Chancen der Labormedizin für Prophylaxe werden nicht genutzt
(Berlin) - Die Chancen moderner Labormedizin für die Früherkennung von Krankheiten und zur Kontrolle ihrer Behandlung werden nicht ausreichend genutzt. Darauf hat der Präsident des Verbands der Krankenversicherten Deutschlands (VKVD), Heinz Windisch, heute in Berlin hingewiesen.
Auf dem ersten "Deutschen Labortag" sagte er: "Wir können inzwischen viele Krankheiten so frühzeitig erkennen, dass wir sie in vielen Fällen vermeiden oder rechtzeitig behandeln können. Das vermeidet Leid und erhebliche Kosten. Doch die Tests werden zu selten in Anspruch genommen." Windisch führt dies auf die Rahmenbedingungen für die Labormedizin in Deutschland zurück. Wenn Ärzte für die Unterlassung von Tests belohnt würden, dann seien die Anreize falsch gesetzt.
Der VKVD-Präsident setzte auch ein Fragezeichen hinter die Disease-Management-Programme. Sie dürften nicht zu einem reinen Sparelement verkommen. Indizien hierfür sieht Windisch im gerade beschlossenen Programm zur Diabetes-Behandlung. Dort sei die Blutzucker-Selbstmessung nicht erwähnt, mit der ein Diabetiker gezielt seinen Insulinbedarf ermitteln kann. Falls dies bedeute, dass diese Tests nicht mehr bezahlt werden, wäre dies ein nicht hinnehmbarer Rückschritt in der Diabetesbehandlung. Für diesen Fall kündigte der VKVD, der sich die Vertretung der Interessen der Krankenversicherten auf die Fahnen geschrieben hat, seinen entschiedenen Widerstand an
Der VKVD sieht ohnedies einen Widerspruch in den verbalen Bekenntnissen der Politik zur Krankheitsprophylaxe und der tatsächlichen Lage. Statt die Chancen, die die Labormedizin für die Krankheitsfrüherkennung biete, schon heute zu nutzen, werde sie behindert. In Deutschland sei mittlerweile die Zahl der laborärztlichen Untersuchungen drastisch zurück gegangen. Dabei sei Labormedizin unverzichtbarer Bestandteil jeglicher Prävention.
Der Vorsitzende des Berufsverbands Deutscher Laborärzte, Dr. Utz Merten, sprach am Rande der Veranstaltung von einer Unterversorgung bei Laboruntersuchungen.
Der Berliner Labormediziner Dr. Frank Peter Schmidt setzte sich für den Erhalt der regionalen, flächendeckenden und patientennahen Versorgung durch Laborärzte ein. Nur so sei das Zusammenwirken von Laborärzten sowie Haus- und Krankenhaus-Medizinern möglich.
Der VKVD hat neben dem Labortag am kommenden Samstag (8. Juni) einen bundesweiten "Tag des offenen Labors" initiiert, um auf die Bedeutung der Labormedizin hinzuweisen. "Wir wollen", sagte Heinz Windisch, "die Bevölkerung aufklären und die Politiker aufrütteln. Die gesetzlichen Krankenversicherungen könnten eine Menge Geld sparen, wenn durch geeignete Labortests Krankheiten früh erkannt oder gar vermieden werden könnten. Was den Patienten erspart bliebe, muss nicht eigens betont werden."
Der VKVD-Chef hat neben dem Berufsverband Deutscher Laborärzte(BDL) auch den Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) als Verbündeten gewonnen, dessen Mitgliedsfirmen Diagnosesysteme und die für die Tests notwendigen Reagenzien herstellen. Der VDGH-Vorsitzende Dr. Volker Oeding betonte in Berlin: "Was nutzen die modernen Tests, die unsere Firmen entwickelt haben, wenn sie nur selten angewendet werden. Wir sehen eine Verpflichtung der Industrie, der Bevölkerung auch zu sagen, was moderne Tests können."
Die aktuelle Adressenliste der am "Tag des offen Labors" teilnehmenden Laboratorien kann abgerufen werden unter: www.labortag.de
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