Caritas unterstützt Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer mit und ohne Behinderung in Deutschland und in den ukrainischen Kriegsgebieten
(Freiburg/Berlin) - Zwei Jahre nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist die Brutalität des Agressors unübersehbar. Die Lücken in der Ausstattung des Militärs, die Ermüdung der Soldaten an der Front und die Verantwortung der EU in der strategischen Partnerschaft mit Präsident Selenskyj beherrschen die Schlagzeilen zum Jahrestag des Kriegsbeginns.
"Hinter der Frage nach der militärischen Allianz darf die Frage nach der menschlichen Solidarität nicht in den Hintergrund treten," fordert Eva Maria Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes. "Jeder Tag, an dem die russische Invasion die Ukraine mit Angst und Schrecken überziehen, ist ein Tag der Ängste und der Schrecken zuvörderst auch für Menschen mit Handicaps. Alte Menschen und Menschen mit Behinderung brauchen in besonderem Maße unsere Solidarität."
Die verbandliche Caritas hat in den letzten Jahren tausende Ukrainerinnen und Ukrainer sowohl in ihrem Heimatland als auch in Deutschland unterstützt. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei Menschen mit Behinderung. "Das unermessliche Leid der Kinder und Jugendlichen mit Behinderung zu lindern, bleibt eines unserer besonderen Anliegen," so die Caritas-Präsidentin.
Besonders schutzbedürftig
Unter den Geflüchteten, die in den letzten zwei Jahren nach Deutschland gekommen sind, befinden sich hunderte ukrainische Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderungen, die mit ihren Betreuerinnen und deren Angehörigen aus der Ukraine in Caritas-Einrichtungen in Deutschland aufgenommen wurden.
Im März 2022 hatte die Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie e.V. (CBP), der zuständige Fachverband im Deutschen Caritasverband, Fahrten für geflüchtete Menschen aus einem Waisenhaus in Kyiv durchgeführt. Im April 2022 wurde eine weitere Einrichtung von Kryvij Rih nach Bayern in eine Mitglieds-Einrichtung des CBP evakuiert. Insgesamt 300 Menschen mit Behinderung sowie mehr als 100 Betreuerinnen und deren Angehörige aus der Ukraine wurden in Mitgliedseinrichtungen des CBP in Nordrhein-Westfalen, Niedersachen, Baden-Württemberg und Bayern aufgenommen. Dort werden sie seitdem begleitet und betreut. Nach Unterbringung und Versorgung steht jetzt eine Normalisierung des Alltags mit Tagesstruktur, aber auch therapeutischen Maßnahmen an, um die erlebten Schrecken zu verarbeiten.
Im gegenwärtigen gesellschaftlichen Klima wird vermehrt die Forderung nach einer Begrenzung der Flüchtlingszahlen laut. "Die UN-Behindertenrechtskonvention regelt ganz klar, dass wir in Gefahrensituationen, einschließlich bewaffneter Konflikte, alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen müssen, um den Schutz und die Sicherheit von Menschen mit Behinderung zu gewährleisten. Die Unterstützung der geflüchteten Menschen mit Behinderung ist nicht verhandelbar. Wir dürfen nicht nachlassen in unserem Bemühen, ihnen die dringend benötigte Hilfe zukommen zu lassen", betont Wolfgang Tyrychter, Vorstandsvorsitzender des CBP, und er bekräftigt: "Die Einrichtungen der Caritas stehen weiterhin den bedürftigen Menschen aus der Ukraine, insbesondere jenen mit Beeinträchtigungen, zur Seite. Wir unterstützen sie und treten für ihre Rechte ein. Sie benötigen besonderen Schutz und Unterstützung.
Dafür sei den beteiligten Einrichtungen, die die ukrainischen Flüchtlinge aufgenommen und großes Engagement gezeigt haben, herzlich gedankt. Das ist gelebte Caritas."
Mit mobilen Teams an der Frontlinie
Zwei Jahre nach Kriegsbeginn ist und bleibt auch Caritas international mit den beiden Partnerorganisationen Caritas Ukraine und Caritas Spes vor Ort an der Seite der Ukrainer_innen. Etwa drei Millionen Menschen haben bereits Hilfe erhalten. In den 45 Zentren der Caritas Ukraine, den 23 Zentren der Caritas Spes und 200 Notunterkünften haben Mitarbeitende seit Februar 2022 über 2,4 Mio. Lebensmittelpakete und 855.000 Hygienesets ausgegeben, sowie mehr als 114.000 traumatisierte Menschen psychologisch betreut.
"Die Mitarbeitenden der Caritas denken auch an die Zukunft und senden so ein wichtiges Zeichen der Hoffnung", hebt Oliver Müller, Leiter von Caritas international, hervor.
"Wir sind dabei mit der dortigen Caritas, einer der größten zivilgesellschaftlichen Organisationen in der Ukraine, im Kontakt, um jetzt in nachhaltige soziale Strukturen zu investieren, die in der Zeit nach dem Krieg einen Wiederanfang ermöglichen- für die, die alt und krank kaum noch Lebensmut haben," unterstreicht Welskop-Deffaa. Die Caritas beteiligt sich auch an der Wiederaufbaukonferenz, die im Juni 2024 in Berlin stattfinden soll.
Die mobilen Teams der Caritas kümmern sich aktuell an der Frontlinie insbesondere um alte und kranke Menschen, die aus den abgelegenen Ortschaften nicht fliehen können. Und sie sind damit oft die einzige Institution, die in diesen ukrainischen Dörfern vor Ort ist. Neben der Nothilfe leistet die Caritas in der Ukraine auch soziale Hilfe, etwa im Bereich der Hauskrankenpflege und der Altenpflege, bei Menschen mit Behinderung und eingeschränkter Mobilität. Je nach Verlauf der Front passen sie ihre Angebote an die Möglichkeiten flexibel an.
Sonderprogramm Caritas4U - anhaltende Unterstützung
Auch die Hilfe in Deutschland ist vom Auf und Ab des Kriegsgeschehens geprägt. In vielen Einrichtungen der Caritas werden bundesweit weiter täglich Flüchtlinge aus der Ukraine beraten und betreut. Neben den Migrationsdiensten sind das u.a. psychosoziale Unterstützungsangebote, Sprachkurse, Plätze in Kitas und Hilfe für alte Menschen. Die Caritas beteiligt sich als Träger an vielen Programmen, die von Bund, Ländern und Kommunen initiiert und finanziert werden. Zudem hat die Caritas mit ihrem direkt nach Kriegsbeginn gestarteten und spendenfinanzierten Förderprogramm Caritas4U bis Ende Dezember 2023 rund 36.000 Flüchtlinge erreicht. Bei Dreiviertel der an 93 Standorten erreichten Personen handelt es sich um Frauen, Kinder und Jugendliche.
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