Pressemitteilung | AVK - Industrievereinigung Verstärkte Kunststoffe e.V.

Composites Germany: Ergebnis der 21. Composites - Markterhebung liegt vor

(Frankfurt am Main) - Zum 21. Mal hat Composites Germany (www.composites-germany.de) aktuelle Kennzahlen zum Markt für faserverstärkte Kunststoffe erhoben. Befragt wurden alle Mitgliedsunternehmen der Trägerverbände von Composites Germany: AVK und Composites United, sowie des assoziierten Partners VDMA.

Um die problemlose Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Erhebungen zu
gewährleisten, wurden auch in diesem Halbjahr keine Änderungen bei der Befragung durchgeführt. Erhoben wurden erneut überwiegend qualitative Daten in Bezug auf die aktuelle und zukünftige Marktentwicklung.

Kritische Bewertung der aktuellen Geschäftslage

Nachdem bei der Bewertung der aktuellen Geschäftslage in 2021 durchweg positive Tendenzen zu erkennen waren, rutschte diese in 2022 ab. Bereits zum dritten Mal in Folge zeigen sich bei der aktuellen Erhebung pessimistischer Bewertungen. Die Gründe für die negative Stimmung sind vielfältig.
Haupttreiber aber dürften aber vor allem die nach wie vor hohen Energie- und Rohstoffpreise sein. Hinzu kommen weiterhin Probleme in einzelnen Bereichen der Logistikketten sowie ein zurückhaltendes Konsumklima. Trotz steigender Zulassungszahlen ist auch die Automobilindustrie als wichtigster Anwendungsbereich für Composites noch nicht auf ihr altes Volumen zurückgekehrt. Hier verdeutlicht sich auch der Strategiewechsel europäischer OEM, weg von Volumenmodellen, hin zu margenstarken Fahrzeugsegmenten zu gehen. Die Bauindustrie als zweiter zentraler Anwendungsbereich steckt derzeit in einer Krise. Zwar sind vielfach die Auftragsbücher noch gut gefüllt, aber Neuaufträge bleiben derzeit vielfach aus. Hohe Zinsen und Materialkosten bei hohen Lebenshaltungskosten belasten vor allem den privaten Bau stark. Derzeit wird für die Bauindustrie ein realer Umsatzrückgang für 2023 von 7 Prozent
erwartet.

Derzeitige generelle Geschäftslage weltweit
in Europa, in Deutschland

Auch die Bewertung der Geschäftslage des eigenen Unternehmens ist zunehmend pessimistischer. Vor allem für Deutschland zeigt sich ein negatives Bild. Fast 50 Prozent der Befragten (44 Prozent) bewerten die aktuelle Geschäftslage kritisch. Etwas positiver fällt die Sichtweise auf das weltweite Geschäft und Europa aus. Hier bewerten "nur" 36 Prozent bzw. 33 Prozent der Befragten die Situation eher negativ.

Zukunftserwartungen drehen ins Negative

Der eher pessimistischen Beurteilung der aktuellen Geschäftslage folgend drehen auch die zukünftigen Geschäftserwartungen in Negative. Die entsprechenden Kennwerte für die generelle Geschäftslage zeigen nach einem Anstieg innerhalb der letzten Befragung nun deutlich nach unten (vgl. Abb. 2). Auch für das eigene Unternehmen zeigen sich die Befragten hinsichtlich ihrer Zukunftserwartungen pessimistischer

Die Teilnehmenden gehen anscheinend nicht von einer kurzfristigen Besserung der Situation aus. Auffällig ist auch hier, dass die Sichtweise auf die Region Deutschland im Verhältnis zu Europa und der weltweiten Konjunktur kritischer ist. 22 Prozent der Befragten erwarten eine negative Entwicklung in Deutschland. Nur 13 Prozent erwarten eine Verbesserung der aktuellen Situation. Für Europa und auch die Welt zeigen sich bessere Kennwerte.

Investitionsklima trübt sich ein

Die aktuell eher zurückhaltende Bewertung der wirtschaftlichen Situation und die pessimistischen Aussichten wirken sich auch auf das Investitionsklima aus.
Nachdem in der letzten Befragung noch 40 Prozent der Teilnehmenden von einem Anstieg bei der Personalkapazität ausgegangen waren, liegt dieser Wert aktuell nur noch bei 18 Prozent. Demgegenüber stehen 12 Prozent, die sogar von einem Rückgang im Bereich Personal ausgehen. Auch der Anteil der Befragten, die Maschineninvestitionen planen, ist rückläufig. Waren bei der letzten Befragung noch 71 Prozent von entsprechenden Investitionen ausgegangen, so sinkt dieser Wert nun auf 56 Prozent ab.

Erwartungen an Anwendungsindustrien unterschiedlich

Der Composites Markt ist durch eine starke Heterogenität sowohl material- aber auch anwendungsseitig gekennzeichnet. In der Befragung werden die Teilnehmenden gebeten, ihre Einschätzung hinsichtlich der Marktentwicklung unterschiedlicher Kernbereiche zu geben.

Die Erwartungen zeigen sich äußerst verschieden

Die bereits beschriebenen Schwächen in den wichtigsten Kernmärkten Transport
sowie Bau-/Infrastruktur zeigen sich deutlich. Wachstum wird vor allem im Bereich Windenergie und Luftfahrt erwartet.

Wachstumstreiber mit nur leichten Verschiebungen

Bei den Werkstoffen setzt sich der Paradigmenwechsel weiter fort. Wurde von den Befragten in den ersten 13 Erhebungen stets CFK als Material genannt, aus dessen Umfeld die wesentlichen Wachstumsimpulse für den Composites-Bereich zu erwarten sind, so werden die wesentlichen Impulse mittlerweile durchweg von GFK oder materialübergreifend vermutet. Regional kommt es zu einer leichten Verschiebung. Derzeit ist es vor allem Nordamerika, aus dem die wesentlichen Wachstumsimpulse für die Branche erwartet werden. Europa und Asien verlieren leicht an Boden.

Composites-Index zeigt in verschiedene Richtungen

Die zahlreichen negativen Einflüsse der letzten Zeit zeigen sich nun auch im Gesamt-Composites-Index. Dieser gibt bei allen Indikatoren nach. Sowohl die
aktuelle als auch die zukünftige Beurteilung drehen ins Negative.

Die gesamte verarbeitende Composites-Menge in Europa in 2022 war bereits leicht rückläufig, im Vergleich zu 2021. Nach einem guten 1. Quartal 2022 zeigt sich derzeit eine deutliche Abkühlung der Aktivitäten. Es bleibt abzuwarten, ob es gelingen wird, der negativen Entwicklung gegenzusteuern. Hier wäre ein zielgerichtetes Eingreifen, auch der politischen Entscheidungsträger wünschenswert. Dies kann aber ohne die Industrie/Wirtschaft nicht gelingen.
Nur gemeinsam wird es gelingen den Wirtschaftsstandort Deutschland weiter zu stärken und die Position zu behaupten oder vor dem Hintergrund einer schwächelnden Weltkonjunktur auszubauen. Für Composites zeigen sich nach wie vor sehr gute Chancen zum Ausbau der Marktposition in neuen, aber auch bestehenden Märkten. Die Abhängigkeit von gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen aber bleibt bestehen. Es gilt nun über Innovationen neue Marktfelder zu erschließen, Chancen konsequent zu nutzen und gemeinsam daran zu arbeiten, Composites weiter in bestehenden Märkten zu implementieren. Dies kann oftmals gemeinsam besser gelingen als allein. Composites Germany bietet mit seinem hervorragenden Netzwerk vielfältige Möglichkeiten.

Die nächste Composites-Markterhebung erscheint im Januar 2024.

Quelle und Kontaktadresse:
AVK - Industrievereinigung Verstärkte Kunststoffe e.V. Dr. Elmar Witten, Geschäftsführer Am Hauptbahnhof 12, 60329 Frankfurt am Main Telefon: (069) 2710770, Fax: (069) 2710770

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