Pressemitteilung | Bitkom e.V.

Bitkom zur Debatte um Cell-Broadcast

(Berlin) - Nach der Hochwasser-Katastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen wird in Deutschland die Einführung von Cell-Broadcast für den Versand von Warnnachrichten diskutiert. Dazu erklärt Bitkom-Präsident Achim Berg:

"Der Katastrophenschutz in Deutschland muss dringend um weitere Meldewege erweitert werden, um alle Menschen zuverlässig und zeitnah bei Gefahrenlagen warnen zu können. Die Warn-Apps "Katwarn" und "NINA" reichen dafür bislang leider nicht aus, weil zu wenig Menschen diese Apps installiert haben. Eine stärkere Bewerbung dieser Apps durch die Behörden wäre also wichtig und könnte die Verbreitung von Warnungen umgehend verbessern. Im Katastrophenfall müssen Massen von Menschen unverzüglich und verständlich informiert werden. Sirenen können Aufmerksamkeit schaffen, aber keine Handlungsempfehlungen geben. Die notwendigen Informationen können zumindest alle Menschen mit Handy über Cell-Broadcast-Systeme erreichen, ohne besondere App. Mit dem System wird allen Handys innerhalb einer Funkzelle und damit lokal differenzierbar eine Nachricht geschickt - unabhängig von ihrer Mobilfunknummer und der Netzauslastung. In anderen Ländern wie etwa Japan oder den Niederlanden wird Cell-Broadcast bereits erfolgreich genutzt. Deutschland muss diese weitere Informationsquelle ebenfalls nutzen. Die zuständigen Behörden sollten umgehend den Dialog mit den Netzbetreibern und Telekommunikationsunternehmen anstoßen, um Cell-Broadcast auch in Deutschland zu implementieren. Dabei muss allen Beteiligten aber bewusst sein, dass gerade ein besonders vulnerabler Teil der Gesellschaft auch über Cell-Broadcast nicht erreicht werden kann. 12 Prozent der Menschen in Deutschland verfügen über kein Handy."

Was ist Cell-Broadcast? Bitkom beantwortet die wichtigsten Fragen:

Was ist Cell-Broadcast und wie funktioniert das?

Cell-Broadcast ist ein der SMS ähnlicher Mitteilungsdienst in Mobilfunknetzen. Dabei werden kurze Textnachrichten an Handys geschickt, z.B. um im Rahmen des Katastrophenschutzes vor Gefahren zu warnen. Im Gegensatz zur normalen SMS erfolgt dabei nicht ein individueller Versand von einer Rufnummer zu einer anderen Rufnummer, sondern die Nachricht wird als "Rundfunk" von einer Stelle an alle Handys in einer oder mehreren Mobilfunkzellen parallel zugestellt. Dadurch funktioniert der Versand auch in stark ausgelasteten Mobilfunkzellen.

Wie sieht eine Cell-Broadcast-Nachricht auf dem Handy aus?

Die Darstellung auf dem Handy unterscheidet sich je nach Modell und Betriebssystem. In der Regel werden die Nachrichten deutlich sichtbar auf dem Startbildschirm als Mitteilung dargestellt. Sie sind daher nicht immer in dem normalem SMS-Ordner zu finden. Über Cell-Broadcast lassen sich keine Bilder versenden, sondern ausschließlich Textnachrichten. Die Textnachrichten können aber mit einer maximalen Nachrichtenlänge von 1395 Zeichen auch differenzierte Warnungen und Verhaltenshinweise enthalten.

Sind die Nachrichten auch auf älteren Geräten zu empfangen?

Cell-Broadcast ist im Grundsatz auf allen, auch älteren, Handys empfangbar. Es sind weder ein Smartphone noch eine besondere App erforderlich. Allerdings muss der Empfang von Cell-Broadcast-Nachrichten auf manchen Handys in den Einstellungen aktiviert werden und es müssen entsprechende Anpassungen vorgenommen werden.

Wie steht es um den Datenschutz?

Cell-Broadcast versendet Nachrichten an alle Handys in einer Mobilfunkzelle, unabhängig von der Rufnummer. Somit erfolgt die Warnung im Hinblick auf die Empfänger anonym. Der Absender ist eine berechtigte und zuständige öffentliche Behörde, die für den Inhalt und das Zielgebiet der Nachricht verantwortlich ist.

In welchen Netzen funktioniert Cell-Broadcast?

Grundsätzlich können alle Mobilfunknetze entsprechend aufgerüstet und Cell-Broadcast-fähig gemacht werden. Bisher wird Cell-Broadcast in Deutschland aber von den Behörden nicht für Warnungen eingesetzt und ist daher nicht verfügbar. Über die Einführung wird momentan diskutiert und dabei auch besprochen, wie die Warnungen möglichst alle Menschen in dem betroffenen Gebiet - unabhängig vom jeweiligen Mobilfunkanbieter - erreichen können.

In welchen Ländern wird Cell-Broadcast bereits eingesetzt?

In einigen Ländern wird Cell-Broadcast ergänzend zu anderen Verfahren für öffentliche Katastrophen-Warnungen genutzt. In Japan wird über die Technik z.B. vor Tsunamis gewarnt. Auch die USA, die Niederlande und weitere Staaten haben solche Systeme für die Warnung der Bevölkerung im Einsatz.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM) Pressestelle Albrechtstr. 10, 10117 Berlin Telefon: (030) 27576-0, Fax: (030) 27576-400

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