CARE-Report: Geschlechterungleichheit kosten die Weltwirtschaft Billionen US-Dollar / Diskussion um Lieferkettengesetz ist ein falsches Signal
(Bonn) - Politische Entwicklungen in Deutschland und Europa gefährden den Schutz von Menschenrechten und Umwelt in globalen Lieferketten. Das Lieferkettengesetz, das von Unternehmen Sorgfaltspflichten einfordert und insbesondere vulnerable Gruppen wie Frauen und Mädchen stärkt, gerät zunehmend unter Druck. Die Diskussion über seine Entschärfung und gar Abschaffung ist ein Beispiel für eine globale Entwicklung, die wirtschaftliche Ungleichheit verstärkt und Frauen weiter benachteiligt. Ein Bericht der Hilfsorganisation CARE zeigt auf, dass wirtschaftliche Diskriminierung von Frauen massive finanzielle Verluste für die Weltwirtschaft verursacht.
Hätten Frauen weltweit die gleichen Chancen auf Beschäftigung und unternehmerische Verantwortung wie Männer, könnte das globale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um mehr als 20 Prozent steigen. Die Angleichung der Einkommen von Männern und Frauen würde nach Weltbankberechnungen wirtschaftliche Gewinne in Höhe von 172 Billionen US-Dollar freisetzen. Gegenwärtig gibt es jedoch massive Rückschritte bei der wirtschaftlichen Gleichstellung.
152 Jahre für Gleichstellung – politische Rückschritte bedrohen Frauenrechte
Die von CARE ausgewerteten Daten belegen den dringenden Handlungsbedarf: Im Zeitraum zwischen 2019 und 2022 stagnierte oder verschlechterte sich sogar die Gleichstellung der Geschlechter in fast 40 Prozent aller Länder. Mehr als eine Milliarde Frauen und Mädchen sind betroffen. Bei derzeitigem Tempo würde die wirtschaftliche Gleichstellung erst in 152 Jahren erreicht.
Weltweite Benachteiligung in Gesetzen und Strukturen
Frauen sind weltweit in vielen Wirtschaftsbereichen strukturell benachteiligt. In 92 Ländern gibt es keine Gesetze zur Lohngleichheit und in 155 Ländern fehlen Mechanismen zur Durchsetzung der Lohngleichheit. Zudem haben 730 Millionen Frauen keinen Zugang zu einem Bankkonto, was ihre finanzielle Unabhängigkeit erheblich einschränkt. 70 Prozent der Unternehmerinnen in Schwellen- und Niedriglohnländern haben keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen.
Auch die digitale Kluft stellt ein gravierendes Problem dar. 785 Millionen Frauen weltweit haben keinen Internetzugang. Zudem sind Frauen mit nur 35 Prozent unter den Absolvent:innen in den MINT-Fächern vertreten und in der wachsenden KI-Industrie stark unterrepräsentiert. Gleichzeitig leisten Frauen täglich 12,5 Milliarden Stunden unbezahlte Pflegearbeit, was einem wirtschaftlichen Wert von 10,8 Billionen US-Dollar pro Jahr entspricht.
Lösungen sind bekannt – aber politische Umsetzung fehlt
Für viele dieser Herausforderungen gibt es bereits Lösungen, die konsequent umgesetzt werden müssen. CARE fordert gezielte politische Maßnahmen zur wirtschaftlichen Stärkung von Frauen. Dazu gehören mehr Führungsmöglichkeiten für Frauen am Arbeitsplatz, sicherere Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung. Darüber hinaus müssen politische Investitionen in Pflege- und Betreuungsstrukturen getätigt werden, um die unbezahlte Pflegearbeit gerechter zu verteilen. Notwendig ist auch ein verbesserter Zugang zu Bildung, Digitalisierung und Finanzdienstleistungen für Frauen und Mädchen weltweit.
Den vollständigen Bericht „The Cost of Inequality: Why the Global Economy Cannot Afford to Leave Women Behind“ finden Sie hier.
Quelle und Kontaktadresse:
CARE Deutschland e.V., Siemensstr. 17, 53121 Bonn, Telefon: 0228 975630