Billigflug-Passagiere für den Bus gewinnen / DRV-Fachtagung beim Kölner RDA-Workshop
(Köln) - Der Frage Billigflieger - Fluch oder Segen für die Bustouristik? widmete sich am 19. August die traditionelle Fachtagung des Deutschen Reisebüro und Reiseveranstalter Verbands (DRV) während des RDA-Workshops in Köln. Zwar fordere der Billigflugmarkt die Busbranche heraus, offeriere aber zugleich neues Marktpotential und zusätzliche Chancen. So gelte es, mit neuen Produkten auf die Marktentwicklung zu reagieren, vor allem aber neue Absatzstrategien für solche Produkte zu entwickeln, so das Fazit von DRV-Vorstandsmitglied und Moderator Rainer Nuyken (Atouro Gruppenreisen, Untergruppenbach): Schließlich generieren günstige Flugpreise und kürzere Reisezeiten mehr Reisen. Davon können auch die Busreisenveranstalter profitieren.
Rund die Hälfte der Busunternehmen sähen sich durch Low-Cost-Carrier konkurrenziert; fast alle hielten den Billigflugverkehr nicht für eine kurzfristige Erscheinung, verwies Rainer Nuyken auf Ergebnisse einer Umfrage. Trotzdem verspürten 55 Prozent keinen Handlungsbedarf. Billigflugangebote, so Albert Happ (A. Happ GmbH, Gummersbach), stellvertretender Vorsitzender des DRV-Ausschusses Bustouristik, seien selbstverständlich eine Herausforderung für Busreisenveranstalter. Die Unternehmen müssten jedoch mit dem leben, was der Markt biete, es als Erweiterung annehmen und für eigene Geschäfte nutzen. Speziell Gäste aus dem europäischen Ausland, die früher mit nationalen Busunternehmen nach Deutschland gereist sind, kämen heute mit Niedrigpreis-Fluggesellschaften und könnten als Neukunden gewonnen werden, hob Gerd Jäger (Autobus Sippel, Hofheim-Wallau) hervor: Es gelte, neue Angebotspakete auf der Grundlage veränderter Reisegewohnheiten zu schnüren und sich der Konkurrenz mit ausländischen Busunternehmen zu stellen.
Auch Peter Hauptvogel von Air Berlin sieht gute Chancen für Kooperationen von Low-Cost-Carriern und Busunternehmen. Letztere könnten sich als Zubringer oder Anbieter von Rahmenprogrammen einen Teil der rund sechs Millionen Billigflugpassagiere, die dieses Jahr erwartet werden, erschließen. Der Skibus zum Zürich-City-Shuttle von Air Berlin könne als Vorbild einer solchen Verlinkung dienen. Ein Vorteil der Busreise liegt nach Ansicht von Peter Hauptvogel zudem in der Rundum-Reisebegleitung, die Gästen im fremdsprachigen Ausland fachkundige Informationen biete, während sich Niedrigpreis-Fluggesellschaften auf reine Transportleistungen beschränkten.
Für Petra Hedorfer (Deutsche Zentrale für Tourismus, Frankfurt am Main) ist der Bus gerade im Deutschlandtourismus, der große Gewinner des Jahres 2002: Im Vergleich zum Vorjahr habe er bei Inlandsreisen um 24,1 Prozent zugelegt. Die Vorteile des Busses lägen im flexiblen Einsatz sowie in der mittelständischen Struktur der Unternehmen. Durch das Besinnen auf Kernkompetenzen und eine engere Verknüpfung der Verkehrsträger könnte der Inlandstourismus weitere Marktteilnehmer anlocken.
Da die meisten Billigflieger Regionalflughäfen am Rande von Ballungsräumen ansteuerten, sieht Petra Hedorfer in vielen Fällen zwangsläufig den Bus als ideales Verkehrsmittel für den Weitertransport.
Kurzfristige Flugplanänderungen von Low-Cost-Airlines stellten Reisebüros vor große Probleme, hieß es in der Diskussion. Aufgrund mangelnder Alternativen litten Kunden und mittelständische Reiseunternehmen gleichermaßen darunter. Auch die Anwendung geltenden Rechts, bei Flugverspätungen oder -absagen entsprechenden Ersatz oder eine Alternativbeförderung sicherzustellen, lasse noch zu wünschen übrig.
Quelle und Kontaktadresse:
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