Pressemitteilung | Industrie- und Handelskammer für Oberfranken Bayreuth (IHK)

Brennerbrücke ab 2025 einspurig und überlastet - die Folgen für die Wirtschaft

(Bayreuth) - Bauarbeiten an der Brenner-Autobahn in Österreich werden in den kommenden drei Jahren zu erheblichen Engpässen führen, vor allem für das Transportgewerbe, aber auch für Reisende, wie die IHK für Oberfranken Bayreuth warnt.

Die Lueg-Brücke zwischen Gries am Brenner und der italienischen Grenze wird ab 1. Januar 2025 laut ASFINAG, dem Betreiber der österreichischen Autobahnen, meist nur erheblich eingeschränkt befahrbar sein. Hinzu kommen 15 Tage mit Lkw-Fahrverbot. "Wir müssen mit kilometerlangen Staus rechnen, bei einer Brücke, über die pro Jahr 2,5 Millionen Lkw rollen", so Stephan Jarmer, Verkehrsreferent der IHK für Oberfranken Bayreuth. Die Auswirkungen bekommen auch oberfränkische Logistiker und ihre Auftraggeber zu spüren.

Brenner für deutsch-italienischen Handel existenziell
Die Brennerkonferenz der bayerischen IHKs in Nürnberg verdeutlicht die drängenden Probleme der Verkehrsinfrastruktur am Brenner, die erhebliche Auswirkungen auf die Lieferketten haben. Für Italiens Wirtschaft sei es eine existenzielle Frage, wie es am Brenner weitergehe. 70 Prozent der Exporte gingen über die Alpen, der größte Teil davon über den Brenner, mahnt Thomas Baumgartner von der Handelskammer Bozen auf der Konferenz, an der 95 Fachleute aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Slowenien teilgenommen haben.

Gravierende wirtschaftliche Folgen des Brückenbaus
Die wirtschaftlichen Folgen des Brückenbaus könnten gravierend sein: Eine Studie schätzt die Mehrkosten für den Transitverkehr während der Bauarbeiten für die Wirtschaft auf mindestens 170 und bis zu 650 Millionen Euro, abhängig vom Erfolg eines geplanten Konzepts der ASFINAG, so eine Studie der italienischen Handelskammern.

Die Unsicherheit über die Lieferzeiten zwinge Unternehmen, von „Just-in-Time-Lieferungen abzurücken und Lagerflächen zu nutzen, was zu höheren Preisen und möglichen Lieferengpässen führen kann. Die Alternativen über die Tauernautobahn und die Schweiz sind ebenfalls mit Herausforderungen verbunden, macht Matthias Schellenberger deutlich, Geschäftsführer der Spedition Pflaum in Strullendorf im Landkreis Bamberg und stellvertretender Vorsitzender des IHK-Ausschusses Verkehr und Mobilität. Über 250 Unternehmen aus dem Einzugsgebiet der IHK für Oberfranken Bayreuth haben Geschäftskontakte mit Italien. Schellenberger: "Diese Unternehmen stehen nun bei ihrem Italien-Geschäft vor enormen Herausforderungen. Umso wichtiger sind langfristige Lösungen für den Alpentransit erforderlich."

Politik an Lösungen nicht interessiert?
In die gleiche Kerbe schlägt Georg Dettendorfer, Vorsitzender im Verkehrsausschuss der Deutschen Industrie- und Handelskammer. Er macht deutlich, dass die Brückensanierung nicht das eigentliche Problem sei. "Die eigentliche Katastrophe ist der generelle Zustand unserer Straßen, Schienen und Brücken", so Dettendorfer, "Warum wurde das 30 Jahre lang kaputtgespart? Für ihn ist ein Kipppunkt erreicht. Er habe genug von schönen Worten der Politik: "Wir brauchen endlich Lösungen.

"Nur durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und internationalen Partnern kann es gelingen, die Weichen für eine zukunftsfähige Verkehrsinfrastruktur zu stellen", so Schellenberger. "Aber die Politik ignoriert die Herausforderungen." Während in Österreich und Italien seit Jahren am Brenner-Basistunnel gebaut werde, der 2032 eröffnet werden soll, gibt es für die Zulaufstrecke von Deutschland her gerade einmal "Vorplanungen", allen Staatsverträgen mit Österreich und Italien zum Trotz. Wieder einmal bremse Deutschland grenzüberschreitende Verkehrsinfrastrukturprojekte aus. Mit einer Fertigstellung rechnet die Deutsche Bahn deshalb frühestens 2040.

Quelle und Kontaktadresse:
Industrie- und Handelskammer für Oberfranken Bayreuth (IHK), Peter Belina, Leiter(in) Kommunikation, Bahnhofstr. 23-27, 95444 Bayreuth, Telefon: 0921 886-0

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