Pressemitteilung | Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V.

Buchmarkt wuchs im Jahr 2000 um 2,1 Prozent

(Frankfurt) - Der deutsche Buchmarkt hatte im Jahr 2000 ein geschätztes Volumen von 18,4 Milliarden DM zu Ladenpreisen, das sind 2,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Anstieg fiel somit etwas höher aus als in den drei vorangegangene Jahren. Während sich die Umsätze im Bereich der Fach- und wissenschaftlichen Zeitschriften leicht rückläufig entwickelten, wurden mit Büchern im Vergleich zum Vorjahr 2,6 Prozent mehr umgesetzt.

Im Gutenberg-Jahr 2000 hat sich die Zahl der Neuerscheinungen um 2,7 Prozent auf 82.936 erhöht, darunter 63.021 Erstauflagen. Insgesamt positiv bewertete der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Roland Ulmer, auf der Jahrespressekonferenz des Verbands in Frankfurt die wirtschaftliche Lage von Verlagen und Buchhandlungen: „Elektronische Medien und Internet haben sich als hilfreiche Partner des Buches erwiesen. Intensivnutzer des PC sind auch Intensivleser“


Urhebervertragsrecht

Sorge bereitet dem Börsenverein die von Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin geplante Änderung des Urhebervertragsrechts. Ulmer: „Wenn dieses Gesetz unverändert durchgeht, wird sich die Verlagslandschaft ändern. Vor allem werden die deutschen Autoren dann wegen der vorprogrammierten Rechtsunsicherheit aus dem internationalen Lizenzmarkt gedrängt und isoliert.“

Der vom Deutschen Bundestag in erster Lesung bereits behandelte Regierungsentwurf will de facto die bisherige Vertragsfreiheit zwischen Verlegern und Autoren abschaffen. Die Vereinigungen von Autoren und Verlegern sollen „gemeinsame Vergütungsregeln“ erarbeiten - eine Art Tarifverträge, die der Börsenverein aufgrund der „kreativen Vielfalt“ im Verlagswesen bestenfalls für einige wenige Standardfälle als realisierbar sieht. Letztlich, so die Befürchtung des Branchenverbandes, provozieren die Regelungen des Gesetzesentwurfs eine Fülle von gerichtlichen Auseinandersetzungen, die vor allem bei mittleren und kleinen Verlagen zu einer nicht mehr verkraftbaren zeitlichen und finanziellen Belastung führen könnten. Roland Ulmer: „Das neue Urhebervertragsrecht bringt Autoren und Verlegern unruhige Zeiten. Es wird zunehmend schwieriger, risikoreiche Titel zu veröffentlichen.“


Bücher lesen liegt im Trend

Als „ermutigend“ bezeichnete Roland Ulmer die Entwicklung des Freizeit- und Leseverhaltens. 72 Prozent der Deutschen im Alter ab 14 Jahren sind an Büchern interessiert, großes Interesse an diesem Medium zeigen 31 Prozent. Zu diesem Ergebnis

kommt die Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse 2000. 55 Prozent der Deutschen über 14 Jahren kauften in den letzten 12 Monaten Bücher. Besonders erfreulich: Junge Leute unter 30 Jahren, insbesondere aber Teenager, sind überdurchschnittlich lesefreudig. Sie zählen zwar aufgrund ihres Einkommens nicht zu den eifrigsten Buchkäufern, aber sie lesen mit Abstand mehr Bücher als die anderen Altersgruppen. Bei den 14-19 Jährigen ist der Anteil der täglichen Leser um mehr als ein Drittel höher als in der Gesamtbevölkerung. Auf der Beliebtheitsskala der von der Verbraucheranalyse abgefragten Freizeitbeschäftigungen rangiert „Bücher lesen“ auf einem ausgezeichneten Platz 8 - weit vor beispielsweise allen sportlichen Betätigungen.


Versandbuchhandel wuchs am stärksten

Die verschiedenen Vertriebswege im Buchhandel unterschieden sich im Jahr 2000 deutlich in ihrer Umsatzentwicklung. Mit einem Anteil in Höhe von 58,2 Prozent am Gesamtumsatz von 18,4 Milliarden DM war der Sortimentsbuchhandel auch im Jahr 2000 erneut der dominierende Vertriebsweg. Bedingt durch das im Rahmen der Gesamtbranche unterdurchschnittliche Wachstum um ein Prozent entwickelte sich der Marktanteil des Sortimentsbuchhandels allerdings rückläufig. Wichtigstes Element des Wachstums war im Jahr 2000 der Versandbuchhandel, der mit einer Zuwachsrate von 12,8 Prozent seinen Marktanteil auf über 8 Prozent ausweiten konnte. Die Umsätze der Buchabteilungen der Warenhäuser (plus 2,2 Prozent) und der sonstigen Verkaufsstellen (z.B. Bahnhofsbuchhandel, Kioske oder Supermärkte um 2 Prozent) wuchsen in etwa wie der Gesamtmarkt. Gleiches gilt für den Direktvertrieb der Verlage (plus 1,9 Prozent). Die Buchgemeinschaften verzeichneten dagegen stagnierende Umsätze.


Zahl der Neuerscheinungen auf Rekordhöhe

Noch nie gab es in Deutschland so viele neue Bücher: Im Jahr 2000 wurden in Deutschland 82.936 Neuerscheinungen veröffentlicht. Gegenüber dem Vorjahr hat sich diese Zahl um 2,7 Prozent erhöht. Während die Zahl der Erstauflagen überproportional stark um 3,6 Prozent auf 63.021 stieg, ging die Zahl der Neuauflagen gegenüber dem Vorjahr abermals leicht zurück.


Taschenbuchanteil leicht rückläufig

Unter den Erstauflagen befanden sich 6.087 Taschenbücher. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Produktion von Taschenbuch-Titeln damit leicht um 0,4 Prozent erhöht. Aufgrund dieses unterproportionalen Wachstums sank der Anteil der Taschenbücher an allen Erstauflagen im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 Prozentpunkte auf 9,7 Prozent.


Anstieg der Buchpreise um 2,5 Prozent

Die leichte Verringerung des Taschenbuchanteils hat sich wie die Erhöhung des durchschnittlichen Seitenumfangs der Neuerscheinungen von 228 Seiten (1999) auf 234 Seiten (2000) auch in der Preisentwicklung ausgewirkt. Das Statistische Bundesamt ermittelte für das Jahr 2000 einen Anstieg der Buchpreise um 2,5 Prozent.


Übersetzungen und Lizenzen

7.631 der im Jahr 2000 neuerschienenen Erstauflagen waren Übersetzungen ins Deutsche. Gegenüber dem Vorjahr ist damit die Zahl der Übersetzungen um 0,5 Prozent gestiegen. Mit 2.875 Titeln entfielen im Jahr 2000 auf die Sachgruppe Belletristik 37,7 Prozent der Übersetzungen.

Im Jahr 2000 vergaben die an der Lizenzumfrage des Börsenvereins beteiligten Verlage insgesamt 4.759 Lizenzen in 65 Länder. Mit einem Anteil von 8 Prozent aller ins Ausland vergebenen Lizenzen war Chinesisch im Jahr 2000 zum dritten Mal in Folge die wichtigste Sprache für die Lizenzvergabe deutscher Verlage ins Ausland. Zweitwichtigste Sprache war mit einem Anteil von 7 Prozent da Tschechische. Russisch gehörte im Jahr 2000 mit einem Anteil von 6,9 Prozent an allen Lizenzen zu den drei wichtigsten Sprachen für die Lizenzvergabe. Auf die osteuropäischen Sprachen entfielen im Jahr 2000 insgesamt 36,4 Prozent aller Lizenzvergaben. Gegenüber 1999 (33,6 Prozent) hat sich deren Anteil um 2,8 Prozentpunkte erhöht. Seit Mitte der 90er Jahre besitzen die osteuropäischen Sprachen überragende Bedeutung für die Lizenzvergabe.

Die Sachgruppe „Kinder- und Jugendliteratur“ war in Bezug auf die Lizenzvergabe deutscher Verlage ins Ausland mit einem Anteil von 18,6 Prozent an allen gemeldeten Lizenzen im Jahr 2000 das mit Abstand wichtigste Segment. Gegenüber dem Vorjahr lag ihr Anteil allerdings um 3,8 Prozentpunkte niedriger. Dagegen gewann die zweitwichtigste Sachgruppe „Belletristik"“(Anteil 15,6 Prozent aller Lizenzen) um 2 Prozentpunkte an Bedeutung.


Intensivnutzer des PC sind auch Intensivleser

Laut einer Studie, die der Börsenverein gemeinsam mit der Stiftung Lesen durchführte, greifen 59 Prozent der Deutschen mindestens einmal pro Monat zum Buch. Diejenigen, die häufig den PC nutzen, lesen auch überdurchschnittlich häufig. 22 Prozent der täglichen Internetnutzer sind auch tägliche Nutzer von Büchern, nur 11 Prozent von ihnen lesen seltener als einmal im Monat oder überhaupt nicht.


Bücher im Internet

In Deutschland wurde über das Internet im Jahr 2000 ein Gesamtumsatz mit Büchern von 387 Millionen DM erzielt. Gegenüber dem Vorjahr (165 Millionen DM) bedeutet dies eine Steigerung um 129 Prozent. Ein Viertel der Internetumsätze wird durch den klassischen Buchhandel erzielt, drei Viertel durch reine Internet-Buchhandlungen. Die Zahl der Buchhandlungen im Internet ist von 1.533 Unternehmen (1999) auf 2.149 gewachsen.


Der Börsenverein

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels vertritt die Interessen von 6.903 buchhändlerischen Betrieben. 4.758 Firmen davon sind Buchhandlungen, 2.013 sind Verlage, 84 Firmen gehören zum Zwischenbuchhandel und auch 48 Verlagsvertreter sind dem Verband angeschlossen.

Quelle und Kontaktadresse:
Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V. Großer Hirschgraben 17-21 60311 Frankfurt Telefon: 069/13060 Telefax: 069/13062 01

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