Pressemitteilung | Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR)

BVR: Ost-Industrie wuchs auch im Stagnationsjahr

(Berlin) - Die ostdeutsche Industrie war trotz der gesamtwirtschaftlichen Stagnation im vergangenen Jahr erfolgreich, so der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) in seinem jüngsten Konjunkturbericht. Sie konnte wie auch in den Vorjahren ihren Anteil am Industrieumsatz Deutschlands erhöhen. Ihr Umsatzwachstum lag deutlich über dem Niveau der westdeutschen Industrie. Deshalb würden die ostdeutschen Betriebe von dem kommenden Aufschwungjahr 2003, das seine Dynamik vom Ausland erhält, deutlich profitieren. Die industrielle Fertigung werde dann stärker als in Westdeutschland an Fahrt gewinnen und damit ein gesamtwirtschaftliches Wachstum auf dem Niveau der alten Bundesländer ermöglichen.

Der Aufholprozess der neuen Bundesländer sei offensichtlich seit 1996 zum Erliegen gekommen. Dies sei besonders deutlich geworden, als im vergangenen Jahr das reale Bruttoinlandsprodukt der neuen Länder erstmals leicht schrumpfte. Die verschiedenen Wirtschaftsbereiche beeinflussten den ostdeutschen Wachstumsprozess in unterschiedlicher Weise. Einer - vom aktuellen Konjunktureinbruch abgesehen - kräftigen Expansion der Industrie stehe auf der anderen Seite der anhaltende starke Normalisierungsprozess in der Bauwirtschaft gegenüber.

Statistisch betrachtet und auch in der öffentlichen Wahrnehmung würden die strukturelle Erneuerung und die Fortschritte im Produzierenden Gewerbe durch die negativen Zahlen aus der Baubranche überdeckt. Im vergangenen Jahr sei neben dem Abbau der überdimensionierten Baukapazitäten angesichts des weltweiten konjunkturellen Abschwungs die Industrieproduktion zurückgegangen. Die ostdeutsche Industrie sei konjunkturell gesehen das Opfer ihres eigenen Erfolgs gewesen, so der BVR. Seit Mitte der 90er Jahre sei es den ostdeutschen Industrieunternehmen gelungen, konsequent ihre Exportquoten zu erhöhen. Dies hätte jedoch auch die Abhängigkeit von den konjunkturellen Schwankungen auf den Weltmärkten deutlich erhöht.

Für die Bauwirtschaft sei in diesem Jahr eine Abschwächung des Abwärtstrends zu erwarten. Seit Herbst vergangenen Jahres ist die Bauproduktion nicht weiter geschrumpft. 2003 werde der Normalisierungsprozess in der Bauwirtschaft abgeschlossen.

Die Wachstumsrate der ostdeutschen Ausrüstungsinvestitionen lag in den vergangenen elf Jahren mit durchschnittlich rund 5 Prozent deutlich über dem westdeutschen Niveau. Besorgniserregend sei jedoch, dass die Wachstumsrate der Ausrüstungsinvestitionen seit 1996 deutlich rückläufig ist. Um den Aufholprozess der neuen Bundesländer wieder in Gang zu bringen, wäre es unbedingt erforderlich, den rückläufigen Trend der Ausrüstungsinvestitionen umzukehren. Aus diesem Grund sollten im Rahmen des Solidarpaktes II die geplanten Transferzahlungen im Zeitraum bis 2010 stärker gebündelt werden, empfiehlt der BVR. So könnten die noch erforderlichen Infrastrukturinvestitionen zügig umgesetzt werden.

Steigende Arbeitslosenzahlen und eine schwache Wirtschaftsdynamik seien keine spezifisch ostdeutschen sondern gesamtdeutsche Probleme. Ein von reger Investitionstätigkeit und Wachstumsstärke gekennzeichnetes Deutschland würde einer strukturschwachen Region wie Ostdeutschland das Aufholen im Wirtschaftsprozess erleichtern.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR) Schellingstr. 4 10785 Berlin Telefon: 030/20210 Telefax: 030/20211900

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