CO2-neutrale Luftfrachtlogistik: Branche und Politik mĂŒssen gemeinsam handeln
(Berlin) - Die Luftfracht bleibt fĂŒr Speditionen und Logistikunternehmen insbesondere fĂŒr hochwertige und zeitkritische Fracht ein starkes Glied internationaler Lieferketten. Als Verkehrsarchitekten haben Speditionen und Logistikunternehmen eine besondere Verantwortung fĂŒr die ErfĂŒllung logistischer QualitĂ€tsanforderungen ihrer Kunden aus Industrie und Handel. Neben Preis, ZuverlĂ€ssigkeit und Sicherheit zĂ€hlt zunehmend auch der Klimaschutz zu den Kundenerwartungen. ZusĂ€tzliche Technikinnovationen und Prozessoptimierungen fĂŒr den Flugbetrieb und das Ground-Handling der Airlines, FlughĂ€fen und Logistikunternehmen mĂŒssen aber von politischen Rahmenbedingungen flankiert werden, die deutsche Unternehmen im europĂ€ischen Wettbewerb nicht noch weiter zurĂŒckwerfen, mahnt der DSLV Bundesverband Spedition und Logistik anlĂ€sslich des gemeinsamen Digitalen BranchengesprĂ€chs ,Luftfracht und Klimaschutz' mit dem Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) und dem Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL).
FĂŒr eine CO2-freie Luftfracht sind vor allem baldige Technikfortschritte - insbesondere ökologisch nachhaltige Kraftstoffe fĂŒr den Flugbetrieb - erforderlich. Deren Markthochlauf muss durch international, mindestens aber europĂ€isch verbindliche Regelungen und Anreizprogramme beschleunigt werden. "Die Politik muss in Zusammenarbeit mit den Akteuren fluggebundener Lieferketten ein InstrumentenbĂŒndel schaffen, das die steigende GĂŒternachfrage in Einklang mit einer höheren Klimaeffizienz des Luftverkehrs bringen kann", fordert DSLV-HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrer Frank Huster. Hierzu kann beispielsweise der lange geforderte Single European Sky zur Optimierung des Routings des Luftverkehrs beitragen. Auch die anstehende Revision der EuropĂ€ischen Erneuerbaren-Energie-Richtlinie (RED II) wird entscheidend, indem sichergestellt wird, dass sich die erheblichen Mehrkosten fĂŒr die Beimischung von ,Sustainable Aviation Fuels' (SAF) gleichmĂ€Ăig auf die europĂ€ische Luftfrachtbranche verteilen. Huster: "Harmonisierung ist dringend geboten. Heute bestehen bereits zu viele Wettbewerbsnachteile fĂŒr den Luftfrachtstandort Deutschland durch europĂ€isch uneinheitlich umgesetzte Security-Bestimmungen sowie Steuer- und Zollverfahren."
98 Prozent der exportseitigen Luftfracht und 80 Prozent der ĂŒber deutsche FlughĂ€fen importierten GĂŒter werden von Speditionen abgefertigt, die mit gezielten Strategien der WarenbĂŒndelung und Gewichtsreduzierungen durch neuartige Verpackungssysteme bereits zur Verkehrsvermeidung beitragen. "Auch Luftfrachtspeditionen sind in der Verantwortung, Luftfracht so nachhaltig wie möglich zu gestalten", betont Huster. "Die Auswahl solcher Luftfracht-Carrier, die vollstĂ€ndige Transparenz ĂŒber ihre Dekarbonisierungs-Strategien inklusive Offsetting-Programme schaffen, ist derzeit auf einige europĂ€ische und US-amerikanische Airlines beschrĂ€nkt. Vor allem aber die Bereitschaft der Logistikkunden aus Industrie und Handel, fĂŒr das Offsetting auch zu bezahlen, ist eine wesentliche Stellschraube."
Die gemeinsamen Anstrengungen werden durch eine weltweit wachsende Verkehrsnachfrage nach Luftfrachtdienstleistungen wieder zunehmend ĂŒberlagert. Bestimmte Waren wie Medizinprodukte, verderbliche Produkte und Ersatzteile schlieĂen den Einsatz anderer VerkehrstrĂ€ger insbesondere auf internationalen Destinationen aus. Im ersten Quartal des Jahres 2021 lag das Frachtaufkommen an deutschen FlughĂ€fen bereits um acht Prozent höher als im Vergleichszeitraum des Vorkrisenjahres 2019, das sich auch durch die einsetzende Reaktivierung des Passagierverkehrs erholt.
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