Bürowirtschaft eine Branche im Aufwind / Gewerbliche Abnehmer bringen Schwung in den Markt
(Köln) Im Geschäft mit den gewerblichen Kunden der Bürowirtschaft kehrt die gute Laune zurück. Nach harten Jahren zeigten 2005 die Umsatzzahlen eine anhaltende Verbesserung für gewerblichen Büro- und EDV-Bedarf um 5 Prozent. Die Büroeinrichter gingen mit plus 3 Prozent Umsatz aus dem Jahr 2005. Die Bürotechnik verliert erwartungsgemäß weiter an Bedeutung und liegt mit 6 Prozent im Minus. Die Erholung im gewerblichen Bereich wird sich 2006 fortsetzen. Die Gesamtbranche hat damit eine schwarze Umsatz-Null erreicht.
Es geht bergauf, die Nachfrage der gewerblichen Kunden stützt den Markt, sagt BBW-Präsident Armin-Schröter auf der Pressekonferenz des BBW zur Paperworld 2006. Jetzt muss der private Konsum auch im Bereich Papier, Bürobedarf, Schreibwaren (PBS) die Lust am wertigen Produkt wieder entdecken, umreißt er die Wünsche der Branche. Der Profi weist einmal mehr daraufhin, dass sich PBS immer mehr zum aktuellen Schlagwort Büro- und EDV-Bedarf wandelt, weil der Anteil des EDV-Bedarfs am Gesamtumsatz weiter steigt. Mit dem EDV-Bedarf steigt auch der Papierverbrauch. Die Spar- und Rationalisierungswelle der letzten Jahre ist den Kostenstrukturen vieler Unternehmen gut bekommen. Die darin enthaltenen Reserven sind jetzt allerdings weitgehend ausgeschöpft. Eine leichte konjunkturelle Erholung gibt der Wirtschaft Impulse, damit konsolidiert sich der Bedarf der ca. 16 Mio. Büro-Arbeitsplätze. Der Preisverfall bei Tinte und Toner ist weitgehend zum Stillstand gekommen, der dadurch erzeugte rechnerische Umsatzverlust auch.
Der private Konsum von Büro- und EDV-Bedarf wird fast ausschließlich über die Ladentheke gedeckt. Wie in anderen Sparten des Einzelhandels auch, ist der Umsatz rückläufig, die 4 Prozent Minderumsatz sind dem Preisverfall bei Standardprodukten und der Kaufzurückhaltung zu zurechnen. Fachhandel und Großvertriebsformen stehen im intensiven Wettbewerb, der meistens über den Preis ausgetragen wird. Viele Produkte der Branche werden jedoch im Design- oder Lifestyle-Segment positioniert, Qualität ist eine selbstverständliche Forderung des Verbrauchers. Für diese Sortimente ist eine adäquate Verkaufsumgebung besonders wichtig. Dies sehen auch die Hersteller, die in diesem Frühjahr mit einer strategischen Initiative den Fachhandel am Point-of-Sale (POS) stärken werden. In der Summe aus privaten und gewerblichen Umsätzen hat sich das nationale Marktvolumen um 1,2 Prozent auf 7.370 Mio. Euro erhöht.
PBS-Streckenhandel
Der Absatz an gewerbliche Endkunden (Streckenhandel) hat einen Anteil von 55 Prozent am gesamten PBS-Markt, die anderen 45 Prozent gehen an private Kunden. Das Absatzvolumen des PBSStreckenhandels ist 2005 um 5 Prozent von 4.049 Mio. Euro auf 4.251 Mio. Euro gewachsen. Der Fachhandel behauptet weiterhin seinen Marktanteil von ca. 60 Prozent dank der wachsenden Vernetzung mit Verbundgruppen und Großhandel, die kundenferne Prozesse zur Rationalisierung für die Fachhändler übernehmen. Die Strukturen der Global Player haben sich durch den Kauf der Ahrend Bürosparte durch Lyreco weiter verdichtet. Somit verbleiben vier Global Player mit Marktbedeutung in Deutschland als wesentlichste Wettbewerber zum Fachhandel. Die im deutschen Markt tätigen Katalogversender sind ungebrochen aktiv und bearbeiten im Schwerpunkt die kleinen bis mittleren gewerblichen Abnehmer.
Der Marktanteil des nationalen Versandhandels verändert sich nur geringfügig. Und das, obwohl hier sehr kreativ mit einer günstigen Preisoptik für Einzelprodukte und einer Vielzahl von Zielgruppenkatalogen mit unterschiedlichsten Preisstellungen gearbeitet wird. Die Stärke des lokalen Fachhandels liegt in der persönlichen Kundenansprache und der Kundennähe. Entscheidend für seine Wettbewerbsfähigkeit werden auch in Zukunft die Kundenorientierung seiner Angebote und die Optimierung der Back-Office-Prozesse sein. Auf der BBW-Arbeitstagung des forum bürowirtschaft am 10. Mai 2006 in Würzburg wird das PBS-Streckengeschäft mit dem Thema Wachsen in schrumpfenden Märkten es geht im Mittelpunkt stehen.
PBS-Ladensortimente
Die Vertriebsform Ladengeschäft in der Bürowirtschaft wendet sich hauptsächlich an private Verbraucher und deckt 45 Prozent des gesamten PBS-Umsatzes ab. Das PBS-Sortiment hat im Jahr 2005 4 Prozent an Umsatz verloren, der sich jetzt auf 3.119 Mio. Euro beläuft. Der private Konsum lässt nach wie vor keine großen Hoffnungen für 2006 aufkommen, allenfalls eine Abschwächung der Umsatzverluste. Die Marken-Offensive der Hersteller wird die Marken-Artikel und ihre Sortimente im Frühjahr medienwirksam in Szene setzen und somit eine Ankerfunktion übernehmen, die bei der Beliebigkeit der Angebote in der Großfläche dringend notwendig ist. Als Vertriebs-Alternative zu der Betriebsform Ladengeschäft etablieren sich Fachmarkt-Ableger des Einzelhandels, die mit geringerer Beratungsintensität und günstiger kalkulierten Preisen Kunden gewinnen können.
Ladengeschäfte mit reinem PBS-Sortiment sind seltener geworden. Das PBS-Sortiment alleine deckt die Standort-Kosten in aller Regel nicht, erst die Ergänzung um neue, margenstarke Sortimente sichert die Kalkulations-Basis. Der Kunde nimmt Lifestyle-Sortimente gerne und gut an. Nicht zuletzt gibt es für diese Entwicklung im Herstellerkreis erfolgreiche Beispiele der Diversifizierung oder des Label-Marketings. Neben Fachmarkt-Lösungen entstehen an vielen Standorten Franchise-ähnliche Betriebsformen. Wenn Unternehmer-Mentalität, Franchise-Konzept und Zielgruppenanalyse sorgfältig aufeinander abgestimmt werden, sind wachsende Umsätze keine Ausnahme, auch nicht an Standorten mit scharfem Wettbewerb. Der Schulbedarf konnte ein letztmaliges Hoch verzeichnen, das durch die Mitnahme-Angebote der Discounter natürlich abgeschwächt wurde. Die Schülerzahlen haben sich in vielen Bundesländern durch die veränderte Berechnung des Einschulungsalters kurzfristig erhöht. Dieser einmalige Effekt ändert aber nichts an der Tendenz des Rückgangs der Geburtenzahlen, die für den Schulbedarf Ausschlag gebend sind, solange die Schulbesuchsdauer konstant bleibt.
Vertriebsstrukturen und Markenpolitik
In besonderer Weise verdienen die gebündelten, strategischen Aktivitäten vieler Industrieunternehmen im Jahre 2005 Beachtung und Respekt. Es sind Aktivitäten mit dem Ziel
- die Marken der Bürowirtschaft in das Bewusstsein der Verbraucher zu bringen,
- die Identifikation der Ladengeschäfte mit der Branche zu verbessern,
- die Qualität und Phantasie in den Ladengeschäften zu steigern,
- ein Bewusstsein für fairen Wettbewerb im Handel zu unterstützen,
- Standardisierung der Artikel- und Sortimentsstammdaten zu organisieren.
Insgesamt Aktivitäten, die den Unternehmen auf beiden Wirtschaftsstufen großen Nutzen bringen. Den Verdienst der Initiative, Organisation und Durchführung hat die Industrie. Der internationale Markt ist in Bewegung geraten: Während jetzt in den USA OfficeMax mit der Schließung von Standorten beschäftigt ist, musste im Oktober Office Depot in Spanien d n Rückzug antreten. Ahrend hat die Bürosparte gerade an Lyreco verkauft, die Unternehmensgröße reichte offensichtlich für eine Positionierung am internationalen Markt nicht aus.
Einzig Staples konnte sich weitgehend aus den Schlagzeilen halten. Der deutsche Markt ist weiterhin mit England und Frankreich der Prüfstein für den Erfolg eines Engagements in Europa. Der Beginn der Globalisierung im Handel der Branche hat 1995 eingesetzt. Innerhalb von 10 Jahren hat sich die Zahl der Globals halbiert. Der nationale Facheinzelhandel im Streckengeschäft der Bürowirtschaft ist zwar geschrumpft, repräsentiert aber nach wie vor den größeren Marktanteil. Vor allem die gewerblichen Verbraucher profitieren nicht nur vom erbitterten Preiswettbewerb, sondern vor allem von einem ungebrochenen Leistungswettbewerb.
Büro- und Objekt-Einrichtung
Der Umsatz konnte 2005 auch im Handel stabilisiert werden, nachdem die Industrie Export-gestützt schon vorher Entspannung signalisierte. Im Jahr 2004 wurden im Handel 1.986 Mio. Euro umgesetzt, 2005 waren es 2045. Mio. Euro. Mit 3 Prozent Plus wurden es erstmalig seit 2001 wieder schwarze Zahlen. Die Branche hat Federn gelassen, sie stabilisiert sich auf niedrigem Niveau. Nicht alle Fachhändler werden jetzt notwendige Investitionen finanzieren können, um sich mit erweiterter Beratungskompetenz und neuen Themen auf dem Markt präsentieren zu können. Es gibt kein Zurück zu den alten Vertriebsmethoden und partnern, der Markt hat sich grundlegend gewandelt. Wer über den Preis Büromöbel verkauft, befindet sich in der Gesellschaft von Auftragsmaklern, die ihr einziger Mitarbeiter sind und nahezu nur Einkaufskonditionen durchreichen. Büromöbel können vom Fachhandel nicht vorrangig über den Preis verkauft werden, sondern über den objektiv diagnostizierten Bedarf beim Kunden. Dieser Bedarf manifestiert sich nicht in leeren Räumen, die mit Schrank und Stuhl bestückt werden müssen, sondern in dem Unbehagen an aktuellen Arbeitsabläufen im Unternehmen. Dafür braucht der Fachhandel neue Sensoren. Qualifikation in der Gesundheitsbranche, Prävention, Arbeitsorganisation, Prozessoptimierung, Systemintegration sind gefragt. Wand, Boden, Licht, Akustik, Beschattung sind weitere Facetten eines Komplett-Angebotes. Wer sich dieser Vielfalt nicht stellen will, muss sich auf Nischen konzentrieren und mit anderen im Netzwerk arbeiten, um komplexe Angebote abgeben zu können.
Erfolgsfaktor Büro, die Kampagne des Initiativkreis Neue Qualität der Büroarbeit (INQA-Büro), ist auf der Messe A+A im Herbst in Düsseldorf erfolgreich gestartet. Die dazu gehörende Wanderausstellung wird im Herbst 2006 auf der Orgatec zu sehen sein. Regionale Vernetzung von Dienstleistern rund um das Büro hat sich INQA-Büro für 2006 als Schwerpunkt gesetzt. Die Ausstellung dient als Kristallisationspunkt der Aktivitäten. Der BBW unterstützt diese einmalige Gelegenheit für den Fachhandel, neue Kunden über die Kontakte von Arbeitsschutzämtern, Banken, Versicherern und Präventionsdienstleistern kennen zu lernen.
Die Orgatec greift im Herbst mit office & object Kernthemen der Kampagne auf, die sich mit dem oben beschriebenen Bedarf des Handels decken. Der Weg von der Produktmesse zur Themenmesse spiegelt die Entwicklung der gesamten Branche wider.
Bürotechnik
Die Bürotechnik mit Drucken, Kopieren, Faxen hat weiter an Umsatz verloren. Von 2.116 Mio. Euro sank der Umsatz um 6 Prozent auf 1.989 Mio. Euro. Der Gerätebedarf geht weiter zurück. An Bedeutung gewinnt das Systemgeschäft. Es hat als Kern nicht mehr die Lieferung von Hard- oder Softwarelösungen. Es werden dem Kunden vielmehr Nutzungs- und Verfügbarkeitsgarantien abgegeben. Um dieses Geschäft erfolgreich zu betreiben, entwickeln sich die Anbieter zu einem guten Teil zu Beratungsspezialisten, deren Kompetenz sowohl betriebwirtschaftliches Know-how als auch technologisches Wissen erfordert.
Aussichten 2006
Die derzeit spürbare positive Aufbruchstimmung in der Politik könnte auch die Wirtschaft beflügeln. Dabei geht es uns weniger um die Veränderungen des Brutto-Sozialproduktes als um die Stimmung. Konkret rechnet der BBW mit einer eine Stabilisierung der Arbeitsplatz-Zahlen, einer der wichtigsten Einflussfaktoren für Arbeitsplatz-Investitionen und Büroartikel-Verbrauch.
Für den gewerblichen Bereich PBS erwartet der BBW eine leichte Zunahme von bis zu 3 Prozent, die auch aus Preiserhöhungen entstehen könnte. Eine Null für den Verbrauch im privaten Sektor wäre schön. Für die Büroeinrichter wird sich die Erholung fortsetzen, der Konkurrenzdruck im Handel wird sich dadurch nicht mildern, weil zu viele Kapazitäten am Markt verfügbar sind. Der für 2005 avisierte Umsatz bei der Bürotechnik mit Systemverkauf hat sich im Marktgeschehen nicht nieder geschlagen. Für 2006 rechnet der BBW bestenfalls mit gleichen Umsätzen wie 2005.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Bürowirtschaft e.V. (BBW)
Pressestelle
Frangenheimstr. 6, 50931 Köln
Telefon: (0221) 94083-30, Telefax: (0221) 94083-90
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