Bundesnetzagentur nimmt weitere Kostensteigerung im Bilanzierungssystem in Kauf
(Essen) - Regelenergiekosten im Erdgasnetz werden ab April 2010 exorbitant steigen, so der VIK, die Interessenvertretung industrieller Energiekunden. Ursache dafür ist der aktuelle Umsetzungsbeschluss zum Bilanzierungssystem GABi Gas der Bundesnetzagentur (BNetzA). Seit Einführung von GABi Gas, dem Bilanzierungssystem im Gasmarkt, ist die Regelenergieumlage1) zum Teil um das 19-fache gestiegen. Sie liegt im Durchschnitt bei mittlerweile 0,8 Euro/MWh. Das führt zu jährlichen Umlagekosten für die Endverbraucher von mindestens 480 Mio. Euro2).
Nach einer erneuten Erhöhung der Regelenergieumlage zum 1. April 2010 wurde endlich auch die BNetzA aktiv. "Deren neue Vorgaben zur Anpassung des Systems sind aber weitgehend wirkungslos, denn das dringendste Problem, die Verhinderung der Ausnutzung des Systems zu Lasten der vor allen Dingen industriellen Kunden, wird damit auch nicht im Ansatz gelöst", so die VIK-Geschäftsführerin Birgit Ortlieb. Nach wie vor bleibt es günstiger, Gas durch gezielte Unterspeisung des Bilanzkreises über die Ausgleichsenergie zu beziehen (grüne Linie, siehe Grafik) als dafür den derzeit teuren heizölgebundenen Vertrag (violette Linie, siehe Grafik) zu benutzen. Die dadurch gleichzeitig im Gasnetz entstehenden Fehlmengen müssen vom Netzbetreiber in Form von Regelenergie teuer zugekauft werden. Nach eigenen Angaben hat z.B. NetConnect Germany allein im Februar für 60 Mio. Euro Fehlmengen ausgleichen müssen. Diese Kosten werden per Regelenergieumlage über alle Verbraucher sozialisiert.
Die jetzt von der BNetzA vorgeschlagene einseitige Ausweitung der Asymmetrie bei der Spreizung der Ausgleichsenergiepreise kann das Ausnutzen des Systems nicht verhindern. Die Kosten werden damit weiter steigen und die nicht zu rechtfertigenden erheblichen Benachteiligungen leistungsgemessener Kunden, insbesondere kleinerer Portfolien, bleiben bestehen. Der weitere Vorschlag der BNetzA, die Bilanzkreise stärker auf permanente, auffällige Dauerunterspeisungen zu überwachen, ist längst überfällig und nur ansatzweise das, was im Strommarkt schon seit Jahren verpflichtend festgelegt ist.
Die BNetzA liefert nach Ansicht des VIK nur eine "Verschlimmbesserung", ohne das Übel an der Wurzel zu packen. Jetzt ist der Gesetzgeber gefordert, entsprechende Lösungen für ein verursachungsgerechtes und kosteneffizientes System in die neue Gasnetzzugangsverordnung einzuarbeiten. Vorschläge wie z.B. Ausgleichzahlungen an den Systemzustand des Netzes zu koppeln und symetrische Preise - wie dies im Strombereich schon lange der Fall ist - haben der VIK und der VCI bereits erarbeitet.
Quelle und Kontaktadresse:
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