, den kompletten Zusammenbruch des nationalen Kombinierten Verkehrs zu verhindern, nachdem Qualitätsmängel und zu hohe Preise das Transportaufkommen drastisch reduziert hätten. Diesen Trend habe die Kombiverkehr KG mit dem Netz 2000 Plus, das sie bei vollem Auslastungsrisiko selbst betreibt, inzwischen offensichtlich erfolgreich gestoppt. Die Produktqualität stimme wieder und die im vergangenen Jahr bis auf 40 Prozent abgesunkene Pünktlichkeitsrate liege heute wieder bei über 90 Prozent.
Für Boes gibt es nur noch eine Chance, den Schienengüterverkehr vor dem endgültigen Aus zu bewahren: Damit die Bahntochter DB Cargo ihre private Konkurrenz nicht weiter behindern könne, müssten Netz und Betrieb konsequent getrennt und eine proaktiv für Wettbewerb sorgende Regulierungsbehörde installiert werden. Der BSL könne sich den Güterverkehr auf der Schiene in letzter Konsequenz auch ohne DB Cargo vorstellen. Denn nur wenn die Wettbewerbsbedingungen stimmen, so der Verbandschef, wird genug privates Kapital fließen, das die Bahn so dringend braucht.
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