BLBS und VBE: Nein zu Ausbildungsplatzabgabe
(Berlin) - Eine Ausbildungsplatzabgabe, wie sie die SPD-Bundestagsfraktion beabsichtigt, wird vom Bundesverband der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen (BLBS) und dem Verband Bildung und Erziehung (VBE) abgelehnt. Das erklärten am 11. November die Vorsitzenden der beiden Lehrergewerkschaften Günter Besenfelder und Ludwig Eckinger.
Die Politik ist am Ende, wenn sie gravierende Strukturprobleme über Strafzölle lösen will, betonte VBE-Vorsitzender Eckinger. Es zeigt sich, dass mit Dauerlob für das duale Ausbildungssystem in Deutschland gravierende Probleme übertüncht wurden. Eckinger verweist darauf, dass sich die Qualifikationsstruktur der Arbeitsplätze in Deutschland grundlegend wandelt. Traditionelle und einfache Arbeitsplätze würden mehr und mehr wegbrechen, so Eckinger. Für die Schülerinnen und Schüler, die jetzt die Schule beginnen, stünden am Ende ihrer Schulzeit nach Schätzungen nur rund 12 Prozent traditioneller Arbeitsplätze zur Verfügung. Dagegen steige der Bedarf an hochqualifizierten Fachkräften enorm an. Bislang hat das deutsche Bildungssystem noch keine überzeugende Antwort darauf. Der zu beobachtende Trend zur Atomisierung von Berufen ist mit Sicherheit keine konstruktive Antwort darauf. Das wird nur teuer, sagte VBE-Vorsitzender Eckinger.
BLBS-Vorsitzender Besenfelder erklärte: Der Legitimationsdruck auf das duale Ausbil-dungssystem ist sehr groß. Mit einer Ausbildungsplatzabgabe wird nur der bürokratische Aufwand weiter ausgebaut. Das eigentliche Problem droht durch Aktionismus ausgeblendet zu werden. Günter Besenfelder kritisiert, dass inzwischen weniger als ein Drittel der Betriebe überhaupt ausbildet. Die Unternehmen entziehen sich hier ganz klar ihrer gesellschaftlichen Verantwortung und überlassen dem Staat das Problem.
Das gesamte duale System müsse auf den Prüfstand. Besenfelder fordert: Bekenntnisse zum dualen System können nur ernst genommen werden, wenn die Verantwortung beider Seiten, von Betrieb und Berufsschule durchgängig festgeschrieben wird. Es fehlt die Verpflichtung der dualen Partner zur Kooperation mit den Berufsschulen. Es fehlt auch an einer klaren Aufgabenzuweisung zwischen Betrieb und Schule. An der Erarbeitung neuer Ausbildungsordnungen sind Berufschulen nicht beteiligt. Und nicht zuletzt werden an beruflichen Schulen erworbene Qualifikationen für die Erstausbildung nicht angerechnet. Das ist ein Unding, so Besenfelder. Damit wird Bildungszeit verlängert, weil Inhalte doppelt vermittelt werden müssen. Der BLBS-Vorsitzende empfiehlt einen Blick ins erfolgreiche europäische Ausland.
BLBS und VBE halten die Novellierung des Berufsbildungsgesetzes deshalb für dringlich. Gebühren für ein gestörtes Ausbildungssystem zu erheben, ist aber einfallslos, bekräftigen Günter Besenfelder und Ludwig Eckinger.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband Bildung und Erziehung e.V. (VBE)
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