Pressemitteilung | Deutscher Schwimm-Verband e.V. (DSV)

Bundesaußenministerin Baerbock setzt sich für mehr Lehrschwimmbecken ein

(Kassel/Hamburg) - Mit der SpoBis Conference in Hamburg findet in dieser Woche das größte Branchentreffen für das hiesige Sportbusiness statt. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat bei ihrem Auftritt am Mittwoch dort ein leidenschaftliches Plädoyer für eine deutsche Olympiabewerbung gehalten. Sie verwies bei dieser Gelegenheit aber pointiert und nachdrücklich auf den maroden Zustand der Sportanlagen und Schwimmhallen in Deutschland.
Als Kind hat Baerbock selbst geturnt und war Trampolinspringerin. Sie hätte sich damals aber immer geekelt, in ihrer Turnhalle auf die Toilette zu gehen, erzählte sie. Und es sei seither kaum besser geworden in den Sportstätten hierzulande. „Das ist doch eine Schande für unser Land“, so Baerbock.

„Und es ist sogar noch dramatischer geworden“, führte die Grünen-Politikerin anschließend ihre Erfahrungen als Mutter zweier Kinder aus. „Wir hatten früher so ein Lernschwimmbecken im Nachbarort. Das hat sich zwar Nullkommanull rentiert, aber alle Grundschulen aus der ganzen Gegend haben dort schwimmen gelernt. Was haben wir heute? Das weiß ich von meinen eigenen Kindern und dann noch zu Coronazeiten: Da bezahlt man einen privaten Schwimmkurs an einer Schwimmschule, und da muss man erst mal einen Platz finden, wenn man in einer mittelgroßen Stadt lebt. Und wozu führt das? Dass das Schwimmen mittlerweile von dem Einkommen der Eltern abhängt. Die Hälfte der Kinder in Deutschland, deren Eltern unter 2500 Euro im Monat haben, kann nicht schwimmen. Und das in einem der reichsten Länder der Welt!“

Daraus leitete Baerbock die Forderung nach entsprechenden Verbesserungsmaßnahmen ab und mahnte ein rasches Ende des Infrastrukturstaus an. „Die ganze Frage, was investieren wir in unsere Sportstätten, ist viel, viel größer als nur Sport. Das ist ‚Sicherheitspolitik‘, wenn Kinder nicht schwimmen können. Es ist auch eine Gerechtigkeitsfrage. Es ist eine Frage auch von Sportunterricht an den Schulen. Warum gibt’s kein Schwimmunterricht mehr standardmäßig an jeder Schule? Weil sie keine Lernschwimmbecken haben.“

Olympiabewerbung zur Stärkung der Gesellschaft

Olympische Spiele in Deutschland könnten nun als landesweites Konjunkturprogramm für die Sportstätten dienen. Zwar müsste in den kommenden Jahren sehr viel öffentliches Geld „reingepumpt“ werden, aber man schlage so zwei Fliegen mit einer Klappe, wenn man eine deutsche Bewerbung „als Gesellschaftsstärkungs-Olympiade“ anlege. „In einem Land, wo wir leider eine sehr niedrige Geburtenrate haben, ist es das Beste, was wir für unsere Kinder eigentlich tun könnten, mit diesen Olympischen Spielen wirklich eine Offensive für den Sport – und im Zweifel sogar für Schwimmbecken im ländlichen Raum – zu machen.“

Sie führte aus, dass für die Politik möglichst große Erzählungen bei solchen Herausforderungen notwendig seien, bei denen die „Lorbeeren“ erst Jahre später und dann wahrscheinlich sogar von anderen politischen Akteur*innen geerntet werden könnten. Deswegen sei, Olympia aktuell „eine fast einmalige Chance. Weil das über Jahre hinweg Parteien, Politiker*innen jeglicher Couleur, Bund und Ländern diese gemeinsame Erzählung geben würde, um wirklich diese Milliarden, die wir dafür bräuchten, auf allen Ebenen einmal durchgezogen, auch wirklich in die Hand zu nehmen“, so Baerbock.

Beim Deutschen Schwimm-Verband e.V. (DSV), für den der Vorstandsvorsitzende Jan Pommer an dem Kongress teilnahm, nimmt man diese Ausführungen mit aufmerksamer Freude. „Es ist sehr gut, dass die großen Herausforderungen bei der Bäderinfrastruktur der Bundesregierung so bildhaft und detailliert bekannt sind und im politischen Diskurs nun auch so kraftvoll thematisiert werden“, sagte Pommer. „Nun gilt es, konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Lage auf den Weg zu bringen. Die soziale Funktion von Schwimmbädern muss viel stärker ins öffentliche Bewusstsein und auf die politische Agenda“ sagte der DSV-Vorstandsvorsitzende Jan Pommer. Schon seit geraumer Zeit setzt sich der DSV dafür ein, den Bäderbetrieb per Gesetz als kommunale Pflichtaufgabe einzustufen.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Schwimm-Verband e.V. (DSV), Korbacher Str. 93, 34132 Kassel, Telefon: 0561 940830

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