Butterpreissenkung im Handel ist keine "böse Überraschung"
(Freising) - Mit einer Preissenkung auf 1,59 Euro pro 250g-Päckchen Deutsche Markenbutter haben die Aldi-Unternehmen einen Preisabschlag von 20 Prozent für ihre Eigenmarken vorgenommen. Sämtliche anderen Lebensmitteleinzelhändler werden dieser Entwicklung folgen.
"Diese Preissenkung ist tatsächlich nicht einfach so vom Himmel gefallen, sondern Konsequenz einer Marktentwicklung, deren Vorboten seit Mitte des vergangenen Jahres auf den internationalen Handelsplätzen zu beobachten waren", erklärt BDM-Vorsitzender Stefan Mann. "Maßgebliche Auslöser sind die Ausweitung der Milchmengen und gleichzeitig ein Rückgang des Verbrauchs - dafür können letztlich weder der Handel noch der einzelne Milcherzeuger, der systembedingt möglichst viel Liquidität ansparen muss, verantwortlich gemacht
werden.
"Bei genauer Betrachtung und nüchterner Analyse der Entwicklungen auf den Handelsplätzen für Milchprodukte war diese Preissenkung leider nur eine Frage der Zeit", stellt BDM-Vorsitzender Stefan Mann fest. Seit Juni 2022 haben sich die Preise für Blockbutter um rund 40 Prozent reduziert. Wurde damals das Kilogramm Blockbutter mit 7,30 Euro/kg notiert, sind es aktuell nur noch rund 4,30 Euro/kg. Relativ stabil hielten sich dagegen bisher die Preise für Päckchenbutter auf einem Niveau von 7,40 Euro/kg, was auch mit den laufenden Kontrakten zusammenhängen dürfte.
"Jeder, der die Marktverläufe konsequent und dauerhaft mitverfolgt, weiß, dass es immer nur eine Frage der Zeit ist, bis die Preise für Päckchenbutter der Entwicklung der Blockbutterpreise folgen", merkt Stefan Mann an.
"Wir sehen keine Notwendigkeit, den Handel und insbesondere Aldi auch nur im Geringsten in Schutz zu nehmen, allerdings ist er für die Entwicklung der Milchanlieferung in keiner Weise verantwortlich", so Mann mit Blick auf Vorwürfe wie "Aldi setzt neuen Butterpreis", "reagiert auf sinkende Milchpreise", "drückt den Butterpreis in Deutschland".
"Diese Schulddiskussion verkennt die realen Marktmechanismen und lenkt vom eigentlichen Problem ab", kritisiert BDM-Sprecher Hans Foldenauer. "Das verhindert, dass endlich die richtigen Maßnahmen in Angriff genommen werden, die man mit nüchternem Blick auf die Marktentwicklung längst hätte angehen können. Dieses Unterlassen verursacht vermeidbare Wertschöpfungsverluste für die Milchviehbetriebe."
"Längst hätte die gesamte Molkereiwirtschaft ihre Milchlieferanten auffordern können, ihre Anlieferungsmengen zu reduzieren bzw. im Griff zu halten. Das wäre nur das Minimum", erklärt Stefan Mann. "Am wirkungsvollsten wäre jedoch ein zeitlich befristetes Reduktionsprogramm, dass die EU-Kommission freigeben müsste und das relativ schnell umgesetzt werden könnte. Die Gemeinsame Marktorganisation gibt das her!"
"Wir fordern Bundesagrarminister Cem Özdemir auf, sich in Brüssel dafür einzusetzen", ergänzt Hans Foldenauer. "Wer in dieser Situation nicht handelt, akzeptiert, dass sich unweigerlich Milliardenverluste für die Milchviehhalter einstellen werden - mit der Folge, dass noch mehr Betriebe ihre Stalltüren für immer schließen als dies ohnehin der Fall ist. Für eine vielfältig strukturierte, regional gebundene Landwirtschaft, die idealerweise in Kreisläufen wirtschaftet, ist eine derartige Entwicklung Gift. Und auch wer sich von Betriebsaufgaben möglicherweise eine "willkommene" Reduzierung der Tierzahlen verspricht, wird sich bitter täuschen."
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