Pressemitteilung | Gesellschaft für Informatik e.V. (GI)

Christiane Floyd mit Klaus-Tschira-Medaille ausgezeichnet

(Berlin) - Klaus Tschira Stiftung und Gesellschaft für Informatik verleihen im Rahmen der INFORMATIK 2020 die Klaus-Tschira-Medaille an die Österreichische Informatik-Pionierin

Berlin, 02. Oktober 2020 - Mit Christiane Floyd ehren die Gesellschaft für Informatik (GI) und die Klaus Tschira Stiftung (KTS) eine beeindruckende Wissenschaftlerin und Informatik-Pionierin, die erste und bahnbrechende Impulse für ein vielfältiges Bild der Informatik gesetzt hat. Die nach dem SAP-Mitgründer benannte Medaille wird alle zwei Jahre an eine Persönlichkeit für ihre besonderen Verdienste um die Nutzung und Weiterentwicklung informatischer Methoden in unterschiedlichen Anwendungsgebieten verliehen.

Prof. Dr. Hannes Federrath, Präsident der Gesellschaft für Informatik: "Christiane Floyd ist mit ihren vielfältigen Aktivitäten Rollenvorbild, Wegbereiterin, Mahnerin und Verfechterin einer menschenzentrierten Informatik, deren menschenfreundlicher Anwendung und der Ausbildung eines besonderen Verantwortungsbewusstseins. Sie gilt unter anderem deshalb als eine der wegweisenden Pionierinnen der Informatik. Darüber hinaus widmet sich Christiane Floyd bis heute der besonderen Förderung der Frauen in der Informatik - zum einen als Vorbild, zum anderen durch eine aktive Unterstützung der in der Informatik tätigen Wissenschaftlerinnen."

Beate Spiegel, Geschäftsführerin der Klaus Tschira Stiftung: "Mit Christiane Floyd ehren wir eine Informatikerin, die zeitlebens informatische Lösungen in den Dienst des Gemeinwohls gestellt hat. So hat sie beispielsweise schon vor vielen Jahren enge Beziehungen zu äthiopischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aufgebaut und in Addis Abeba den Aufbau eines IT-Netzwerks von Professorinnen und Professoren sowie eines IT-Promotionsstudiengangs unterstützt. Derzeit entwickelt sie mit ihrem äthiopischen Team in einem Projekt der Entwicklungszusammenarbeit Info-Apps rund um das Thema sichere Geburt, um in afrikanischen Ländern die Mütter- und Kindersterblichkeit zu senken."

Christiane Floyd studierte Mathematik und Philosophie an der TU Wien. Nach ihrer Promotion zum Dr. phil. mit einer Arbeit über Algebra arbeitete sie an der Entwicklung eines Algol-60-Compilers bei Siemens in München. Nach weiteren Stationen an der Stanford University und bei Softlab in München übernahm sie 1978 als erste Informatikprofessorin im deutschsprachigen Raum den Lehrstuhl für Softwaretechnik an der TU Berlin. 1991 wechselte sie an die Universität Hamburg und blieb dort bis zu ihrer Emeritierung.

Unter ihrer Leitung wurde die bislang ausschließlich auf technische und formale Aspekte fixierte Betrachtung der Softwareentwicklung auf soziotechnische Fragestellungen erweitert. Bekannt wurde sie dabei mit "STEPS - Softwaretechnik für evolutionäre, partizipative Systementwicklung", mit der sie die Idee des agilen Arbeitens bereits frühzeitig erforschte. Gleichzeitig setze sie sich für eine ethische und philosophische Betrachtung technischer Systeme ein und forderte eine möglichst menschengerechte Gestaltung informatischer Systeme.

1984 gründete Christiane Floyd zusammen mit anderen Informatikerinnen und Informatikern das "Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung" (FIfF). Als eine der Gründungsvorsitzenden des FIfF forderte sie, dass sich ihre Zunft mit Ethik ebenso beschäftigen muss wie mit Mathematik. Fortwährend setzte sie sich gegen den Missbrauch von Technologien wie Künstlicher Intelligenz ein und war auch damit ihrer Zeit voraus.

Quelle und Kontaktadresse:
Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) Frithjof Nagel, Pressesprecher Anna-Louisa-Karsch-Str. 2, 10178 Berlin Telefon: (030) 726156615, Fax: (030) 726156619

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