Boom der prekären Beschäftigung bedenklich
(Berlin) - Den weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit und die Zunahme sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung bewertet der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) als erfreulich, aber noch nicht beruhigend. DGB-Vorstands-mitglied Annelie Buntenbach sagte am Donnerstag (27. September 2007) in Berlin, die erfreulichen Arbeitsmarktzahlen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Risse am Arbeitsmarkt immer tiefer werden. Es sei Besorgnis erregend, wie die Spaltung von Arbeitnehmern und Arbeitslosen ´erster und zweiter Klasse´ zunimmt.
Der Abbau von mehr als 1,5 Millionen regulären Stellen in den vergangenen Jahren sei allenfalls um ein Drittel kompensiert worden. Das Grundübel ist aber, dass mit dem Aufschwung vor allem die prekäre Beschäftigung boomt, sagte Buntenbach. Es sei ein alarmierendes Zeichen, wenn Leiharbeit oder befristete Beschäftigung immer mehr zur Regel werde, inzwischen fast 20 Prozent aller Erwerbstätigen Minijobber seien und 1,2 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ergänzende Sozialleistungen in Anspruch nehmen müssten.
Ein zweiter problematischer Trend ist, dass vom Konjunkturaufschwung fast ausschließlich Kurzzeitarbeitslose profitieren. Nur zirka 20 Prozent der so genannten SGB II-Kunden finden eine reguläre Beschäftigung. Gut 40 Prozent der Langzeitarbeitslosen, die offiziell nicht mehr in der Arbeitslosenstatistik auftauchen, weil sie eine Arbeit gefunden haben (Abgänge in Erwerbstätigkeit), sind Ein-Euro-Jober. Weder Politik noch die Bundesagentur dürfen sich damit abfinden, dass Langzeitarbeitslose auf der Strecke bleiben, sagte Buntenbach.
Der DGB fordert deshalb eine Qualifizierungsoffensive, Mindestlöhne und eine politische Initiative zur Missbrauchsbekämpfung, um prekäre Beschäftigung einzudämmen. Die Bundesregierung ist gut beraten, wenn sie nicht nur auf Prozentzahlen schielt, sondern sich den konkreten Problemen durch die Prekarisierung der Arbeitswelt stellt, so Buntenbach.
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