Bis 2030 fehlen bundesweit mindestens 81.000 Lehrkräfte!
(München) - Wie der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) auf seiner Pressekonferenz am 04. Oktober 2021 aufzeigte, fehlen in Bayern bis 2025 über 2.000 Lehrerinnen und Lehrer. Eine nun vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) und BLLV in Auftrag gegebene Studie des Bildungsforschers Prof. Klaus Klemm zeigt klar auf: die Situation wird bis 2030 dramatisch bleiben. "Es wird deutlich, was die Politik seit vielen Jahren verschlafen hat und wir an den Schulen vor Ort merken. Wir sind jetzt schon zu wenige, um den Kindern gerecht werden zu können. Wenn die Politik nicht sofort handelt, billigt sie tatenlos, dass wir auf eine Katastrophe zusteuern", so BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann. Sie fordert ein schnelles Gegensteuern und bessere Arbeitsbedingungen, damit der Lehrermangel in Zukunft der Vergangenheit angehört.
Simone Fleischmann kommentiert anlässlich der heutigen Veröffentlichung: "Der Lehrkräftemangel ist das derzeit größte Problem im Schulbereich, auch in Bayern. Er stellt eine massive Bedrohung für Bildungsqualität, -gerechtigkeit und die Zukunft unseres Freistaats dar. Die größten Herausforderungen, mit denen Schule aktuell konfrontiert ist und künftig konfrontiert sein wird, - Corona, Integration, Inklusion, Digitalisierung, Ganztagsbeschulung, - werden ohne Bereitstellung der erforderlichen personellen Ressourcen nicht zu lösen sein. Realität ist auch in Bayern: Unsere Lehrerinnen und Lehrer arbeiten schon seit langem und nochmals verstärkt durch die Pandemie an oder oberhalb ihrer Belastungsgrenze. Die notwendige individuelle Förderung von Schülerinnen und Schülern ist unter den gegebenen Rahmenbedingungen in der Regel nicht mehr leistbar." Fleischmann weiter, "Lehrkräftebedarf und -angebot dürfen von der Politik nicht länger schöngerechnet werden."
Das Fazit der Studie von Prof. Klemm in der Gesamtbetrachtung
Gegenüber den Berechnungen der Kultusministerkonferenz (KMK), die für das Jahr 2025 einen Lehrkräftemangel von 20.000 und für 2030 von 14.000 berechnet haben, weist die vorliegende Untersuchung für 2025 einen bundesweiten Lehrkräftemangel von 45.000 (+ 225 Prozent gegenüber den Berechnungen der KMK) und für 2030 von bundesweit 81.000 aus (+ 580 Prozent gegenüber den Berechnungen der KMK) aus. Der durch die drei schulpolitischen Maßnahmen Ganztagsausbau, Inklusion und die Unterstützung von Kindern in herausfordernden sozialen Lagen zusätzlich entstehende Lehrkräftebedarf ist hierin noch nicht inkludiert.
BLLV-Expertise zeigt Bedarf bereits 2018
Bereits 2018 hatte der BLLV in seiner Expertise "Zeit für Bildung - gerecht.investieren" anhand von zehn Handlungsfeldern aufgezeigt, was die Umsetzung einer bedarfsgerechten Bildung in Bayern an zeitlichen, personellen und finanziellen Ressourcen bedeuten würde. Nach Recherchen des BLLV waren es 11.000 Lehrkräfte und 1,5 Milliarden Euro, um Schule so zu gestalten, dass sie den Bedürfnissen junger Menschen gerecht wird. Dazu Fleischmann: "Damals wurden wir belächelt, dass das utopisch sei. Heute ist aber mehr denn je klar: Die Krise des Lehrermangels wird schlimmer werden. Hätte die Politik damals gehandelt, wären unsere Schulen erstens jetzt nicht in dieser prekären Lage und wir wären zweitens besser gerüstet für die Zukunft. Jetzt bekommen wir Lehrerinnen und Lehrer die Quittung für die Versäumnisse der Politik. Und letztlich vor allem unsere Kinder, denen wir nicht die Bildungsqualität bieten können, die sie verdient haben. Sollten die politisch Verantwortlichen jetzt nicht handeln, steuern sie die Schulen wissentlich mit Tatenlosigkeit gegen die Wand."
BLLV fordert Antworten und klare Entscheidungen
BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann forderte angesichts des noch größer werdenden Lehrermangels die Umsetzung der BLLV-Forderungen. Der BLLV fordert von den politisch Verantwortlichen:
- Eine ehrliche und transparente Betrachtung der Realität
- Eine Erwartungshaltung, die den beiden Krisen - Corona und dem Lehrermangel - gerecht wird
- Bessere Arbeitsbedingungen und eine gleichwertige Besoldung für alle Lehrerinnen und Lehrer
- Eine flexible Lehrerbildung.
- Mehr Zeit zur individuellen Förderung der Kinder und Jugendlichen
- Mehr echte Lehrerinnen und Lehrer und deutlich mehr multiprofessionelle Teams
- Mehr Leitungszeit, weniger Unterrichtszeit und mehr Anrechnungsstunden für Schulleitungen
- Eine bessere Ausstattung mit Verwaltungsangestellten
Die BLLV-Präsidentin macht erneut deutlich, dass es jetzt Zeit zum Handeln und nicht zum Reden ist: "Der BLLV fragt sich schon, was die Politik jetzt macht! Wieder abwarten oder endlich klare Entscheidungen treffen! Wir brauchen jetzt Sicherheit für die Zukunft und einen klaren Rahmen. Wir brauchen jetzt Klarheit und kein Rumgeeiere mehr, das unsere Kolleginnen und Kollegen an den Schulen vor Ort dann wieder ausbaden müssen! Alles andere wäre fatal."
Quelle und Kontaktadresse:
Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV)
Birte Pretz, Assistentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bavariaring 37, 80336 München
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