Biodiversitätsindikatoren / / Ein Erfolg für die Artensicherung
(Köln) - Im Juli 2014 hat der Bundesverband Mineralische Rohstoffe, MIRO, gemeinsam mit seinem europäischer Dachverband der Gesteinskörnungsproduzenten, UEPG, einen Workshop zum Thema Biodiversität am Verwaltungsstandort der Holcim Süd AG in Dotternhausen veranstaltet. Bei der Nachweisführung von Lebensraumentwicklung und Artensicherung in Gewinnungsbetrieben will MIRO Vorreiter sein. Wie die eigens dafür mit Fachleuten des Naturschutzes entwickelten Biodiversitätsindikatoren von den Unternehmen in Theorie und Praxis angewendet werden können, wurde im Rahmen der Veranstaltung vermittelt.
Die Gewinnung von Gesteinsrohstoffen hat neben der nützlichen Seite, die anwendungsnahe Nachfrage nach Kies-, Sand und Natursteinkörnungen zu bedienen, weitere unschätzbare Vorteile. Durch die Tätigkeit der Unternehmen entstehen in unserer Kulturlandschaft nämlich selten gewordene Lebensräume für zahlreiche bedrohte oder selten gewordene Arten. Auf diese Weise kommt es im Zuge der Rohstoffgewinnung zu interessanten Biodiversitätssprüngen. Kies- und Sandgruben sowie Steinbrüche werden deshalb von Umweltverbänden und Behördenvertretern mittlerweile auch als Hot-Spots der biologischen Vielfalt anerkannt.
Der international anerkannte Fachmann und Biologe Dr. Michael Rademacher (HeidelbergCement) erläuterte auf welche Weise die von der Gesteinsindustrie entwickelten Biodiversitätsindikatoren in Theorie und Praxis genutzt werden können, um den Naturschutzwert einer Gewinnungsstätte qualitativ und quantitativ zu bewerten. Die Indikatoren machen nach seinem Verständnis die Entwicklungen der biologischen Vielfalt sichtbar. Wichtig sei, dass die Ergebnisse der Messungen in einer zentralen Datenbank gespeichert würden, um eine aussagekräftige Auswertung zu ermöglichen.
Marion Hammerl, Bodenseestiftung und Global Nature Fund, hob hervor, dass die rohstoffgewinnende Industrie für die künftige Gesetzgebung der europäischen Kommission - Stichwort: No net loss - im Jahr 2015 gut aufgestellt sei. Der Ansatz "No net loss" findet sich in der EU-Strategie 2020 zur biologischen Vielfalt. Er gibt vor, dass bei Aktivitäten mit Auswirkungen auf die Natur per saldo ein Verlust an biologischer Vielfalt vermieden werden muss. In Deutschland ist dieser Ansatz mit der Eingriffsregelung verwirklicht. Um gute Voraussetzungen für weitere Genehmigungen zu haben, sei es aber zwingend erforderlich, dass der "Mehrwert" an Biodiversität, der durch die unternehmerischen Aktivitäten entsteht, auch dokumentiert werde.
Weitere Fachleute aus der Industrie und Vertreter der Umweltseite lieferten einen Überblick über den aktuellen Diskussionsstand und zeigten während der anschließenden Geländeexkursion, wie die praktische Umsetzung durch Unternehmen der Gesteinsindustrie zu handhaben ist.
Kontrovers diskutieren die Teilnehmer, ob "Biodiversität" auch ein Kriterium für die Beschaffung von Materialen bei der öffentlichen Hand (Stichwort: Öffentliches Vergabewesen) sein sollte. Die Gesteinsindustrie weist darauf hin, dass nicht alle Betriebe zur Renaturierung verpflichtet sind, sondern unter Umständen auch landwirtschaftliche Nutzflächen zur Verfügung stellen müssen. Dieser Ansatz muss innerhalb des Gesamtkonzeptes ebenfalls Berücksichtigung finden. Impliziert er doch, dass nicht immer und an allen Stellen eine hochwertige Renaturierung möglich sein kann, wenn andere Nachnutzungsvorgaben zu bedienen sind.
MIRO-Geschäftsführer RA Christian Haeser zur Veranstaltung:
"Die Referenten und die Teilnehmer führten einen informativen Austausch zu den bereits erstellten Indikatoren. Konkrete Zielsetzungen sind nach vorherrschender Meinung zu unterlassen, da die Dynamik der Natur ihre eigenen Spielregeln hat, die häufig zu nicht vorhersehbaren Ansiedlungsdynamiken führen. Sollten hier also seitens des Gesetzgebers Verbindlichkeiten aufgestellt worden sein, die andere Szenarien in den Vordergrund rücken, könnte das den gesamten Prozess zu Ungunsten der Biodiversität blockieren. Es bedarf nunmehr der Aufklärung und des Aufzeigens unserer positiven Leistungen für den Naturschutz, damit die breite Öffentlichkeit den von unseren Betrieben geschaffenen Mehrwert zu schätzen lernt. Nur durch ein konsensuales Verständnis der gebotenen Möglichkeiten können Industrie- und Umweltbelange in Einklang gebracht werden. Hier sind alle Akteure gefordert und die in MIRO organisierte Gesteinsindustrie ist bereit, ihr Möglichstes dazu beizutragen!".
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