Bürokratismus statt Heilung
(Kiel) - Eine ausufernde Misstrauens- und Überwachungsunkultur überzieht zunehmend das deutsche Gesundheitswesen. Jüngstes Beispiel: die Verabschiedung der "Richtlinie über einrichtungs- und sektorenübergreifende Maßnahmen zur Qualitätssicherung" durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) der gesetzlichen Krankenversicherung.
"Damit wird eine weitgehend sinn- und nutzlose aber extrem teure neue Bürokratie etabliert, die nicht nur unbrauchbare, sondern schädliche Ergebnisse hervorbringen wird", so die einhellige Auffassung der zahnärztlichen Verbände in Schleswig-Holstein. Die mit der zentralen Datenerfassung und -auswertung aller Behandlungsabläufe angestrebte Normierung und Nivellierung (Auffälligkeiten nach "Unten", wie nach "Oben" sollen herausgefiltert werden) werde weder Gesundheit noch Qualität fördern, sondern sei bestenfalls eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Schreibtischtäter. "Paragrafen haben noch keinen Menschen geheilt", betonen denn auch der Präsident der Zahnärztekammer, Dr. K. Ulrich Rubehn, der Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen Vereinigung, Dr. Peter Kriett und der Vorsitzende des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte, Dr. Joachim Hüttmann.
Anders als in der stationären Behandlung gebe es in der zahnärztlichen ambulanten Versorgung auf den verschiedenen Ebenen lange etablierte und gut funktionierende Qualitätsindikatoren: zunächst den Patienten, der jede zahnärztliche Maßnahme mitverfolge und auch nachträglich in Augenschein nehmen könne. Zusätzlich bestehe ein effektives Gutachter- und Schlichtungswesen. Angesicht der allgemein anerkannten Erfolge zahnärztlicher Prophylaxe und Therapie sei der um sich greifende Überwachungswahn geradezu ein Schlag ins Gesicht. "Gerade erst wurde ELENA - der elektronische Entgeltnachweis - wegen ausufernder Kosten, zweifelhaftem Nutzen und ungelöster Datenschutzproblematik gestoppt, da wird der nächste kostspielige Unsinn angeleiert. Wir brauchen so etwas nicht!"
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