Bundesprogramm Sprach-Kitas erhalten
(Berlin/Freiburg) - Die Entscheidung der Bundesregierung, das erfolgreiche Bundesprogramm "Sprach-Kita: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist" Ende des Jahres 2022 auslaufen zu lassen, stößt auf heftige Kritik von Verbänden, Kita-Trägern und Eltern. Der Deutsche Caritasverband (DCV) und sein Fachverband "Verband Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) - Bundesverband" setzen sich daher mit Nachdruck für die Fortführung des Bundesprogramms ein.
"Nach zwei Pandemie-Jahren stehen Kindertageseinrichtungen am Rand ihrer Kräfte. Die Kinder brauchen intensive Begleitung, die Eltern verlässliche Betreuungsarrangements. Das alles ist keine Selbstverständlichkeit angesichts des fragilen Personalschlüssels und des coronabedingt nach wie vor hohen Krankenstandes", unterstreicht Caritas-Präsidentin Eva M. Welskop-Deffaa. "Das Bundesprogramm Sprach-Kitas hat auf eine besondere Herausforderung der Kitas mit gezielter Förderung reagiert: Viele Kinder lernen zu Hause nicht ausreichend Deutsch. Für sie ist eine individuelle sprachliche Förderung der Schlüssel zur Entwicklung. Das gilt nicht zuletzt auch für die Kinder aus der Ukraine, deren Betreuung und Begleitung die Kitas in diesem Jahr zusätzlich beansprucht."
Streichung des Programms entgegen der Ankündigung im Koalitionsvertrag
Entscheidender Vorteil des Programms aus Sicht der Träger: Derzeit ist der Fachkräftemangel der größte Engpassfaktor in der frühkindlichen Bildung. In der Corona-Zeit hat er sich verschärft. Die Fachkräfte sind ausgebrannt, psychisch belastet und der Krankenstand ist hoch. Das Bundesprogramm hat auch ermöglicht als Sprach-Fachkraft Menschen einzustellen, die nicht als Erzieher_innen ausgebildet sind. Das hat zu Entlastungen geführt. Besonders vor dem Hintergrund des Zuzugs vieler geflüchteter Kinder aus der Ukraine ist das Sprach-Kita-Programm heute wichtiger denn je: Aus seinen Fördergeldern werden zusätzliche Fachkräfte für alltagsintegrierte sprachliche Bildung und inklusive Pädagogik sowie zusätzliche Fachberatung finanziert. "Entgegen der Ankündigung im Koalitionsvertrag will die Bundesregierung ein erfolgreiches Programm streichen, das erwiesenermaßen für viele Familien und Kinder eine große Hilfe ist", so Welskop-Deffaa weiter. Diese Entscheidung müsse rasch rückgängig gemacht werden, fordert der Caritasverband.
Seit Jahren fehlen Fachkräfte
"Viele der Sprach-Fachkräfte und Fachberatungen im Sprach-Kita-Programm sind Quereinsteigerinnen, die in ihrem Bundesland nicht als Erzieherin arbeiten dürften. Andere sind ausgebildete Erzieherinnen und haben in dem Programm spezifische Kompetenzen ausgebildet, die im Kita-Alltag dringend gesucht werden. Es ist kurzsichtig, inmitten eines seit Jahren anhaltenden Fachkräftemangels staatliche Mittel aus der Kindertagesbetreuung abzuziehen. Und es ist ein fatales Signal, dass die Rechte von Kindern und die ihrer Familien politisch nicht zählen", erklärt Domkapitular Clemens Bieber, Vorsitzender des KTK-Bundesverbandes.
Programm für bildungsbenachteiligte und geflüchtete Kinder unerlässlich
"Sprachliche Bildung im Alltag, inklusive Pädagogik und individuelle Zusammenarbeit mit Familien - das Bundesprogramm hat das Angebot unserer Kita für unsere Kinder und ihre Eltern spürbar verbessert", beschreibt Manuela Wohlgethan, Leiterin einer Sprach-Kita in Werl, die Vorteile in einem Interview. In ihrer Kita wird derzeit noch eine von über 7.000 Sprach-Fachkräften bundesweit aus dem Bundesprogramm finanziert. "Die Evaluationen zeigen, dass gerade Kinder aus bildungsbenachteiligten Haushalten und neu zugezogene Kinder, beispielsweise aus der Ukraine, von der Förderung profitieren."
"Wir erwarten eine Fortsetzung des Bundesprogramms an den bisherigen Standorten", fordert Welskop-Deffaa. "Wenn das Programm begrenzt bis Ende 2024 fortgeführt wird, können die Bundesländer in dieser Zeit dafür sorgen, die Sprach-Fachkräfte dauerhaft zu halten. Sie können bis dahin die Regeln ändern, wer in Kindertageseinrichtungen arbeiten darf und wie multiprofessionelle Teams zusammengesetzt sein können. Auch für Weiterbildung und Finanzierung können sie bis dahin gesorgt haben," so die Caritas-Präsidentin.
Weiterführende Informationen
Gegen die Entscheidung, ab 2023 kein Geld im Bundeshaushalt für das Förderprogramm einzuplanen, richtet sich eine Petition beim Deutschen Bundestag, die ab der 34. KW online mit gezeichnet werden kann.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Caritasverband e.V. - Berliner Büro
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