Chance vertan: Statt gefloppten Feldversuch mit Lang-Lkw auf den Prüfstand zu stellen, belässt Niedersachsen alles beim Alten
(Berlin) - Die rot-grüne Koalition in Niedersachsen nimmt heute offiziell ihre Arbeit auf. Dabei wird klar, im Bereich Verkehrspolitik haben SPD und Grüne die große Chance vertan, ein Zeichen für mehr Verkehrssicherheit und Klimaschutz zu setzen. Obwohl der im Januar 2012 auf Bundesebene gestartete Feldversuch mit Lang-Lkw ein klarer Flop ist, hat es die neue Landesregierung versäumt, ihre Beteiligung am Feldversuch auf den Prüfstand zu stellen. Aus Sicht des ökologischen Verkehrsclubs VCD ist das eine Enttäuschung.
Fakt ist, statt der anvisierten 400 Fahrzeuge sind heute bundesweit nur 28 Gigaliner unterwegs. Trotz eindringlicher Motivationsversuche durch Verkehrsminister Peter Ramsauer, zeigt das Speditionsgewerbe bisher kein Interesse. Lediglich 20 Speditionen beteiligen sich. Eine Evaluierung zu den Problemen mit Gigalinern im Straßenverkehr ist somit bis heute nicht machbar. Auf der extrem dünnen Basis der bisher erhobenen Daten, können weder genaue Aussagen zu generellen Problemen im Straßenverkehr, noch zur Steigerung der Infrastrukturkosten gemacht werden.
Vor diesem Hintergrund ist es unverständlich, dass die Landesregierung in Niedersachsen zunächst nicht die Sinnhaftigkeit des Feldversuches anzweifelt und die von der alten Regierung zugelassenen Straßen einer kritischen Prüfung unterzieht - bevor sie ein "Weiter so wie bisher" unterschreibt.
Heidi Tischmann, Referentin für Verkehrspolitik beim VCD: "SPD und Grüne in Niedersachsen haben das Ziel formuliert, den Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Wollen sie das tatsächlich erreichen, müssten sie auch alles dafür tun, dass der Feldversuch mit Gigalinern gestoppt wird und diese Fahrzeuge generell nicht in Deutschland zugelassen werden."
Im Koalitionsvertrag hat Rot-Grün hingegen lediglich festgehalten, keine neuen Strecken mehr anzumelden, was grundsätzlich positiv zu bewerten ist. Darüber hinaus hätte jedoch die Möglichkeit bestanden, bereits zugelassene Strecken ein zweites Mail auf den Prüfstand zu stellen, so wie es Schleswig-Holstein jüngst erfolgreich getan hat. Eine vertane Chance, um den Feldversuch zum stoppen zu bringen.
Der VCD appelliert an Rot-Grün in Niedersachsen, ihre Entscheidung zur weiteren Teilnahme am Feldversuch mit Lang-Lkw zu überdenken. "Die Nachteile von Gigalinern sind offensichtlich", betont Heidi Tischmann. "Diese überdimensionierten Lkw sind gefährlich für andere Verkehrsteilnehmer, sie bedeuten weniger Platz auf den Straßen und sind teuer, weil die Straßeninfrastruktur angepasst werden muss." Niedersachsen kann und darf sich dem Thema nicht entziehen. Die rot-grüne Landesregierung ist vielmehr gefordert, aktiv zu werden - für eine tatsächlich nachhaltige Mobilität für Alle, wie es wortwörtlich im Koalitionsvertrag formuliert ist.
Mehr Informationen zu der VCD-Aktion »Keine Gigaliner. Nirgends!« unter: http://www.vcd.org/keine-gigaliner.html.
Quelle und Kontaktadresse:
Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD), Bundesverband
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