Pressemitteilung | Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed)

BVMed schlägt Expertenanhörung im Gesundheitsausschuss vor

(Berlin) - Der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) begrüßt die Aussagen des G-BA-Vorsitzenden Prof. Josef Hecken in einem Interview mit der ÄrzteZeitung, dass im Bereich der Verbandmittel-Erstattung politischer Handlungsbedarf besteht, da ansonsten Versorgungslücken drohen. "Für das neue Bewertungsverfahren fehlen noch immer die Evidenzanforderungen. Die Zeit rennt bis zum Fristende im Dezember 2024 davon. Wir schlagen deshalb eine Expert:innen-Anhörung im Gesundheitsausschuss des Bundestages vor, um praxisgerechte Lösungen zu entwickeln, Versorgungsengpässe bei Wundpatient:innen zu vermeiden und die Pflege zu entlasten", so BVMed-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Dr. Marc-Pierre Möll.

Hintergrund ist, das für sogenannte "sonstige Produkte zur Wundbehandlung" künftig ein Bewertungsverfahren durchgeführt werden muss, bevor sie durch die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) erstattet werden. Der Gesetzgeber gewährte Mitte 2023 den betroffenen Verbandmittel-Herstellern zwar ein Beratungsrecht zur Methodik der für die Nutzenbewertung erforderlichen Studien. Bislang sind aber in der G-BA-Praxis keine auf die Wundversorgung angepassten Evidenzkriterien für die erstattungsrelevanten Nutzennachweise definiert.

"Wir benötigen eine Diskussion zur Evidenz der betroffenen Wundversorgungs-Produkte und eine ausreichende Fristverlängerung, da die Fristen für Anträge, Beratungen und Studiendauer beim G-BA lange Zeiträume in Anspruch nehmen", so der BVMed.

Bei der Nutzenbewertung der Produkte ist strittig, ob beispielsweise bei chronischen Wunden und einem nur zeitlich begrenzt angewendeten Wundverband der vollständige Wundverschluss als sogenannter Endpunkt nötig ist. Eine Umfrage des BVMed auf dem Bremer Wundkongresses im Mai 2023 ergab, dass es 92 Prozent der teilnehmenden Wundfachkräfte in der Therapie von Wunden mit dem Risiko oder Anzeichen einer Infektion zunächst um die Reduktion klinischer Infektionszeichen geht. Auch die Reduktion von Schmerzen und die Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität wurde mit überwiegender Mehrheit angegeben. Die Reduktion der Wundfläche steht demnach bei 58 Prozent im Fokus, die Reduktion der Keimlast in der Wunde bei 55 Prozent. Der komplette Wundverschluss wurden nur von 22 Prozent der Befragten genannt.

"Das jeweilige medizinische Therapieziel in der Wundversorgung und die Erfahrungen aus der Praxis müssen bei der Nutzenbewertung dieser sonstigen Produkte zur Wundbehandlung unbedingt berücksichtigt werden. Denn: Diese Produkte sind nur in bestimmten Phasen der Wundheilung und auch nur für eine begrenzte Zeit zur Behandlung chronischer Wunden anzuwenden", so BVMed-Wundexpertin Juliane Pohl.

Wenn keine Lösungen entwickelt werden und die Frist nicht verlängert wird, stehen notwendige Wundversorgungsprodukte ab kommenden Jahr nicht mehr zur Verfügung - zu Lasten der Menschen mit offenen Wunden und der sie versorgenden Pflegeexperten.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed) Manfred Beeres, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Georgenstr. 25, 10117 Berlin Telefon: (030) 246255-0, Fax: (030) 246255-99

(mw)

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