Chancen zur Erholung geben / Chemie-Tarifrunde in Rheinland-Pfalz ist durch schlechtes Wirtschaftsjahr 2009 geprägt
(Frankenthal) - "Wir brauchen einen Tarifabschluss für unsere Branche, in der die Krisenbewältigung absoluten Vorrang hat", sagt Dr. Hans Oberschulte, Vorsitzender der Tarifkommission des Arbeitgeberverbandes Chemie Rheinland-Pfalz (AGV), anlässlich der heutigen (16. März 2010) Wirtschaftsdebatte in Frankenthal. "Unsere Unternehmen mussten im Jahr 2009 ein Umsatzminus von 17,3 Prozent verkraften. Das stecken vor allem die kleinen und mittelständischen Unternehmen nicht so einfach weg", ergänzt er.
Die Forderung der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) nach einer Einkommenserhöhung trifft bei den Arbeitgebern auf Unverständnis. Trotz des schlechten Wirtschaftsjahres 2009 verbuchten die Chemie-Beschäftigten eine spürbare Lohnsteigerung. Eindeutig Stellung bezog Oberschulte: "Auf Basis der wirtschaftlichen Zahlen sehen wir keinerlei Spielraum für Entgeltsteigerungen."
Die Arbeitgeber machten wiederholt deutlich, dass nur wirtschaftlich stabile und wettbewerbsfähige Unternehmen Beschäftigung sichern können. "Der Umsatzeinbruch hat die Chemie-Industrie in Rheinland-Pfalz besonders stark getroffen. Trotzdem wurden Mitarbeiter gehalten, und die Beschäftigten konnten deutliche Lohnzuwächse verbuchen. Der Erhalt der Arbeitsplätze in der Krise war teuer erkauft. Aus unserer Sicht erfordert dies, dass wir jetzt den Unternehmen zusätzliche Belastungen ersparen und wir ihnen die nötige Luft zum Atmen lassen", betont Oberschulte.
Gesprochen wurde auch über den Tarifvertrag "Zukunft durch Ausbildung". Die chemische Industrie hat die Vorgaben des Vertrages im abgelaufenen Jahr erneut übertroffen. Insgesamt boten die Unternehmen 1.457 Ausbildungsplätze neu an. Hier mahnt Oberschulte zur Vorsicht: "Zukünftig können wir die bisherigen Zahlen schon aufgrund demografischer Entwicklungen nicht mehr erreichen."
Die chemische Industrie in Rheinland-Pfalz ist überwiegend von kleinen und mittelständischen Betrieben geprägt. Von den Mitgliedsunternehmen des Arbeitgeberverbandes Chemie Rheinland-Pfalz beschäftigen 78 Prozent weniger als 300 Mitarbeiter. Die insgesamt 62.854 Mitarbeiter sind in verschiedenen Sparten beschäftigt.
Die Vertreter des Arbeitgeberverbandes Chemie Rheinland-Pfalz und der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie haben heute (16. März 2010) in Frankenthal die Tarifverhandlungen in der Chemie-Industrie eröffnet. Gesprächsgrundlage war die Forderungen der Gewerkschaft nach einer angemessenen Einkommenserhöhung und den Erhalt von Arbeits- und Ausbildungsplätzen in der chemischen Industrie. Die Gespräche auf Bundesebene beginnen am 20. und 21. April 2010 in Würzburg.
Hintergrundinformation:
Im Arbeitgeberverband Chemie Rheinland-Pfalz e.V. sind 128 Unternehmen mit rund 62.800 Beschäftigten der chemischen und chemienahen Industrie mit Sitz in Rheinland-Pfalz organisiert. Er vertritt die sozialpolitischen Interessen seiner Mitglieder.
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