Bundesgesundheitsministerin will Polikliniken nach DDR-Muster / Offene Kampfansage an die freiberuflich tätige Ärzteschaft
(Köln) - Die in der Freien Presse Chemnitz gemachte Äußerung von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, sie wolle Polikliniken nach DDR-Muster einführen, ist eine offene Kampfansage an alle freiberuflich tätigen Ärzte in Deutschland, erklärte der stellvertretende Bundesvorsitzende des NAV-Virchow-Bundes, Verband der niedergelassenen Ärzte Deutschlands, Dr. Hans-Martin Hübner.
Tatsache sei vielmehr, dass im ambulanten Bereich mehr als 90 Prozent der Krankenversorgung erfolge, und das nur aufgrund der guten Verzahnung von flächendeckender haus- und fachärztlicher Versorgung. Wenn Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt der Ansicht sei, das alte System der Polikliniken aus DDR-Zeiten wieder einführen zu müssen, übersehe sie dabei völlig, dass in dem damaligen kommunistischen System die fachärztliche Versorgung qualitativ deutlich schlechter war.
Ferner könnten die Kliniken oder auch neu zu schaffende poliklinische Einrichtungen weder personell noch materiell die Versorgung nur annähernd bewältigen. Noch vor Monaten hatte beispielsweise das Deutsche Krankenhausinstitut vom Abbau von mehr als 27.500 Arbeitsplätzen im Klinikbereich gesprochen. Da müsste Frau Schmidt schon einmal den Bürgern im Land erklären, wie unter solchen Voraussetzungen eine Versorgung aussehen sollte.
Sinnvoller wäre es, so Hübner, die Forderung des NAV-Virchow-Bundes aufzugreifen, neben dem auf den einzelnen Arzt abgestellten Vertragsarztsitz auch einen Versorgungssitz, der auf mehrere Ärzte aufgeteilt werden kann, einzurichten. So könnten die Kosten für notwendige Investitionen von mehreren im Versorgungssitz tätigen Ärzten getragen, die persönliche Beziehung Arzt/Patient aufrechterhalten und Zentralisierung vermieden werden. Insbesondere bedeute aber ein Versorgungssitz im Gegensatz zur Poliklinik keine Ablösung der freiberuflichen Tätigkeit, sondern erhöhe die Attraktivität der Tätigkeit in eigener Praxis.
Der NAV-Virchow-Bund ist der einzige freie ärztliche Verband, der ausschließlich die Interessen aller niederlassungswilligen, niedergelassenen und ambulant tätigen Ärztinnen und Ärzte aller Fachgebiete vertritt.
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