Corona-Krise: Wir brauchen einen Aufbruch zu mehr Geschlechtergerechtigkeit!
(Berlin) - Frauengesundheitstag, 28. Mai: Erschöpfung, Burnout und Existenzängste durch berufliche und finanzielle Einbrüche - die Pandemie trifft vor allem Frauen in vielerlei Hinsicht besonders hart. Zahlreiche Umfragen bestätigen das. Alleinerziehende und pflegende Angehörige sind dabei besonders stark betroffen.
Die Corona-Krise zeigt deutlich, dass unbezahlte Sorgearbeit eine zentrale gesellschaftliche Ressource ist, auf die - nicht nur - in der Pandemie wie selbstverständlich zurückgegriffen wird. Frauen haben bereits vor der Pandemie den Hauptteil der unbezahlten Sorgearbeit geschultert. Die Sorgelücke zwischen den Geschlechtern wird durch die Corona-Krise noch stärker sichtbar; sie hat sich vielerorts weiter verschärft. Druck und Mehrfachbelastung sind vor allem für Frauen in erheblichem Maße gestiegen.
Das Bündnis Sorgearbeit fair teilen fordert die Politik auf, sich für die gerechtere Verteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen Frauen und Männern über den ganzen Lebensverlauf hinweg einzusetzen. Die Anreize für die gleichberechtige Aufteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit müssen gestärkt werden. Die Rückkehr zum Status Quo vor Corona kann und darf nicht Ziel politischer Maßnahmen sein. Vielmehr braucht es einen gleichstellungspolitischen Aufbruch! Das nützt auch den Familien.
Aktuell sieht das Bündnis Sorgearbeit fair teilen bspw. im Bereich der Angehörigenpflege keinerlei Anzeichen für eine ausgewogene Aufteilung der Pflegearbeit. Im Gegenteil: Hilfe und Unterstützung für pflegende Angehörige waren schon vor der Pandemie unzureichend; in der Krise ist die Situation noch schlechter geworden. Auch das betrifft vor allem Frauen, die täglich vor der schwierigen Herausforderung stehen, Pflege, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen, ohne dabei selbst auszubrennen.
Mit Blick auf Kinderbetreuung und Hausarbeit zeichnen aktuelle Studien ein differenziertes Bild der Situation im Verlauf der Pandemie. Der Anteil der Familien, in denen die Frauen Kinderbetreuung und Hausarbeit fast vollständig alleine übernehmen, hat zugenommen. Dabei lassen sich sogar Beharrungstendenzen erkennen.
Gleichzeitig haben Maßnahmen wie mobiles Arbeiten von Zuhause oder Kurzarbeit durchaus zu einer größeren Beteiligung von Männern an der Sorgearbeit geführt. Dies hängt jedoch meist davon ab, wie die paarinterne Arbeitsteilung bereits vor der Pandemie organisiert war. Das Bündnis plädiert dafür, das Augenmerk verstärkt auf geeignete Maßnahmen zu legen, die Männer dazu veranlassen, dauerhaft und in größerem Umfang unbezahlte Sorge- und Hausarbeit zu übernehmen. Immer mehr Männer wollen sich stärker einbringen, stoßen aber häufig auf Hindernisse - in den Köpfen, in den gelebten Paararrangements, in betrieblichen wie gesellschaftlichen Strukturen.
Von einem anhaltenden Trend Richtung Gleichberechtigung kann gegenwärtig keine Rede sein. Strukturelle Rahmenbedingungen, die eine ungleiche Verteilung von Sorge- und Hausarbeit begünstigen, müssen verändert werden. Dazu gehören Reformen im Steuersystem. Das Bündnis "Sorgearbeit fair teilen" streitet für Maßnahmen, die die stärkere Beteiligung von Vätern an der Kindererziehung sowie von Männern an der informellen Pflege fördern. Nur so kann gelingen, dass sich auch Frauen beruflich entfalten und bis ins Rentenalter finanziell absichern können.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Frauenrat - Lobby der Frauen in Deutschland e.V.
Pressestelle
Axel-Springer-Str. 54a, 10117 Berlin
Telefon: (030) 204569-0, Fax: (030) 204569-44