Pressemitteilung | Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V. (BÖLW)

BÖLW zur Tierhaltungskennzeichnung: Klöckner muss Führung übernehmen

(Berlin) - Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), kommentiert den Überlegungen des Handels zur Tierhaltungskennzeichnung. Lidl hatte heute Morgen vorgestellt, wie der Discounter künftig seine Frischfleisch-Produkte labeln wird:

"Die Initiative des Handels für eine eigene Fleischkennzeichnung zeigt, wie groß der Handlungsdruck für die Politik ist. Der Discounter will jetzt das Kennzeichnungssystem, an das sich der Markt bei den Eiern gewöhnt hat, aufgreifen, jedoch die Reihenfolge auf den Kopf stellen. Und damit nicht genug: Bio soll nun in eine Kennzeichnungsstufe mit der höchsten Haltungsanforderung konventioneller Erzeugung gepackt werden. Und das, obwohl Bio-Tierhalter etwa bei der Fütterung, der Erzeugung des Futters und der Kontrolle deutlich mehr tun. Wenn jetzt auch noch andere Handelsunternehmen ihre Marketingideen in jeweils eigenen Modellen der Fleischkennzeichnung verwirklichen, dann ist das Chaos perfekt. So sieht das Gegenteil von Transparenz aus!

Bundesministerin Julia Klöckner muss jetzt die Führung übernehmen und ein verpflichtendes staatliches Kennzeichnungssystem einführen. Nur dann können die Kunden mit ihrer Kaufentscheidung den Umbau der Landwirtschaft unterstützen.

In Anlehnung ans wohlbekannte Ei muss eine Haltungskennzeichnung beim Schwein so aussehen: "3" gesetzlicher Mindeststandard, "2" Stroh und mehr Platz im Stall, "1" zusätzlicher Auslauf und "0" Bio als Premiumstufe und höchster gesetzlicher Standard der Tierhaltung.

Hintergrund
Der Discounter Lidl Deutschland labelt ab Anfang April 2018 alle Frischfleischprodukte seiner Eigenmarken von Schwein, Rind, Pute, Hähnchen mit dem "Haltungskompass". Dieses Vier-Stufen-Modell soll den Kunden einfach aufzeigen, nach welchen Kriterien das Tier gehalten wurde: von gesetzlichen Standard (1) über Stallhaltung Plus (2) zu Auslauf (3) und Bio (4) als Premiumstufe. Problematisch ist allerdings, dass "Tiere mit höheren Tierwohlstandards als Stufe 3, die nicht alle strengen Bio-Standards erfüllen und dementsprechend auch kein Bio-Siegel tragen, trotzdem mit der Stufe "4 Premium" gekennzeichnet" werden sollen.

Eine Umfrage des Bundeslandwirtschaftsministeriums (http://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Broschueren/Ernaehrungsreport2016.pdf?__blob=publicationFile) zeigt, dass sich über 80 Prozent der Bürger Infos zur Tierhaltung auf den Produkten wünschen. Fast 90 Prozent der Verbraucher würden mehr für Fleisch aus artgerechter Tierhaltung bezahlen. Laut letzter Aussagen von Agrarstaatssekretär Bleser plant die Bundesregierung, die Kennzeichnung der Haltungsverfahren von Nutztieren nicht verbindlich zu regeln: "Die Bundesregierung beabsichtigt derzeit nicht, eine verpflichtende Haltungskennzeichnung für Fleischprodukte einzuführen". Stattdessen will die Bundesregierung ein freiwilliges, mehrstufiges, staatliches Tierwohllabel einführen. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner äußerte sich bisher nicht explizit zu einer verpflichtenden Haltungskennzeichnung.

Quelle und Kontaktadresse:
Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V. (BÖLW) Joyce Moewius, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Marienstr. 19-20, 10117 Berlin Telefon: (030) 28482-300, Fax: (030) 28482-309

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