Pressemitteilung | Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen e.V. (BVKJ)

BVKJ und Hausärztinnen- und Hausärzteverband kritisieren Krankenkassenverbände

(Berlin) - Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ) und der Hausärztinnen- und Hausärzteverband kritisieren die Sparvorschläge der Krankenkassenverbände – insbesondere die vorgeschlagene Streichung der Entbudgetierung der kinder- und jugendärztlichen sowie der hausärztlichen Leistungen – scharf. Beide Verbände betonten, dass die Primärversorgung kein Kostentreiber sei und Kürzungen in diesem Bereich mittel- und langfristig zu spürbaren Verschlechterungen für die GKV-Versicherten führen würden.

Die Budgetierung ärztlicher Leistungen wurde vor Jahren unter dem Eindruck der „Ärzteschwemme“ eingeführt, um ein vermeintliches medizinisch unnötiges Überangebot zu vermeiden. Davon kann angesichts des Ärztemangels in der hausärztlichen sowie der kinder- und jugendärztlichen Versorgung keine Rede mehr sein.

Die Co-Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth, sagte: „Die Kostentreiber im Gesundheitswesen sind insbesondere der stationäre Sektor sowie die Ausgaben bei Arzneimitteln. Die Ausgaben im ambulanten Bereich – und insbesondere in den Kinder- und Jugendpraxen sowie in den Hausarztpraxen – sind mit Sicherheit nicht für die Finanzlage der Krankenkassen verantwortlich. Das wissen auch die Krankenkassen. Daher mutet es geradezu absurd an, dass die Kassenverbände hier den Rotstift ansetzen wollen, ohne zu bedenken, was die Folgen wären.“ Der Co-Bundesvorsitzende Dr. Markus Beier ergänzte: „Alle Expertinnen und Experten sind sich darüber einig, dass eine gute und flächendeckende Primärversorgung durch Hausärztinnen und Hausärzte sowie Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte nicht nur unerlässlich für eine qualitativ gute Versorgung ist, sondern mittel- und langfristig auch Kosten spart! Wenn Patientinnen und Patienten keine Kinder- und Hausarztpraxen mehr finden, dann gehen sie beispielsweise häufiger in die Notaufnahmen, und das wird dann schnell richtig teuer. Während andere Länder das schon vor vielen Jahren erkannt haben und massiv in die Primärversorgung investieren, müssen wir in Deutschland sogar dafür kämpfen, kleine Fortschritte wie die Entbudgetierung hausärztlicher Leistungen zu verteidigen, bevor sie überhaupt in Kraft getreten sind! Eine Streichung würde für die Patientinnen und Patienten spürbare Leistungskürzungen bedeuten und den Krankenkassen früher oder später auch finanziell auf die Füße fallen. Statt also einen Kahlschlag nach dem Rasenmäher-Prinzip zu fordern, sollten sich die Kassenverbände endlich einmal die Mühe machen, die echten Baustellen zu identifizieren und dabei weiter als bis zu den nächsten Quartalszahlen zu denken.“

Dr. Michael Hubmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen, führte weiter aus: „Wer die hochwertige und flächendeckende haus- und kinderärztliche Versorgung von Versicherten in allen Altersgruppen für die Zukunft erhalten will, muss bereit sein, sie ohne Abzüge zu bezahlen – wie es der Bundestag parteiübergreifend beschlossen hat. Statt einen Konfrontationskurs gegen die Ärzteschaft zu fahren, sollten die Krankenkassen gemeinsam mit uns Einsparpotenziale und Effizienzprobleme im System identifizieren. Wie eine aktuelle Erhebung unter mehr als 1.500 Kinder- und Jugendarztpraxen zeigt, entstehen durch zahlreiche nicht wahrgenommene Termine nicht nur relevante Engpässe für die Versorgung von Patienten. Allein durch versäumte Vorsorgen werden in den Praxen wirtschaftliche Schäden in Höhe von schätzungsweise 140 Millionen im Jahr verursacht.“

Zum Hintergrund: Der AOK-Bundesverband hat am 26. Februar ein Papier mit dem Titel „Stabile Finanzen für Gesundheit und Pflege“ vorgelegt. Darin fordert er umfassende Sparmaßnahmen und Kürzungen, die Millionen Patientinnen und Patienten treffen würden. Zuvor hatte bereits der GKV-Spitzenverband ähnliche Vorschläge unterbreitet

Gemeinsame Pressemitteilung vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ) und des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes

Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen e.V. (BVKJ), Christin Schleheck, Referent(in) Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Mielenforster Str. 2, 51069 Köln, Telefon: 0221 689090

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