Pressemitteilung | Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V.

Buchmarkt stagnierte im Jahr 2001

(Frankfurt/Main) - Der deutsche Buchmarkt hatte im Jahr 2001 ein geschätztes Volumen von 9,4 Milliarden Euro zu Ladenpreisen, das sind 0,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Damit stagnierte der Buchumsatz in Deutschland erstmals seit Einführung dieser Branchenstatistik im Jahr 1976. Die Zahl der neu erschienenen und neu aufgelegten Titel wuchs um 8,5 Prozent auf 89.986 Titel. Verhalten optimistisch äußerte sich der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Dieter Schormann, anlässlich der Jahreswirtschaftspressekonferenz des Verbands. Schormann: „Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Situation bei Zeitungen, Zeitschriften und Rundfunk und bei anhaltender Konjunkturflaute im Einzelhandel behauptet sich das Buch relativ stabil, auch wenn wir im Jahr 2002 mit einem Umsatzrückgang rechnen müssen.“

Das leichte Umsatzminus der buchhändlerischen Betriebe im Jahr 2001 um 0,1 Prozent auf 9,4 Milliarden Euro wurde insbesondere durch die Fachzeitschriften verursacht, die 8,8 Prozent Umsatz verloren. Der Umsatz mit Büchern selbst ist im Jahr 2001 um 0,9 Prozent gestiegen.

Sortimentsbuchhandel weiterhin stärkster Absatzweg

Allerdings nicht im klassischen Sortimentsbuchhandel, dessen Umsätze um 0,7 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro zurückgingen. Mit einem Anteil von 57,8 Prozent am gesamten Buchumsatz ist der Sortimentsbuchhandel weiterhin der mit Abstand bedeutendste Vertriebsweg für Bücher. Während Warenhäuser (minus 0,9 Prozent) und Buchclubs (minus 1,2 Prozent) leicht an Umsatz verloren, ist der Direktvertrieb der Verlage (plus 1 Prozent) an Endkunden leicht gestiegen. Insgesamt ist der jeweilige Anteil dieser drei Vertriebswege am deutschen Buchumsatz im Jahr 2001 praktisch unverändert geblieben. In den ersten fünf Monaten des Jahres 2002 ging der Umsatz des Sortimentsbuchhandels nach Erhebungen des Kölner Instituts für Handelsforschung um 2,1 Prozent zurück.

Online-Umsätze gestiegen

Der Umsatzzuwachs beim Versandbuchhandel um 4,9 Prozent auf 799 Millionen Euro ergibt sich aus der Zunahme des Online-Umsatzes, der um etwa 50 Prozent auf 288 Millionen Euro stieg. Damit macht das Onlinegeschäft 3 Prozent des Umsatzes mit buchhändlerischen Produkten aus. Dass das Internetgeschäft auch für den stationären Buchhandel an Bedeutung gewonnen hat, belegt die Börsenvereins-Umfrage mit der Aufschlüsselung der Internet-Anteile am Gesamtumsatz der befragten Unternehmen. 34,5 Prozent (Vorjahr: 20,7 Prozent) der Sortimentsbuchhandlungen, die zusätzlich über einen Internetauftritt verfügen, erzielen dort einen Anteil von 1 bis 5 Prozent an ihrem Gesamtumsatz, 9,8 Prozent (8,8 Prozent) der stationären Buchhandlungen mit zusätzlichem Internetauftritt erwirtschaften im Online-Geschäft sogar 5 Prozent oder mehr.

Die Zahl der Neuerscheinungen stieg um 8,5 Prozent auf 89.986 Titel. Das Verhältnis zwischen Erstauflagen (76 Prozent) und Neuauflagen (24 Prozent) bleib identisch mit dem des Vorjahres. Bemerkenswert ist der Anstieg der Belletristik-Titel von 12 Prozent auf 14,2 Prozent und der Kinder- und Jugendbücher von 5,9 Prozent auf 7 Prozent an der gesamten Titelzahl.

Boom beim Taschenbuch

Der Anteil des Taschenbuchs am Gesamtumsatz wuchs um 19,7 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Der Bedeutungszuwachs des Taschenbuchs wird auch durch die Titelstatistik bestätigt. Die Erstauflagen erhöhten sich um 17 Prozent von 6.087 auf 7.120 Titel. Mit diesem überproportionalen Anstieg wuchs der Anteil an den Erstauflage-Titeln von 9,7 Prozent auf 10,4 Prozent. Dieser bemerkenswerte Anstieg der Taschenbuchprogramme ist vorwiegend auf die vielen neuen Belletristik-Titel zurückzuführen. Die Taschenbuch-Romane steigerten sich um 28 Prozent auf 3.689 neue Titel, was den Belletristik-Anteil an den Taschenbuch-Titeln von 47,4 Prozent auf 51,8 Prozent erhöhte. Von allen neuen Romanen des Jahres 2001 erschienen 38,1 Prozent als Taschenbuch.

Preissteigerungen für Bücher 2001 unter der Teuerungsrate

Die Preissteigerung bei Büchern lag im Jahr 2001 mit 2,0 Prozent unter der Steigerung der Lebenshaltungskosten (2,5 Prozent). Für 2002 zeichnet sich im ersten Halbjahr ein leichter Anstieg der Teuerungsrate auf ca. 3 Prozent ab. Damit gleichen die Buchpreise den Nachholbedarf aus der geringen Steigerung des Vorjahres aus. Allerdings liegen die von den deutschen Buchgroßhändlern erhobenen Verkaufsdaten mit etwa 2 Prozent für die ersten fünf Monate des Jahres 2002 deutlich unter der vom Statistischen Bundesamt mittels Warenkorb erhobenen Buchpreissteigerung von ca. 3 Prozent.

2001 war ein schwaches Zeitschriftenjahr

Neben Büchern sind traditionell die Fachzeitschriften Objekte des herstellenden wie des verbreitenden Buchhandels. Im Jahr 2001 trugen sie knapp 2 Milliarden Euro zum Branchenumsatz bei. Die Expansion der Vorjahre hat sich damit nicht fortgesetzt. Die Wirtschaftsflaute hat die Fachzeitschriften-Verlage gleich zweifach getroffen: Die schwache Konjunktur drückte die Vertriebserlöse sowie das Anzeigengeschäft. Die Anzeigenerlöse gingen um 15,4 Prozent zurück, die Vertriebserlöse um 8,8 Prozent. Insgesamt betrug der Umsatzrückgang bei Fachzeitschriften 13,2 Prozent.


Übersetzungen und Lizenzen

Der Anteil der Übersetzungen an der in Deutschland erschienenen Literatur hat sich in den letzten Jahren etwa gleichläufig mit der Titelzahl entwickelt: Etwa jedes siebente Buch, das 2001 in Deutschland erschien, wurde aus einer anderen Sprache übersetzt. Bei den Herkunftssprachen der Übersetzungen ins Deutsche dominiert weiterhin das Englische mit 74,1 Prozent (Belletristik 75,6 Prozent). Die Übersetzungen aus dem Französischen liegen bei 8,8 Prozent (Belletristik 6,0 Prozent).

Bei den Lizenzvergaben aus dem Deutschen in andere Sprachen liegt das Chinesische seit 1998 auf dem ersten Platz. Damit bestätigt sich der Trend, dass Übersetzungen aus dem Deutschen in den Ländern Mittel- und Osteuropas und Asiens zunehmend gefragt sind. Ins Tschechische hat sich beispielsweise die Zahl der Übersetzungen aus dem Deutschen binnen zehn Jahren von 3,9 Prozent auf 6,6 Prozent gesteigert, das Polnische hat seinen Anteil von 5,6 Prozent in etwa gehalten. Deutlich aufgeholt haben Russisch (4,1 Prozent) und Koreanisch (7,9 Prozent). Weniger geworden sind dagegen Lizenzvergaben in die Sprachen der klassischen großen westlichen Handelspartner Englisch (7,2 Prozent nach 12,9 Prozent vor 10 Jahren), Französisch (5,7 Prozent nach 10,4 Prozent vor 10 Jahren) und Italienisch (7,1 Prozent nach 12,4 Prozent vor 10 Jahren). Lizenzvergaben in die spanische Sprache (8,2 Prozent) konnten ihren Anteil in etwa halten, vor allem aufgrund der wachsenden Nachfrage in Lateinamerika.

Quelle und Kontaktadresse:
Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V. Großer Hirschgraben 17-21 60311 Frankfurt Telefon: 069/13060 Telefax: 069/13062 01

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