Container-Linienreedereien gefährden wirtschaftliche Erholung der europäischen Wirtschaft / Spediteure fordern von Reedereien Rückkehr zur Normalität
(Berlin) - Die globale Pandemie hat die Folgen des bestehenden Ungleichgewichts in der Verfügbarkeit von Containern zwischen westlichen und asiatischen Häfen einerseits und des Kapazitätsabbaus in der Linienschifffahrt anderseits verschärft; mit schwerwiegenden Folgen nicht nur für deutsche Spediteure, sondern auch für deren Kunden. Dabei ist die Zuverlässigkeit und Stabilität maritimer Lieferketten von entscheidender Bedeutung für die gesamte europäische Wirtschaft. Aus diesem Grund fordert der DSLV Bundesverband Spedition und Logistik die Container-Linienreedereien dringend dazu auf, die Zuverlässigkeit der Fahrpläne und die erforderliche Servicequalität wiederherzustellen.
Pandemie und einheitliches Verhalten verengen das Marktangebot für Frachtraum und Containerkapazitäten dramatisch, wodurch die Seefrachtraten steigen. "Die Linienreedereien stellen schlichtweg keine ausreichenden Kapazitäten zur Verfügung", bemängelt Willem van der Schalk, Sprecher des Komitee Deutscher Seehafenspediteure im DSLV (KDS im DSLV). "Zusätzliche Frustration entsteht bei den Speditionen, weil sie in einen flexiblen Notfall-Planungsmodus gezwungen werden, um auf die sehr kurzen Ankündigungen der Reedereien zur Verfügbarkeit von Containern und Schiffsraum reagieren zu können." Die Kosten für die Speditionsbranche sind beträchtlich: Sie entstehen durch Umbuchungen von Sendungen und stets neue Gebühren und Aufschläge (Surcharges) für Shipping-Garantien. Als Folge von pandemie-bedingten Produktionsstopps und Werkschließungen türmen sich die Container in Amerika und stehen für anderen Destinationen nicht zur Verfügung. Frachtraten steigen und Wartezeiten werden immer länger. Verschiffungen können vor Chinese New Year im Februar 2021 fast nicht mehr gebucht werden. Am Ende droht dem Spediteur wegen fehlender Planbarkeit sogar Kundenverlust.
Dabei profitieren die Container-Linienreedereien bereits einseitig und zum Nachteil deutscher Speditionshäuser von besonderen rechtlichen Privilegien durch die europäische Gruppenfreistellungsverordnung für Konsortien, die von der Europäischen Kommission im April dieses Jahres erneut verlängert wurde. Brüssel hat die Freistellung der Reedereien von den regulären Wettbewerbsregeln bereits mehrfach gewährt. Nach Auffassung der Kommission würden Kunden der Reedereien von Effizienzgewinnen, die durch ein koordiniertes Kapazitätsmanagement in einem Reeder-Konsortiums erzielt werden, profitieren. "Das Gegenteil ist der Fall", bemängelt van der Schalk. "Solche einseitigen Wettbewerbsprivilegien sind nicht zeitgemäß. Sie erlauben den Reedereien Marktbeeinflussungen, z.B. durch sanktionsfreie Absprachen." Die Untätigkeit der Kommission verärgert die Spediteure: Während die US-Seeschifffahrtsbehörde (Federal Maritime Commission) erst vor kurzem ihre Prüfung der Aktivitäten der Container-Linienreedereien verschärft hat, hat Brüssel auch in der gegenwärtigen Krise überhaupt nicht reagiert.
"Die Container-Linienreedereien müssen den gegenwärtigen Zustand endlich beenden und zu Geschäftsgepflogenheiten zurück-kehren, in denen sie nicht alleine Nutznießer sind und vertragliche Vereinbarungen wieder eingehalten werden", fordert van der Schalk. "Weitere Verzögerungen der Lieferketten können die rasche Erholung der europäischen Wirtschaft nach der Pandemie gefährden. Die Überwindung der Krise erfordert Zusammenarbeit und den guten Willen aller Beteiligten."
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