Pressemitteilung | k.A.

Blamage für Wirtschaftsstandort Deutschland: Industrie kann keine innovativen Eisenbahnzüge liefern / Fahrgastverband fordert Bundesländer zum Handeln auf

(München) - Eisenbahnindustrie und Eisenbahnunternehmen sind nicht in der Lage, innovative Eisenbahnzüge für den Schnellzugverkehr abseits der Hochgeschwindigkeitsstrecken anzubieten. Das ist das Ergebnis einer Ausschreibung der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, die gestern wegen unzureichender Angebote zurückgezogen wurde.

"Wir halten das für eine einzigartige Blamage für den Wirtschaftsstandort Deutschland", erklärt Rainer Engel, Sprecher des Fahrgastverbandes PRO BAHN e.V. In Bayern sollen nach dem Willen des Auftraggebers schnelle Neigezüge den Verkehr von Hof über Regensburg, München bis Oberstdorf im Allgäu besorgen. Eine Verlängerung der Linie bis Leipzig oder Dresden wäre durchaus möglich. "Niemand hat die geeigneten Fahrzeuge angeboten", kommentiert Engel. "Das haben wir kommen sehen, das ist kein bayerisches Problem." Tatsächlich gibt es geeignete Züge: in Norwegen verkehrt der "Talent" von Bombardier, Aachen; der sich auch schon in anderer Ausrüstung im deutschen Regionalverkehr bewährt hat, und Talgo-Gliederzüge haben sich in Spanien bewährt, in Deutschland verkehren sie bereits als Nachtzüge. Aber keines der Konzepte hat in Deutschland eine ausreichende Erprobung und Zulassung für den Einsatz im Schnellzugverkehr.

Ursache ist das Desinteresse der Deutschen Bahn an solchen Fahrzeugen. Das Staatsunternehmen hatte sich bundesweit aus dem Geschäft abseits der ICE-Magistralen zurückgezogen. Eine beispiellose Pannenserie hat darüber hinaus die Neigetechnik in Verruf gebracht: 20 Diesel-ICE-Züge sind wegen technischer Mängel aus dem Verkehr gezogen, an ihrer Stelle verkehren jetzt Nahverkehrstriebwagen mit Intercity-Bemalung von Nürnberg nach Dresden.

Die Neigetechnik, mit der kurvenreiche Altstrecken schneller durchfahren werden können, ist in anderen Staaten wie Schweden und Italien weiterentwickelt worden und funktioniert anstandslos. "Die Bundesländer haben hier die Entwicklung verschlafen", so Engel.

Die Regionen sind dringend auf schnelle Verbindungen auf herkömmlichen Bahnlinien angewiesen. "Wenn die Bundesländer, die jährlich 6 Milliarden Euro Zuschüsse für den Regionalverkehr verwalten, jetzt nicht in die aktive technische Entwicklung einsteigen, dann gibt es bald in vielen Regionen keine schnellen Züge mehr. Beispielsweise droht der Verbindung vom Ruhrgebiet nach Erfurt aus diesem Grund schon 2006 die Einstellung.

Quelle und Kontaktadresse:
PRO BAHN e.V. Gemeinnütziger Fahrgastverband Schwanthalerstr. 74, 80336 München Telefon: 089/54456213, Telefax: 089/54456214

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