"Das Genrika-Oligipol wird offensichtlich" / Deutscher Generikaverband kritisiert Barmer Rabattvertrag
(Berlin) - Mit scharfer Kritik reagiert der Deutsche Generikaverband auf die heutige Bekanntgabe der Barmer Ersatzkasse zum Abschluss eines Rabattvertrages mit fünf großen Generikaherstellern. "Damit wird das Generika-Oligopol öffentlich sichtbar, dessen Vorbereitung bereits seit Jahren erkennbar ist und vor dem von unserer Seite immer gewarnt wurde", so Dr. Dietmar Buchberger, Geschäftsführer des Deutschen Generikaverbandes. Die ursprüngliche Absichten des Paragraphen 130a Abs.8, den Wettbewerb unter den Pharmaherstellern zu fördern, werde damit in ihr Gegenteil verkehrt, denn preisgünstige kleinere Generikahersteller würden mit diesem Vertrag zu Lasten Dritter bewusst aus einem relevanten Teil des Arzneimittelmarktes herausgedrängt.
"In Zeiten der Nachhaltigkeit bin ich über diesen Vertrag allerdings auch aus anderem Grund mehr als verwundert", ergänzt Buchberger, "denn die Barmer schlachtet damit über kurz oder lang die Kuh, die sie melken will." Spätestens in ein bis zwei Jahren werde sichtbar werden, dass sich die Barmer in die Hand einiger weniger Generika-Hersteller begeben habe, die dann ohne Mühe die Konditionen auf dem Generikamarkt bestimmen könnten. "Die Frage, ob wir in Zukunft zu überteuerten Preisen generische Produkte aus Billigländern verwenden müssen, wird sich den Patienten und den Kassen dann nicht mehr stellen, denn einen unabhängige, preis- und qualitätsbewusste Generika-Industrie wird es unter diesen Voraussetzungen in Deutschland bald nicht mehr geben", erläutert der Chef des Deutschen Generikaverbandes. Für kurzfristige Vergünstigungen werden auf diese Weise von den Kassen langfristig starke Verhandlungspositionen preisgegeben.
Schließlich stelle sich aber auch die Frage, ob nicht die ohnehin schon misslungene Aut-Idem-Regelung in ihrer bisherigen Form mit diesem Vertrag endgültig pervertiert werde. "Günstige Anbieter werden nun gar nicht mehr berücksichtig, wenn sie mit ihren Preisen unter der Preislatte des Generika-Oligopols liegen", ist sich Buchberger sicher. Stattdessen werde sich der Wettbewerb zwischen den fünf Oligopolmitgliedern - der ja zweifellos weiter bestehe - nun auf das vollkommen intransparente Feld der Naturalrabatte verlagern müssen. Damit sei der Arzneimittelmarkt endgültig einer versorgungspolitisch sinnvollen Kontrolle entzogen und finde nur noch im Dunklen statt. "Hier wird zum Schaden des Patienten, zum Schaden des Versicherten und zum Schaden einer langfristig günstigen Arzneimittelversorgung ein gigantisches Mauschelkartell aus der Taufe gehoben", so der Genrika-Geschäftsführer abschließend. "Es ist ein Skandal, dass Politik und Selbstverwaltung sich die Hoheit einer langfristig orientierten Versorgungspolitik von einzelnen Kassen und ihren Marketingstrategen aus der Hand nehmen zu lassen."
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