BLLV fordert Entlastungen beim Zeugnis / Präsidentin Fleischmann appelliert an das Kultusministerium, die Zeugnisse an den Grundschulen zu verändern / "Die Frage der Effizienz muss jetzt gestellt werden. Die Lehrerinnen und Lehrer arbeiten am Limit"
(München) - Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) fordert das Kultusministerium auf, das Zwischenzeugnis an Grundschulen künftig von derzeit zwei Seiten auf eine Seite zu verkürzen. "Für die Kolleginnen und Kollegen geht das Verfassen der Zeugnisse mit einem großen Aufwand einher. Sie brauchen dafür viel Zeit - Zeit, die sie angesichts der derzeitigen personellen Situation nicht mehr haben. Jetzt stellt sich die Effizienzfrage!", erklärt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann wenige Tage vor der Vergabe der Zwischenzeugnisse. "Um nicht falsch verstanden zu werden: Wir Lehrerinnen und Lehrer wollen den Schülerinnen und Schülern das Feedback geben, das ihnen hilft. Wir wollen den Eltern die Rückmeldung für ihr Kind geben, das sie brauchen. Aber ich sage es in aller Deutlichkeit: derzeit ist das nicht mehr leistbar." Die Forderung sei der Not geschuldet, einer Not, die die Lehrkräfte nicht verschuldet hätten. "Die meisten würden gerne weiterhin umfangreiche Feedbacks schreiben, zumal sie wissen, dass viele Eltern dies erwarten."
Die Stimmung an den Grundschulen sei alarmierend, die Lehrerinnen arbeiteten am Limit. "Es ist skandalös, was die Politik angerichtet hat", kritisiert Fleischmann. "Wir wissen natürlich, was eine Reduzierung des Zwischenzeugnisses auf eine Seite bedeutet. Und wir wissen auch, dass sich Eltern ein umfangreiches Zeugnis wünschen", so die BLLV-Präsidentin. Auch Lehrerinnen und Lehrer wollten die Leistungen der Schülerinnen und Schüler spiegeln. Die Forderung nach einer Reduzierung des Halbjahreszeugnisses auf eine Seite sei als Notmaßnahme zu verstehen. "Wenn der Kultusminister zustimmt, könnte das ein erstes Signal sein, das die Lehrerinnen und Lehrer wenigstens ein bisschen entlastet.
Die Situation an den Schulen sei krisenhaft. "Auswirkungen auf die Bildungsqualität werden nicht ausbleiben", so Fleischmann. Eine weitere Gefahr sehe sie darin, dass grundsätzlich pädagogisch notwendige Diskussionen über Sinn und Zweck eines Zeugnisses und einer Rückmeldung, über Noten oder über die Etablierung eines ebenso dringend erforderlichen neuen Lern- und Leistungsverständnisses angesichts der dramatischen Situation an den Schulen ins Hintertreffen gerieten. "Momentan geht es nur noch darum, die Grundversorgung an den Schulen irgendwie am Laufen zu halten. Die Bildungsqualität fährt so gegen die Wand. Das müssen die politisch Verantwortlichen tragen. Nicht wir Lehrerinnen und Lehrer!". Jetzt gehe es darum, den belasteten Lehrerinnen und Lehrern Signale der Entlastung zu senden. Dafür benötigt es leider Maßnahmen, die pädagogisch freilich fragwürdig sind.
So fordert der BLLV:
- das erste schriftliche Zeugnis erst am Ende der Jahrgangsstufe 2, davor ausschließlich Lernentwicklungsgespräche,
- den Umfang der Zeugnisse an Grund- und Mittelschulen generell auf eine Seite zu beschränken,
- den Umfang des Übertrittszeugnisses auf die drei Ziffernnoten Deutsch, Mathematik sowie Heimat- und Sachunterricht zu reduzieren.
Quelle und Kontaktadresse:
Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV)
Birte Pretz, Assistentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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