Pressemitteilung | Bundesarbeitgeberverband Chemie e.V. (BAVC)

Chemie-Arbeitskosten 2002: Höhere Krankheitskosten

(Wiesbaden) - Nach Berechnungen des Bundesarbeitgeberverbandes Chemie (BAVC) lagen 2002 die Arbeitskosten je Beschäftigtenstunde in der westdeutschen chemischen Industrie mit 40,08 Euro erstmals über der 40-Euro-Schwelle. Der Anstieg gegenüber dem Vorjahr belief sich auf 3,2 Prozent. Überdurchschnittlich haben dabei die Personalzusatzkosten mit 3,4 Prozent zugenommen. Dagegen ist das Direktentgelt, also das Entgelt für tatsächlich geleistete Arbeit, mit 2,9 Prozent deutlich geringer gestiegen. Dies hat dazu geführt, dass die Personalzusatzkostenquote - bezogen auf das Direktentgelt - gegenüber den Vorjahren weiter angestiegen ist und nunmehr bei 95,4 Prozent liegt.

Kostenbegrenzung konterkariert

Trotz gegenteiliger Regierungsankündigungen ist der staatlich beeinflusste Teil der Personalzusatzkosten weiter gestiegen. Als Kosten-Treiber Nummer 1 hat der "Krankheitsbereich" gewirkt. Die tariflichen Bemühungen zur Begrenzung der Chemiearbeitskosten sind damit erneut konterkariert worden. Auch für 2003 ist bei den Zusatzkosten keine Entlastung in Sicht. Vielmehr sind weitere Erhöhungen bereits verordnet worden.

63.295 Euro pro Jahr

Auf das Jahr 2002 berechnet betrugen die Arbeitskosten je Arbeitnehmer 63.295 Euro. Wegen einer leicht rückläufigen effektiven Jahresarbeitszeit ergibt sich mit 2,8 Prozent eine geringere Anstiegsrate als auf Stundenbasis. Dies gilt gleichermaßen für die Personalzusatzkosten - sie stiegen um 3,1 Prozent auf 30.890 Euro - und für das Direktentgelt mit einem Anstieg um 2,6 Prozent auf 32.385 Euro.

Revision der Statistik

Die BAVC-Berechnung der Arbeitskosten schreibt die im Vierjahresrhythmus erhobenen amtlichen Daten fort. Inzwischen hat das Statistische Bundesamt die offiziellen Ergebnisse der Arbeitskostenstatistik für das Jahr 2000 veröffentlicht. Die jetzt ermittelten Chemiearbeitskosten sind eine Revision auf der Basis dieser neuen Zahlen.

Höhere Krankheitskosten

Besonders stark angestiegen sind die "Krankheitskosten". Zum einen ist die Krankenstandsquote nach Angaben der Betriebskrankenkassen wieder leicht angestiegen, nämlich von 3,9 Prozent im Jahr 2000 auf 4,13 Prozent im vergangenen Jahr. Zum anderen haben sich die Krankenversicherungsbeiträge als besonders kostenträchtig erwiesen. So ist im Betrachtungszeitraum die Beitragsbemessungsgrenze von 3.298 auf 3.375 Euro monatlich gestiegen. Gleichzeitig ist der Krankenversicherungsbeitrag von 13,5 auf 14,0 Prozent in die Höhe gegangen.

Die Entwicklung der Zusatzkostenblöcke im Einzelnen:

Sonderzahlungen

Die Höhe der Sonderzahlungen, also der Gratifikationen, des 13. Monatsentgelts (Jahresleistung), des Urlaubsgeldes und der vermögenswirksamen Leistungen ist 2002 bezogen auf das Direktentgelt auf 20,9 Prozent zurückgegangen (2001: 21,1 Prozent), was ursächlich mit einem Rückgang der Gratifikationen von 17,4 auf 17,2 Prozent zusammenhängt. Hier spielt zum einen die Möglichkeit der Entgeltumwandlung zugunsten der betrieblichen Altersversorgung, zum anderen die ertragsabhängige Gestaltung der Jahresleistung aufgrund tarifvertraglicher Regelungen eine Rolle.

Arbeitsfreie Tage

Die für bezahlten Urlaub, bezahlte Krankheit und bezahlte Feiertage aufzuwendenden Personalzusatzkosten liegen mit 23,3 Prozent etwas höher als im Vorjahr, was mit dem leicht gestiegenen Krankenstand zusammenhängt. Dieser hat die entsprechende Personalzusatzkostenquote um 0,1 Prozentpunkte nach oben gebracht.

Vorsorge-Aufwand

Die Quote für den Vorsorge-Aufwand ist um 0,5 Punkte auf 42,0 Prozent in die Höhe gegangen. Dies hängt insbesondere damit zusammen, dass der Beitragssatz zur Krankenversicherung signifikant gestiegen ist. Dieser hatte zur Folge, dass sich der Personalzusatzkostenanteil von 8,6 Prozent (2000) auf inzwischen 9 Prozent erhöht hat. Auch die angehobenen Beitragsbemessungsgrenzen in der Sozialversicherung lösen tendenziell einen Druck auf die Personalzusatzkosten aus. Mit einem Anstieg der Quote für die betriebliche Altersversorgung von 14,7 auf 14,9 Prozent wird deutlich, dass zum einen von der Entgeltumwandlung Gebrauch gemacht wird und dass die laufenden Ausgaben sowie die Nettozuführung zu den Pensionsrückstellungen ebenfalls zunehmen.

Sonstige Kosten

Auch im Bereich der sonstigen Kosten ist der Kostenanstieg kontinuierlich fortgeschritten. In diesem Posten sind z. B. die Ausgaben für Aus- und Weiterbildung, für Entlassungsentschädigungen, für Belegschaftseinrichtungen, aber auch Aufstockungsbeträge zum Entgelt im Rahmen der Altersteilzeit enthalten.

2003: Weiterer Zusatzkosten-Anstieg

Ein weiterer Anstieg der Personalzusatzkosten im laufenden Jahr ist bereits vorprogrammiert: Die Beitragssätze zur Krankenversicherung sind 2003 weiter angestiegen. Ebenfalls gestiegen ist der Beitrag zur Rentenversicherung. Die Beitragsbemessungsgrenze in der Renten- und Arbeitslosenversicherung ist darüber hinaus um über 13 Prozent angehoben worden. Von der viel beschworenen Entlastung von Personalzusatzkosten kann damit auch im Jahr 2003 keine Rede sein.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesarbeitgeberverband Chemie e.V. Abraham-Lincoln-Str. 24, 65189 Wiesbaden Telefon: 0611/778810, Telefax: 0611/7788123

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