Brief an türkischen Botschafter: Keine Haft für Bülent Mumay
(Berlin) - Der Deutsche Journalisten-Verband fordert einen Freispruch für den türkischen Journalisten Bülent Mumay. Gegenüber dem türkischen Botschafter in Berlin, Ahmet Başar Şen, hat DJV- Bundesvorsitzender Mika Beuster in einem Brief sein Befremden über die Notwendigkeit eines Gerichtsverfahrens ausgedrückt, mit dem der zu einer Bewährungsstrafe von 20 Monaten verurteilte Mumay versucht, einen Freispruch zu erwirken: "Dass es überhaupt ein Verfahren gegen ihn gab, riecht nach einem groben Verstoß gegen das international geltende Grundrecht der Presse- und Meinungsfreiheit." Mumay hatte über Unregelmäßigkeiten beim Bau der Istanbuler U-Bahn berichtet. Beuster weiter: "Auf Deutschland übertragen würde der Fall bedeuten, dass mindestens jeder zweite Lokaljournalist zu einer Freiheitsstrafe verurteilt werden müsste. Denn die Aufdeckung von Bauskandalen ist die ureigenste Aufgabe eines unabhängigen Journalismus, der sich als Korrektiv und nicht als Sprachrohr einer Regierung versteht."
Er hoffe "mit tiefster Überzeugung", dass Mumay vor dem türkischen Verfassungsgericht Recht bekomme. "Bis es soweit ist, muss Bülent Mumay als freier Mann seinen Journalistenberuf weiter in vollem Umfang ausüben können." Die Gefahr sei groß, dass ein Vorwand konstruiert werde, um aus der Bewährungs- eine Freiheitsstrafe zu machen und Mumay einzusperren. "Ich bitte Sie", so der DJV-Vorsitzende, "sich mit dem nötigen Nachdruck dafür einzusetzen, dass unser Kollege weiterhin frei berichten kann. Alles andere wäre despotisch und der Türkei nicht würdig."
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