Breites Bündnis fordert vor Flüchtlingsgipfel besonderen Fokus auf Belange geflüchteter Kinder
(Berlin) - Ein breites Bündnis von 28 Verbänden, Stiftungen und Organisationen fordert in einem Appell vor dem Flüchtlingsgipfel am Montag Bund, Länder und Kommunen eindringlich auf, bei den Beratungen einen besonderen Fokus auf die Situation der geflüchteten Kinder und Jugendlichen in Deutschland zu legen.
Deren Rechte nach den Bestimmungen der UN-Kinderrechtskonvention, beispielswiese auf angemessene Lebensbedingungen, auf Schutz vor Gewalt oder auf Zugang zu Bildung und Gesundheit, müssen nach Ansicht der Unterzeichner Richtschnur in der aktuellen Migrationsdebatte sein. Das übergeordnete Ziel aller politisch verantwortlichen Stellen muss demnach darin bestehen, geflüchteten Kindern eine Perspektive auf eine normale Kindheit zu eröffnen.
"Kinder brauchen eine verlässliche Lebensperspektive, ungeachtet ihres Herkunftslandes und Aufenthaltsstatus. Während die politische Debatte droht, auf Abschottung und Abschiebungen verengt zu werden und Fragen der besseren Integration eine untergeordnete Rolle spielen, leben sowohl begleitete Kinder in Sammelunterkünften als auch unbegleitete Kinder in Obhut der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe unter prekären Bedingungen mit begrenzten Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Teilhabe", heißt es in dem Appell. "Der Flüchtlingsgipfel bietet eine Chance, die gemeinsame Verantwortung von Bund, Ländern und Kommunen für die Aufnahme von schutzsuchenden Kindern mit ihren Familien und von unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten neu zu gestalten."
Die unterzeichnenden Verbände, Organisationen und Stiftungen fordern, eine dezentrale Unterbringung von geflüchteten Kindern und ihren Familien zu ermöglichen, den Zugang aller Kinder zur öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe sicherzustellen, für den Zugang aller Kinder zu frühkindlicher Bildung und Regelschulen zu sorgen, besondere Bedarfe frühzeitig zu identifizieren und den Zugang zur Gesundheitsversorgung sicherzustellen.
"Die UN-Kinderrechtskonvention gilt uneingeschränkt für jedes Kind. Das gilt auch für die darin normierte Vorrangstellung des Kindeswohls. Auch bei erhöhter Fluchtmigration und steigenden Zahlen minderjähriger Geflüchteter sollte stets gewährleistet sein, dass die Kinder zu ihren Rechten kommen. Dazu gehören neben ihren Schutz- auch die Beteiligungsrechte sowie die Einhaltung von Standards, die im Kinder- und Jugendhilfegesetz normiert sind. Bei Rechtsangelegenheiten, die sich aus dem Flüchtlingsstatus der Kinder und Jugendlichen ergeben, beispielsweise bei der Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften direkt nach der Einreise, beim Familiennachzug oder Integrationsangeboten, braucht es zudem migrationssensible und kinderspezifische Regelungen, die das Kindeswohl an die erste Stelle stellen. Dazu gehören passende Angebote zum Erlernen der deutschen Sprache, Bildungsintegration über einen ungehinderten Zugang zu Kindertageseinrichtungen und Ausbildungsstätten sowie eine Schulpflicht für alle geflüchteten Kinder von Anfang an, und zwar unabhängig von der Bleibeperspektive. Diese muss nach der EU-Aufnahmerichtlinie spätestens drei Monate nach Asylantragstellung an der Regelschule erfolgen. Und auch die Teilnahme an niedrigschwelligen Kultur- und Freizeitangeboten mit gleichaltrigen Kindern in der Nachbarschaft sind als Schlüsselfaktoren unabdingbar", betont Anne Lütkes, Vizepräsidentin des Deutschen Kinderhilfswerkes.
Den vollständigen Appell finden Sie hier: www.dkhw.de/fluechtlingsgipfel2023
Der Appell wird von folgenden Verbänden, Organisationen und Stiftungen unterstützt (in alphabetischer Reihenfolge):
. Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendhilfe - AGJ . Ärzte der Welt e. V.
. AWO Bundesverband e. V.
. Berliner Netzwerk für besonders schutzbedürftige geflüchtete Menschen (BNS) . Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge e. V.
. Bundesnetzwerk Ombudschaft in der Jugendhilfe e. V.
. Bundesweite Arbeitsgemeinschaft der psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer - BAfF e. V.
. Bündnis Kinder- und Jugendgesundheit e. V. (Bündnis KJG) . Der Kinderschutzbund Bundesverband e. V.
. Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie e. V. - DGSF . Deutscher Kitaverband - Bundesverband freier unabhängiger Träger von Kindertagesstätten e. V.
. Deutsches Kinderhilfswerk e. V.
. Deutsches Komitee für UNICEF e. V.
. Diakonie Deutschland - Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e. V.
. djo - Deutsche Jugend in Europa Bundesverband e. V.
. Handicap International e. V.
. Internationaler Bund (IB) Freier Träger der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit e.V.
. JUMEN e. V. - Juristische Menschenrechtsarbeit in Deutschland . KOK - Bundesweiter Koordinierungskreis gegen Menschenhandel e. V.
. Lesben- und Schwulenverband in Deutschland e. V. (LSVD) . National Coalition Deutschland - Netzwerk zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention . Plan International Deutschland e. V.
. PRO ASYL Bundesweite Arbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge e.V.
. Save the Children Deutschland e. V.
. Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention . Stiftung SPI - Sozialpädagogisches Institut Berlin »Walter May« . terre des hommes Deutschland e. V.
. World Vision Deutschland e. V.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutsches Kinderhilfswerk e.V.
Uwe Kamp, Pressesprecher
Leipziger Str. 116-118, 10117 Berlin
Telefon: (030) 3086930, Fax: (030) 2795634
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