Chefumfrage in der hessischen Metall- und Elektro-Industrie, Teil 2: M+E-Industrie mitten im Fachkräftemangel / Digitaler Strukturwandel nur mit qualifizierten Fachkräften zu meistern / Pollert: "Fachkräftesicherung größte Herausforderung für Standort Hessen"
(Frankfurt am Main) - Der digitale Strukturwandel verändert die Metall- und Elektro-Industrie (M+E-Industrie) grundlegend und macht die Fachkräftesicherung zu einer der drängendsten Aufgaben am Standort Hessen. Das ergab die 29. Chef-Umfrage des Arbeitgeberverbands HESSENMETALL unter seinen Mitgliedsunternehmen. An der Erhebung hatten sich 144 Unternehmen mit rd. 46.000 Beschäftigten beteiligt.
"Die Wachstumsdynamik der hessischen M+E-Industrie hat deutlich nachgelassen. Gleichzeitig steuern die Unternehmen nicht mehr nur auf einen Fachkräftemangel zu, sondern befinden sich schon mittendrin", fasste HESSENMETALL-Hauptgeschäftsführer Dirk Pollert die Ergebnisse der Umfrage zusammen. Durch den digitalen Strukturwandel verändere sich die Arbeitswelt massiv. Um dabei mithalten zu können, benötigten die M+E-Unternehmen unbedingt die richtigen Fachkräfte: "Wir werden in allen Bereichen noch flexibler werden und uns noch schneller an Veränderungen anpassen müssen, um diese bestenfalls aktiv zu gestalten. Die Fachkräftesicherung ist somit eine der größten, wenn nicht sogar die größte Herausforderung für die hessische M+E-Industrie. Denn für unsere Unternehmen wird es immer schwieriger, ausreichend passende Fachkräfte zu finden."
Unternehmen setzen auf intensive Aus- und Weiterbildung
Erfreulich sei, wie viel die befragten M+E-Unternehmen heute schon tun und wie viel mehr sie sich vorgenommen haben. Sie setzen derzeit am häufigsten auf die Fortbildung ihrer Mitarbeiter (85 Prozent), eine vorausschauende Personalpolitik (81 Prozent) und neue Rekrutierungswege (75 Prozent), um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Die duale Ausbildung als klassisches Instrument der Nachwuchssicherung kommt bei drei von vier Unternehmen zum Einsatz. Sie planen künftig zusätzlich und verstärkt vor allem Weiterbildungen zur Digitalisierung (39 Prozent), eLearning-Angebote (29 Prozent) sowie Laufbahn- und Karriereplanung (26 Prozent).
Bessere Unterstützung durch den Bundesgesetzgeber notwendig
"Wir erleben leider, dass der Bundesgesetzgeber den Druck im Kessel Fachkräftemangel weiter erhöht, statt ihn zu vermindern. Dabei geht es bei der Fachkräftesicherung um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen und damit auch um unseren gesellschaftlichen Wohlstand insgesamt - gerade in einem ressourcenarmen Land mit einer starken Industrie", sagte Pollert. Er machte deutlich, dass der Fachkräftemangel derzeit durch viele bereits erfolgte und beabsichtigte Gesetzesänderungen noch eher verschärft werde. "Unternehmen brauchen aber eine maximale Flexibilität der Arbeitszeit für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Deshalb ist es nicht zu verstehen, warum das Arbeitszeitgesetz immer noch nicht zeitgemäß weiter entwickelt worden ist. Auch ist es kontraproduktiv, die Befristungsmöglichkeiten weiter einzuschränken. Ebenfalls muss es möglich sein, durch gesteuerte Zuwanderung Vakanzen zügig zu besetzen. Gut, dass das Fachkräfteeinwanderungsgesetz kommt, schade wenn das bis 2020 dauert". Zudem wurden und werden ältere Fachkräfte durch Frühverrentungsanreize noch früher aus dem Arbeitsleben getrieben, obwohl ihre Erfahrungen weiterhin dringend benötigt würden. Auch müsse die Durchlässigkeit des Bildungssystems zielgerichtet weiter ausgebaut werden.
Starke Engpässe in allen Berufen
Die M+E-Industrie ist stark von Engpässen betroffen. Mittlerweile sind 100 Prozent aller offenen Stellen für qualifiziertes Personal in den Metallberufen, in den Berufen des Maschinenbaus und der Fahrzeugtechnik sowie den Elektroberufen in sogenannten Engpassberufen ausgeschrieben. Dabei handelt es sich um Berufe, in denen mehr Stellen als Arbeitslose mit entsprechendem Profil gemeldet sind. Diese Engpasssituation hat sich in den vergangenen Jahren drastisch verschärft.
Fachkräfte mit Berufsausbildung besonders gesucht
Fast 80 Prozent der Unternehmen sind vom Fachkräfteengpass betroffen.
Drei von vier Unternehmen suchen besonders Fachkräfte mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung.
Zwei Drittel der Unternehmen braucht Spezialisten mit einem Fortbildungsabschluss wie dem Meister oder dem Techniker. 60 Prozent suchen Akademiker.
An- und Ungelernte sind derzeit weniger gesucht und müssen daher zu Fachkräften weitergebildet werden.
Der größte Fachkräftemangel besteht in den Metall- und Elektro-Berufen. Stark gesucht sind auch andere technische und IT-Berufe. Bei den kaufmännischen Berufen ist die Lage entspannter.
Für alle Berufe gilt, dass sie mit Blick auf den Strukturwandel und die Digitalisierung zukunftsfähig sein müssen. Daher wurden die industriellen M+E Ausbildungsberufe 2018 um digitale Pflichtinhalte und optionale digitale Zusatzqualifikationen angepasst.
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(HESSENMETALL) Verband der Metall- und Elektro-Unternehmen Hessen e.V.
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