Bühnenverein fordert radikale Reform des Orchestertarifvertrages
(Köln) - Der Tarifausschuss des Deutschen Bühnenvereins hat auf seiner gestrigen Sitzung in Stuttgart eine radikale Reform des Tarifvertrages für die Musiker in Kulturorchestern (TVK) gefordert. In vielerlei Hinsicht ist der TVK nicht mehr zeitgemäß. Privilegien, die man den Musikern gegenüber anderen Theatermitarbeitern noch zu Zeiten öffentlichen Wohlstandes hat einräumen können, müssen abgebaut werden. Die angespannte Orchestersituation beispielsweise in Rheinland-Pfalz oder bei den Landesorchestern in Nordrhein-Westfalen zeigt, wie wichtig Einschnitte in den TVK sind. Es ist aus Sicht des Bühnenvereins nicht akzeptabel, dass Musiker in ihren eigenen Orchestern zum Teil vier bis fünf Dienste anstelle der tariflich vorgesehenen acht Dienste pro Woche leisten, aber nicht verpflichtet werden können, in einem anderen Orchester kostenlos im Rahmen ihrer Diensteverpflichtung auszuhelfen.
Ebenso wenig beibehalten werden können Regelungen, die dazu führen, dass den Musikern bei längeren Vorstellungen mehr Arbeitszeit angerechnet wird als sie tatsächlich leisten. Auch Zusatzvergütungen wie etwa für die Aufnahme einer CD müssen dringend abgebaut werden. Vorbild für einen neuen TVK sollte der zum 1. Januar 2003 in Kraft getretene, vor allem für Schauspieler, Sänger und Tänzer geltende NV Bühne sein. Dieser macht unter anderem den befristeten Arbeitsvertrag aus künstlerischen Gründen zum Regelvertrag, während der Musiker grundsätzlich unbefristet beschäftigt wird.
Der Deutsche Bühnenverein fordert die Orchestergewerkschaft Deutsche Orchestervereinigung auf, ihre harte Haltung in Tariffragen aufzugeben. Aus Sicht des Bühnenvereins ist der Protest der Deutschen Orchestervereinigung gegen den Abbau von Orchesterarbeitsplätzen unglaubwürdig, solange man an den früher erstrittenen Privilegien für Orchestermusiker festhält.
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Deutscher Bühnenverein - Bundesverband deutscher Theater
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