Corona-Tests / Industrie im Norden testet millionenfach - Kostenbeteiligung des Staates gefordert
(Hamburg) - Die norddeutsche Metall- und Elektroindustrie wehrt sich gegen eine mögliche Pflicht zu Corona-Tests durch die Unternehmen und verweist auf die hervorragend funktionierenden Eigenanstrengungen der Wirtschaft zu Corona-Tests. Nach einer aktuellen Umfrage der Arbeitgeberverbände NORDMETALL und AGV NORD bei mehr als 200 Unternehmen bieten schon jetzt 71 Prozent der Betriebe ihren Beschäftigten freiwillig kostenlose Corona-Selbsttests an, dabei sind solche Tests durch nicht-medizinisches Personal erst seit dem 26. März erlaubt. Insgesamt wollen nach der Umfrage 92 Prozent der Unternehmen ihren Beschäftigten kostenlose Tests anbieten, sobald diese gut verfügbar sind. "Die Zahlen sind klar und eindeutig: Die allermeisten Arbeitgeber bieten Ihren Beschäftigen längst Corona-Tests an oder planen dies, sobald genügend Tests erhältlich sind. Es braucht also keinerlei gesetzlichen Zwang hierzu", bilanziert Dr. Nico Fic kinger, Hauptgeschäftsführer von NORDMETALL und AGV NORD. Im Übrigen habe jeder Bürger bereits Anspruch auf einen kostenlosen staatlichen Test pro Woche. "Wenn die Politik die Unternehmen zum Aufbau teurer Parallelstrukturen zwingen und zusätzlich in die Test-Pflicht nehmen will, sollte sie zunächst sicherstellen, dass überhaupt ausreichend viele Tests verfügbar sind, und die Firmen zudem von den administrativen und finanziellen Kosten entlasten" fordert
Fic kinger.
Die 208 an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen aus fünf norddeutschen Bundesländern haben bereits mehr als eine Million Corona-Tests für ihre 122.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gekauft, bestellt oder in Auftrag gegeben, rechnerisch sind das rund 8 Tests pro Person. Alleine die dafür nötigen Test-Kits verursachen bei den Unternehmen Kosten von mehr als sechs Millionen Euro, die Gesamtkosten inkl. Arbeitsausfall belasten die Unternehmen mit insgesamt 16 Millionen Euro. Geht man von zwei Testungen pro Beschäftigten und Woche aus, entstehen diese Kosten sogar annähernd jeden Monat. "Angesichts solcher Summen fordern viele unserer Mitgliedsunternehmen eine Kostenübernahme durch den Staat", berichtet Fic kinger. "Es ist doch absurd, dass die Politik Milliarden zur Beseitigung der Folgeschäden von Corona bereitstellt, aber nicht jene Firmen unterstützt, die durch präventive Tests Infektionsketten zu stoppen versuchen, bevor sie überhaupt entstehen können. Das ist Sparen an der falschen Stelle."
Zum Einsatz durch die Unternehmen kommen bisher überwiegend Tests, die die Mitarbeiter selbst durchführen. 69 Prozent der Tests sind solche Selbsttests in Eigenverantwortung, ein gutes Drittel (39 Prozent) sind Schnelltests durch geschultes Personal, 18 Prozent sind PCR-Tests mit Laborauswertung; manche Betriebe bieten auch mehrere Testarten an. Der ganz überwiegende Teil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darf diese Tests ganz (55 Prozent) oder teilweise (31 Prozent) während der Arbeitszeit durchführen, die Kosten durch die in dieser Zeit entfallende Arbeitsleistung tragen die Unternehmen.
Als größte Probleme nennen die Betriebe neben der mangelnden Verfügbarkeit von Tests und den hohen Kosten insbesondere Zeit- und Organisationsprobleme (42 Prozent), fehlendes geschultes Personal für Schnelltests oder PCR-Tests (37 Prozent) und die Anforderungen an Dokumentation und Datenschutz. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen stehen hier vor enormen Herausforderungen, berichtet Julian Bonato, Vorstandsvorsitzender des tariffreien Verbandes AGV NORD. In knapp einem Drittel der Betriebe willigten zudem die Mitarbeiter nicht in einen Corona-Test ein. "Die Firmen zu Test-Angeboten zwingen zu wollen, welche die Mitarbeiter aber nicht annehmen müssen, ist hanebüchen", rügt Bonato.
"Die Arbeitgeber sind gerne bereit, die Gesellschaft bei der Bekämpfung der Pandemie intensiv zu unterstützen. Wichtig wäre dafür aber neben der staatlichen Kostenübernahme, dass die Ministerien und Behörden den Unternehmen durch einfache, unbürokratische und klare Regeln für die Durchführung der Tests helfen. Stattdessen erleben wir mangelhafte Planung und alarmistische Vorgaben statt vorausschauenden Denkens. Es liegt nicht an der Wirtschaft, wenn es nicht geht", resümiert Bonato, der Geschäftsführer der MHG Heiztechnik in Buchholz ist.
Eine mögliche gesetzliche Verpflichtung für Betriebe, ihren Beschäftigten zwei Corona-Tests pro Woche anbieten zu müssen, lehnen die Arbeitgeber klar ab. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) halten dies für schlecht oder nicht umsetzbar, für ein Drittel (37 Prozent) wäre dies notfalls "akzeptabel" und nur sieben Prozent halten ein Pflicht-Test-Angebot für gut.
Das hohe Engagement der Firmen und die Fürsorge für ihre Mitarbeiter zeigen sich nicht nur bei den Tests, sondern auch mit Blick auf spätere Impfungen. So wollen 55 Prozent der befragten Unternehmen ihren Beschäftigten betriebliche Corona-Impfungen anbieten, weitere 28 Prozent überlegen dies zu tun - Verfügbarkeit der Impfungen vorausgesetzt. Fic kinger: "Selbst an dieser originären Aufgabe der Krankenkassen würden sich die Arbeitgeber in großem Umfang beteiligen, auch um das Gesundheitssystem bei der Eindämmung der Pandemie zu unterstützen. Es muss dann aber auch selbstverständlich sein, dass die Krankenkassen die Kosten dafür übernehmen, schließlich macht es keinen Unterschied, wo jemand geimpft wird - Hauptsache, es wird endlich geimpft!"
Quelle und Kontaktadresse:
NORDMETALL Verband der Metall- und Elektro-Industrie e.V.
Pressestelle
Kapstadtring 10, 22297 Hamburg
Telefon: (040) 63784200, Fax: (040) 63784234