Corona-Pandemie verschärft drastisch die wirtschaftlichen Probleme der Krankenhäuser
(Berlin) - Verschobene Operationen und andere Folgen der Corona-Pandemie haben die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser in Deutschland noch einmal verschärft. Das ergibt das aktuelle Krankenhaus-Barometer des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI). Die Corona-Pandemie hatte dabei nicht nur Auswirkungen auf die Allgemein- und Intensivstationen. Auch in den OP-Bereichen führte sie zu merklichen Beeinträchtigungen. In der ersten Pandemiewelle von März bis Mai 2020 ist die Zahl der stationär durchgeführten Operationen im Durchschnitt um 41 und bei ambulanten Operationen um 58 Prozent zurückgegangen. Allein in diesem Zeitraum lagen die Erlösverluste bei den betroffenen Kliniken bei etwa 2,5 Millionen Euro pro Haus.
Die meisten Kliniken haben die OP-Auslastung des Vorjahres noch immer nicht erreicht. Grund hierfür sind nach wie vor die Zurückhaltung der Patienten bei planbaren Operationen, erforderliche Schutzmaßnahmen und gestiegene Hygiene-Anforderungen sowie Freihaltekapazitäten für Corona-Patienten in den Intensivbereichen. Die aktuell hohen Infektionszahlen werden daher einen normalen OP-Betrieb vielerorts weiter erschweren. "Die Krankenhäuser stehen angesichts weiter sehr hoher COVID-Infektionszahlen vor einer ungewissen Zukunft. Es ist zu befürchten, dass sich die Entwicklung aus der ersten Welle während der zweiten Welle verstärkt. Die Versorgung hilfsbedürftiger Patienten ist in unseren Kliniken aber zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Gleichzeitig haben die Kliniken ihre Hygienestandards im Umgang mit COVID-19 fortlaufend erhöht.", erklärte der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Dr. Gerald Gaß.
Die ohnehin angespannte wirtschaftliche Lage der deutschen Krankenhäuser hat sich infolge der Corona-Pandemie dramatisch zugespitzt. Bereits 2019 hat fast jede zweite Klinik (44 Prozent) rote Zahlen geschrieben. Die Corona-Pandemie hat die Lage weiter verschärft. Weniger als ein Drittel der Häuser erwartet für 2020 ein positives Jahresergebnis. Nur noch 18 Prozent der Kliniken beurteilen ihre aktuelle wirtschaftliche Lage als gut. Damit setzt sich der Abwärtstrend der vergangenen Jahre fort. Seit 2016 ist der Anteil der Krankenhäuser mit positivem Jahresergebnis von 61 (DKI-Umfrage 2017) auf aktuell 29 Prozent gesunken. Umgekehrt ist der Anteil der Häuser in schwieriger wirtschaftlicher Lage kontinuierlich gestiegen. Für 2021 erwartet nur knapp ein Viertel der Krankenhäuser eine wirtschaftliche Verbesserung.
"Die Lage der Krankenhäuser ist seit Jahren sehr problematisch. Wir haben eine chronische Unterfinanzierung der Investitionen, die aus den Landeshaushalten und damit aus Steuermitteln aufgebracht werden müssten. Statt sechs Milliarden erhalten die Krankenhäuser nur rund drei Milliarden Euro. Da nicht alle Corona-bedingten Erlösausfälle und Mehrkosten eins zu eins gedeckt werden, ist davon auszugehen, dass sich für viele Kliniken die wirtschaftliche Lage weiter verschlechtert", sagte Gaß. Vor diesem Hintergrund forderte der DKG-Präsident weitere unterstützende Maßnahmen zur Bewältigung der Lasten der Pandemie. "Die Wiedereinführung von Freihaltepauschalen für die Monate November, Dezember und Januar war wegen der sehr restriktiven Zuordnungskriterien nur für wenige Kliniken eine wirksame Finanzierungshilfe. Daher ist es wichtig, dass der bestehende Klinik-Rettungsschirm angepasst und wieder an alle Krankenhäuser gezahlt wird", forderte Gaß.
Gleichzeitig hat der Fachkräftemangel laut DKI-Studie im Krankenhaus die OP-Bereiche erreicht. 2020 konnte fast jede zweite Klinik offene Stellen im nicht-ärztlichen OP- und Anästhesiedienst nicht besetzen. Bundesweit sind hier 3.000 Vollzeitstellen unbesetzt.
Die Ergebnisse des Krankenhaus-Barometers 2020 beruhen auf der schriftlichen Befragung einer repräsentativen Stichprobe von Allgemeinkrankenhäusern ab 100 Betten, die von Ende Juni bis Ende August 2020 durchgeführt wurde. Beteiligt haben sich insgesamt 438 Krankenhäuser.
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