Bundeselternrat und GEW gegen „Bonner Erklärung“ der Kultusministerkonferenz: „Keine Signalwirkung für Dialog an Schulen“
(Bonn/Frankfurt am Main/Berlin) – Der Bundeselternrat (BER) und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) haben die „Bonner Erklärung“ der Kultusministerkonferenz (KMK) nicht unterzeichnet. „Von der Erklärung geht keine Signalwirkung für einen Dialog an den Schulen auf Augenhöhe aus“, erklärten BER-Vorsitzende Renate Hendricks und GEW-Chefin Eva-Maria Stange in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Beide betonten die hohe Bedeutung einer konstruktiven Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften, Eltern und Schülern. „Deshalb werten wir das vorliegende Papier als Einstieg in einen Diskussionsprozess, an dem wir uns beteiligen werden“, sagten Hendricks und Stange, die an der Veranstaltung zur Vorstellung der „Bonner Erklärung“ teilnehmen werden.
Die Vorsitzenden kritisierten, dass die Erklärung das „Recht auf Bildung“ nicht klar betone, die „tradierte Gewaltenteilung“ festschreibe und von einem „pessimistischen Menschenbild“ geprägt sei. Konkrete Handlungsvorschläge fehlten.
„Das KMK-Papier geht nicht von einer gleichberechtigten Partnerschaft zwischen Elternhaus und Schule aus, deren Ziel die individuelle Förderung aller Kinder ist. Dies ist jedoch unverzichtbare Voraussetzung für einen erfolgreichen Bildungs- und Erziehungsprozess“, unterstrichen Hendricks und Stange. „Die geforderten Erziehungsverträge greifen viel zu kurz.“ Sie bezögen sich ausschließlich auf Gewaltbereitschaft, Bewegungsunlust und falsches Essverhalten der Schüler. „Die Eltern befürchten, dass ihnen diese Probleme angelastet und sie mit den Verträgen gegängelt werden sollen“, sagten die Vorsitzenden. „Die Erziehungsverträge gehen nicht auf das Kerngeschäft von Schule, nämlich Lernen und Unterricht, ein und geben keine Antwort auf die bestehenden Probleme. Die Eltern erhalten keine Hilfestellung, sie werden allein gelassen.“
Hendricks und Stange warfen der KMK vor, die Schülerinnen und Schüler nicht an der Vorbereitung der Erklärung beteiligt zu haben. „Kinder und Jugendliche tauchen in dem Papier lediglich als Defizitwesen und Problemverursacher auf. Verantwortung für eine gelingende Bildung und Erziehung tragen aber nicht nur Schüler und Eltern, sondern auch Lehrkräfte und Kultusminister“, stellten sie fest. „Wir vermissen die Selbstverpflichtung der KMK, sich dieser Aufgabe zu stellen und beispielsweise Unterstützungssysteme für die Schulen zu schaffen.“ GEW und BER wollten einen konstruktiven Dialog über die gemeinsame Verantwortung für Bildung und Erziehung mit den Kultusministern sowie den Schülerinnen und Schülern beginnen. „Am Ende dieses Prozesses kann die Unterschrift unter einem gemeinsamen Memorandum stehen, das mehr bewegt als ein Papiertiger“, sagten die Vorsitzenden.
Quelle und Kontaktadresse:
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